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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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habt. Wir wollen zuerst darthun, daß
GOtt die Art durch eine Gnugthuung
Gnade zu erzeigen erwehlet, weil in der-
selben besondere Ordnung und Schön-


heit
Schluß ist mit andern nur dieser: Man
siehet, daß viele andere wunderbahre Din-
ge durch die Kräfte der Natur bewerck-
stelliget werden, derowegen wird die Be-
wegung des Mondes auch ohne Wun-
derwerck möglich seyn und geschehen.
Wer siebet aber nicht, daß dieser Schluß
grosse Lücken hat, welche noch kein Welt-
weiser mit an einander hangenden Grün-
den gefüllet? Wolte aber jemand diese
Lücken vollmachen und zeigen, daß die
Bewegung des Mondes ohne eine be-
sondere bewegende Macht GOttes mög-
lich sey, wie viel müste derselbe nicht
wissen, so den menschlichen Verstand
übersteiget? Er müste die Natur der Li-
nie, in welcher sich der Mond beweget,
genau inne haben. Er müste die Wür-
ckungen zusammengesetzter Kräfte wol
kennen. Er müste wissen, was die Ein-
heiten der Natur vor sich allein, und
wenn sie mit einander Athmosphären und
andere Cörper ausmachen, vermögen,
und was durch dieses Vermögen gesche-
hen könne, wenn verschiedene Weltcör-
per mit grossen Athmosphären neben
einander gestellt werden. Wessen Weiß-
heit aber gehet so weit, daß er dieses al-
les einsehen könte? Wir sind noch nicht
einmal so weit kommen, daß wir die
rechte





habt. Wir wollen zuerſt darthun, daß
GOtt die Art durch eine Gnugthuung
Gnade zu erzeigen erwehlet, weil in der-
ſelben beſondere Ordnung und Schoͤn-


heit
Schluß iſt mit andern nur dieſer: Man
ſiehet, daß viele andere wunderbahre Din-
ge durch die Kraͤfte der Natur bewerck-
ſtelliget werden, derowegen wird die Be-
wegung des Mondes auch ohne Wun-
derwerck moͤglich ſeyn und geſchehen.
Wer ſiebet aber nicht, daß dieſer Schluß
groſſe Luͤcken hat, welche noch kein Welt-
weiſer mit an einander hangenden Gruͤn-
den gefuͤllet? Wolte aber jemand dieſe
Luͤcken vollmachen und zeigen, daß die
Bewegung des Mondes ohne eine be-
ſondere bewegende Macht GOttes moͤg-
lich ſey, wie viel muͤſte derſelbe nicht
wiſſen, ſo den menſchlichen Verſtand
uͤberſteiget? Er muͤſte die Natur der Li-
nie, in welcher ſich der Mond beweget,
genau inne haben. Er muͤſte die Wuͤr-
ckungen zuſammengeſetzter Kraͤfte wol
kennen. Er muͤſte wiſſen, was die Ein-
heiten der Natur vor ſich allein, und
wenn ſie mit einander Athmoſphaͤren und
andere Coͤrper ausmachen, vermoͤgen,
und was durch dieſes Vermoͤgen geſche-
hen koͤnne, wenn verſchiedene Weltcoͤr-
per mit groſſen Athmoſphaͤren neben
einander geſtellt werden. Weſſen Weiß-
heit aber gehet ſo weit, daß er dieſes al-
les einſehen koͤnte? Wir ſind noch nicht
einmal ſo weit kommen, daß wir die
rechte
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[394[390]/0426] habt. Wir wollen zuerſt darthun, daß GOtt die Art durch eine Gnugthuung Gnade zu erzeigen erwehlet, weil in der- ſelben beſondere Ordnung und Schoͤn- heit (*) (*) Schluß iſt mit andern nur dieſer: Man ſiehet, daß viele andere wunderbahre Din- ge durch die Kraͤfte der Natur bewerck- ſtelliget werden, derowegen wird die Be- wegung des Mondes auch ohne Wun- derwerck moͤglich ſeyn und geſchehen. Wer ſiebet aber nicht, daß dieſer Schluß groſſe Luͤcken hat, welche noch kein Welt- weiſer mit an einander hangenden Gruͤn- den gefuͤllet? Wolte aber jemand dieſe Luͤcken vollmachen und zeigen, daß die Bewegung des Mondes ohne eine be- ſondere bewegende Macht GOttes moͤg- lich ſey, wie viel muͤſte derſelbe nicht wiſſen, ſo den menſchlichen Verſtand uͤberſteiget? Er muͤſte die Natur der Li- nie, in welcher ſich der Mond beweget, genau inne haben. Er muͤſte die Wuͤr- ckungen zuſammengeſetzter Kraͤfte wol kennen. Er muͤſte wiſſen, was die Ein- heiten der Natur vor ſich allein, und wenn ſie mit einander Athmoſphaͤren und andere Coͤrper ausmachen, vermoͤgen, und was durch dieſes Vermoͤgen geſche- hen koͤnne, wenn verſchiedene Weltcoͤr- per mit groſſen Athmoſphaͤren neben einander geſtellt werden. Weſſen Weiß- heit aber gehet ſo weit, daß er dieſes al- les einſehen koͤnte? Wir ſind noch nicht einmal ſo weit kommen, daß wir die rechte

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 394[390]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/426>, abgerufen am 24.11.2024.