Wir untersuchen zuförderst, worauf sich der Glaube erstrecken müsse, welchen die Schrift von uns fordert. Sie schei- net nicht in allen Stellen auf einerlei Glauben zu dringen. An dem einem Orte fordert sie den Glauben an GOtt, und daß er ein Vergelter seyn werde de- nen, die ihn suchen, Ebr. Cap. 11. v. 6. Röm. Cap. 4. v. 24. An andern Or- ten verlanget sie bloß den Glauben an JEsum, Apost. Gesch. Cap. 16. v. 31. noch an einem andern Orte den Glau- ben an das gantze Evangelium, Marc. Cap. 1. v. 15. Johannes giebt Anlei- tung überhaupt den Zeugnissen GOttes von seinem Sohn zu glauben, 1. Joh. Cap. 5. v. 9. 10. 11. Petrus lobt die- jenigen, welche auf das Prophetische Wort achten und folglich selbigem glau- ben, 2. Pet. Cap. 1. v. 19. 20. 21. und Paulus tadelt überhaupt diejenigen, wel- che die Liebe zu der Warheit, die sie pre- digten, nicht angenommen, und also ih- rer sämtlichen Lehre keinen Glauben bey- messen wollen. 2. Thessal. Cap. 2. v. 10. Wir müsten wider die Lehre des Erlösers mehr als einen Weg zum Him- mel annehmen, wenn wir dafür halten wolten, daß von verschiedenen Menschen zu einer Zeit und unter einerlei Umstän-
den
§. 6.
Worauf ſich der Glaube beziehe?
Wir unterſuchen zufoͤrderſt, worauf ſich der Glaube erſtrecken muͤſſe, welchen die Schrift von uns fordert. Sie ſchei- net nicht in allen Stellen auf einerlei Glauben zu dringen. An dem einem Orte fordert ſie den Glauben an GOtt, und daß er ein Vergelter ſeyn werde de- nen, die ihn ſuchen, Ebr. Cap. 11. v. 6. Roͤm. Cap. 4. v. 24. An andern Or- ten verlanget ſie bloß den Glauben an JEſum, Apoſt. Geſch. Cap. 16. v. 31. noch an einem andern Orte den Glau- ben an das gantze Evangelium, Marc. Cap. 1. v. 15. Johannes giebt Anlei- tung uͤberhaupt den Zeugniſſen GOttes von ſeinem Sohn zu glauben, 1. Joh. Cap. 5. v. 9. 10. 11. Petrus lobt die- jenigen, welche auf das Prophetiſche Wort achten und folglich ſelbigem glau- ben, 2. Pet. Cap. 1. v. 19. 20. 21. und Paulus tadelt uͤberhaupt diejenigen, wel- che die Liebe zu der Warheit, die ſie pre- digten, nicht angenommen, und alſo ih- rer ſaͤmtlichen Lehre keinen Glauben bey- meſſen wollen. 2. Theſſal. Cap. 2. v. 10. Wir muͤſten wider die Lehre des Erloͤſers mehr als einen Weg zum Him- mel annehmen, wenn wir dafuͤr halten wolten, daß von verſchiedenen Menſchen zu einer Zeit und unter einerlei Umſtaͤn-
den
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[492[488]/0524]
§. 6.
Wir unterſuchen zufoͤrderſt, worauf
ſich der Glaube erſtrecken muͤſſe, welchen
die Schrift von uns fordert. Sie ſchei-
net nicht in allen Stellen auf einerlei
Glauben zu dringen. An dem einem
Orte fordert ſie den Glauben an GOtt,
und daß er ein Vergelter ſeyn werde de-
nen, die ihn ſuchen, Ebr. Cap. 11. v. 6.
Roͤm. Cap. 4. v. 24. An andern Or-
ten verlanget ſie bloß den Glauben an
JEſum, Apoſt. Geſch. Cap. 16. v. 31.
noch an einem andern Orte den Glau-
ben an das gantze Evangelium, Marc.
Cap. 1. v. 15. Johannes giebt Anlei-
tung uͤberhaupt den Zeugniſſen GOttes
von ſeinem Sohn zu glauben, 1. Joh.
Cap. 5. v. 9. 10. 11. Petrus lobt die-
jenigen, welche auf das Prophetiſche
Wort achten und folglich ſelbigem glau-
ben, 2. Pet. Cap. 1. v. 19. 20. 21. und
Paulus tadelt uͤberhaupt diejenigen, wel-
che die Liebe zu der Warheit, die ſie pre-
digten, nicht angenommen, und alſo ih-
rer ſaͤmtlichen Lehre keinen Glauben bey-
meſſen wollen. 2. Theſſal. Cap. 2. v.
10. Wir muͤſten wider die Lehre des
Erloͤſers mehr als einen Weg zum Him-
mel annehmen, wenn wir dafuͤr halten
wolten, daß von verſchiedenen Menſchen
zu einer Zeit und unter einerlei Umſtaͤn-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 492[488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/524>, abgerufen am 27.11.2024.
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