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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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chen Gnugthuung redet, Gründe finden
können, woraus mit Gewißheit zu schlies-
sen: GOtt habe würcklich dergleichen
Absichten bey der Gnugthuung JEsu ge-


habt.
Z. E. eine helle Finsterniß, ein trocknes
Naß, ein dreyeckigter Zircul u. d. g. m.
Möglich aber ist dasjenige, worinne
nichts enthalten, so das andere aufhe-
bet. Wird nun nicht nöthig seyn, daß
derjenige, welcher von der Möglichkeit
oder Unmöglichkeit eines Dinges urthei-
len und seiner Sache recht gewiß seyn
will, die vornehmsten, oder auch in etli-
chen Fällen wol alle. Umstände desselben
sich deutlich vorstellen könne? Jst je-
mand dieses zu thun nicht im Stande,
so darff er sich auch nicht unterstehen von
der Möglichkeit oder Unmöglichkeit ei-
nes Dinges zu urtheilen, denn er kan
leicht einige Umstände, deren Erkäntniß
hiezu nöthig, vorbey gehen, und daher
ein falsches Urtheil fällen. Jch halte z. E.
dafür, daß keiner auch von den grösten
Mathematicis und Phisicis hinlängliche
Gründe hat, mit Gewißheit auszumachen,
daß die gantz besondere Bewegung des
Mondes um die Erde und mit der Er-
de um die Sonne ohne eine beständige
Regierung des höchsten Wesens möglich
sey. Jch muthmasse zwar selbst, daß
diese Bewegung bloß durch natürliche
Ursachen zu wege gebracht werde: Allein
ich gestehe, daß ich es nicht mit rechter
Gewißheit beweisen kan. Denn mein
Schluß
B b 5





chen Gnugthuung redet, Gruͤnde finden
koͤnnen, woraus mit Gewißheit zu ſchlieſ-
ſen: GOtt habe wuͤrcklich dergleichen
Abſichten bey der Gnugthuung JEſu ge-


habt.
Z. E. eine helle Finſterniß, ein trocknes
Naß, ein dreyeckigter Zircul u. d. g. m.
Moͤglich aber iſt dasjenige, worinne
nichts enthalten, ſo das andere aufhe-
bet. Wird nun nicht noͤthig ſeyn, daß
derjenige, welcher von der Moͤglichkeit
oder Unmoͤglichkeit eines Dinges urthei-
len und ſeiner Sache recht gewiß ſeyn
will, die vornehmſten, oder auch in etli-
chen Faͤllen wol alle. Umſtaͤnde deſſelben
ſich deutlich vorſtellen koͤnne? Jſt je-
mand dieſes zu thun nicht im Stande,
ſo darff er ſich auch nicht unterſtehen von
der Moͤglichkeit oder Unmoͤglichkeit ei-
nes Dinges zu urtheilen, denn er kan
leicht einige Umſtaͤnde, deren Erkaͤntniß
hiezu noͤthig, vorbey gehen, und daher
ein falſches Urtheil faͤllen. Jch halte z. E.
dafuͤr, daß keiner auch von den groͤſten
Mathematicis und Phiſicis hinlaͤngliche
Gruͤnde hat, mit Gewißheit auszumachen,
daß die gantz beſondere Bewegung des
Mondes um die Erde und mit der Er-
de um die Sonne ohne eine beſtaͤndige
Regierung des hoͤchſten Weſens moͤglich
ſey. Jch muthmaſſe zwar ſelbſt, daß
dieſe Bewegung bloß durch natuͤrliche
Urſachen zu wege gebracht werde: Allein
ich geſtehe, daß ich es nicht mit rechter
Gewißheit beweiſen kan. Denn mein
Schluß
B b 5
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[393[389]/0425] chen Gnugthuung redet, Gruͤnde finden koͤnnen, woraus mit Gewißheit zu ſchlieſ- ſen: GOtt habe wuͤrcklich dergleichen Abſichten bey der Gnugthuung JEſu ge- habt. (*) (*) Z. E. eine helle Finſterniß, ein trocknes Naß, ein dreyeckigter Zircul u. d. g. m. Moͤglich aber iſt dasjenige, worinne nichts enthalten, ſo das andere aufhe- bet. Wird nun nicht noͤthig ſeyn, daß derjenige, welcher von der Moͤglichkeit oder Unmoͤglichkeit eines Dinges urthei- len und ſeiner Sache recht gewiß ſeyn will, die vornehmſten, oder auch in etli- chen Faͤllen wol alle. Umſtaͤnde deſſelben ſich deutlich vorſtellen koͤnne? Jſt je- mand dieſes zu thun nicht im Stande, ſo darff er ſich auch nicht unterſtehen von der Moͤglichkeit oder Unmoͤglichkeit ei- nes Dinges zu urtheilen, denn er kan leicht einige Umſtaͤnde, deren Erkaͤntniß hiezu noͤthig, vorbey gehen, und daher ein falſches Urtheil faͤllen. Jch halte z. E. dafuͤr, daß keiner auch von den groͤſten Mathematicis und Phiſicis hinlaͤngliche Gruͤnde hat, mit Gewißheit auszumachen, daß die gantz beſondere Bewegung des Mondes um die Erde und mit der Er- de um die Sonne ohne eine beſtaͤndige Regierung des hoͤchſten Weſens moͤglich ſey. Jch muthmaſſe zwar ſelbſt, daß dieſe Bewegung bloß durch natuͤrliche Urſachen zu wege gebracht werde: Allein ich geſtehe, daß ich es nicht mit rechter Gewißheit beweiſen kan. Denn mein Schluß B b 5

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 393[389]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/425>, abgerufen am 24.11.2024.