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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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GOtt auch z. E. den Menschen nicht an-
ders, als mit den Schrancken erschaffen
können, welche sein Wesen nothwendig
mit sich verknüpft hat. Hätte er dieses
nicht t[h]un wollen, so wären unsere Sub-
stantzen in dem Nichts geblieben, und nur
andere von einer höhern Art an unsere
Stelle gesetzet worden. Wer derowegen
fragt, warum GOtt den gefallenen Gei-


stern
der Wein, so in demselben gehalten wird.
Die Substantzen aber und ihre Kräfte sind
nicht ein Ding, und können nicht von ein-
ander getrennet werden, ausser nur in un-
sern Gedancken, in welchen wir östers et-
was dichten, welches in der Natur nicht
so beschaffen ist, wie wir dencken. Siehe
IO. PET. REVSCHII Systema metaphysi-
cum §. 537. p.
360. Vielleicht meinet
jemand durch die Erfahrung übersührt zu
seyn, daß die Kraft eines Dinges ohne
Verwandelung der Substantz könne erhö-
het werden. Z. E. Man könne die Kraft
eines Steines dergestalt erhöhen, daß er
ein Loch in die Erde mache, indem man
ihn von einem hohen Thurne herunter
wirft. Man bemercke aber, daß durch den
Fall die Kraft des Steines, d. i. sein Jn-
neres, so ihn wircksam machet, nicht ver-
mehret, sondern nur in die Umstände ge-
setzt werde, daß sie sich äussern kan. Denn
die Kraft ein Loch in die Erde zu fallen hat
er so bald gehabt, als er hat angefangen
ein Stein zu seyn. Siehe GEORG. ERH.
HAMBERGERI
Physica
§. 31.
U 3





GOtt auch z. E. den Menſchen nicht an-
ders, als mit den Schrancken erſchaffen
koͤnnen, welche ſein Weſen nothwendig
mit ſich verknuͤpft hat. Haͤtte er dieſes
nicht t[h]un wollen, ſo waͤren unſere Sub-
ſtantzen in dem Nichts geblieben, und nur
andere von einer hoͤhern Art an unſere
Stelle geſetzet worden. Wer derowegen
fragt, warum GOtt den gefallenen Gei-


ſtern
der Wein, ſo in demſelben gehalten wird.
Die Subſtantzen aber und ihre Kraͤfte ſind
nicht ein Ding, und koͤnnen nicht von ein-
ander getrennet werden, auſſer nur in un-
ſern Gedancken, in welchen wir oͤſters et-
was dichten, welches in der Natur nicht
ſo beſchaffen iſt, wie wir dencken. Siehe
IO. PET. REVSCHII Syſtema metaphyſi-
cum §. 537. p.
360. Vielleicht meinet
jemand durch die Erfahrung uͤberſuͤhrt zu
ſeyn, daß die Kraft eines Dinges ohne
Verwandelung der Subſtantz koͤnne erhoͤ-
het werden. Z. E. Man koͤnne die Kraft
eines Steines dergeſtalt erhoͤhen, daß er
ein Loch in die Erde mache, indem man
ihn von einem hohen Thurne herunter
wirft. Man bemercke aber, daß durch den
Fall die Kraft des Steines, d. i. ſein Jn-
neres, ſo ihn wirckſam machet, nicht ver-
mehret, ſondern nur in die Umſtaͤnde ge-
ſetzt werde, daß ſie ſich aͤuſſern kan. Denn
die Kraft ein Loch in die Erde zu fallen hat
er ſo bald gehabt, als er hat angefangen
ein Stein zu ſeyn. Siehe GEORG. ERH.
HAMBERGERI
Phyſica
§. 31.
U 3
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[309[305]/0341] GOtt auch z. E. den Menſchen nicht an- ders, als mit den Schrancken erſchaffen koͤnnen, welche ſein Weſen nothwendig mit ſich verknuͤpft hat. Haͤtte er dieſes nicht thun wollen, ſo waͤren unſere Sub- ſtantzen in dem Nichts geblieben, und nur andere von einer hoͤhern Art an unſere Stelle geſetzet worden. Wer derowegen fragt, warum GOtt den gefallenen Gei- ſtern (*) (*) der Wein, ſo in demſelben gehalten wird. Die Subſtantzen aber und ihre Kraͤfte ſind nicht ein Ding, und koͤnnen nicht von ein- ander getrennet werden, auſſer nur in un- ſern Gedancken, in welchen wir oͤſters et- was dichten, welches in der Natur nicht ſo beſchaffen iſt, wie wir dencken. Siehe IO. PET. REVSCHII Syſtema metaphyſi- cum §. 537. p. 360. Vielleicht meinet jemand durch die Erfahrung uͤberſuͤhrt zu ſeyn, daß die Kraft eines Dinges ohne Verwandelung der Subſtantz koͤnne erhoͤ- het werden. Z. E. Man koͤnne die Kraft eines Steines dergeſtalt erhoͤhen, daß er ein Loch in die Erde mache, indem man ihn von einem hohen Thurne herunter wirft. Man bemercke aber, daß durch den Fall die Kraft des Steines, d. i. ſein Jn- neres, ſo ihn wirckſam machet, nicht ver- mehret, ſondern nur in die Umſtaͤnde ge- ſetzt werde, daß ſie ſich aͤuſſern kan. Denn die Kraft ein Loch in die Erde zu fallen hat er ſo bald gehabt, als er hat angefangen ein Stein zu ſeyn. Siehe GEORG. ERH. HAMBERGERI Phyſica §. 31. U 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 309[305]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/341>, abgerufen am 23.11.2024.