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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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stern nicht eine höhere Kraft vernünftig zu
dencken gegeben, der sagt nichts anders, als
warum hat GOtt die Geister von der nie-
dern Art nicht in dem Nichts gelassen und
deren Platz Geistern von einer höhern Ord-
nung angewiesen? welches eben die zweyte
Frage ist, die wir beantworten müssen.

§. 18.
Zweifel
dargegen.

Ehe ich auf diese zweyte Frage meine
Antwort gebe, muß ich einem Zweifel zu-
vor kommen, welcher vielleicht verschiede-
nen entstehen möchte, wenn ich behaupte:
es hätte die Kraft der gefallenen Geister
bey der Schöpfung nicht ohne eine völlige
Verwandelung ihrer Substantzen derge-
stalt können erhöhet werden, daß sie vor
allem Jrrthum und Sünde wären voll-
kommen
sicher gewesen. Vielleicht
denckt jemand: die Kraft vernünftig zu
dencken, welche ihnen der Schöpfer bey
ihrem ersten Anfang gegeben, wäre schon
darzu hinlänglich gewesen, wenn er sie nur
gleich anfänglich in andere äuserliche Um-
stände gesetzet hätte. Die guten Engel
sind die Substantzen geblieben, die sie vom
Anfange gewesen, die Seelen der seeligen
Menschen werden gleichfals in keine ande-
re Substantzen verwandelt. Beide sind
indessen sicher für allem verführenden Jrr-
thum, und kein Gedancke entstehet in ih-
nen, welcher eine böse Lust zeugete. Hät-

te





ſtern nicht eine hoͤhere Kraft vernuͤnftig zu
dencken gegeben, der ſagt nichts anders, als
warum hat GOtt die Geiſter von der nie-
dern Art nicht in dem Nichts gelaſſen und
deren Platz Geiſtern von einer hoͤhern Ord-
nung angewieſen? welches eben die zweyte
Frage iſt, die wir beantworten muͤſſen.

§. 18.
Zweifel
dargegen.

Ehe ich auf dieſe zweyte Frage meine
Antwort gebe, muß ich einem Zweifel zu-
vor kommen, welcher vielleicht verſchiede-
nen entſtehen moͤchte, wenn ich behaupte:
es haͤtte die Kraft der gefallenen Geiſter
bey der Schoͤpfung nicht ohne eine voͤllige
Verwandelung ihrer Subſtantzen derge-
ſtalt koͤnnen erhoͤhet werden, daß ſie vor
allem Jrrthum und Suͤnde waͤren voll-
kommen
ſicher geweſen. Vielleicht
denckt jemand: die Kraft vernuͤnftig zu
dencken, welche ihnen der Schoͤpfer bey
ihrem erſten Anfang gegeben, waͤre ſchon
darzu hinlaͤnglich geweſen, wenn er ſie nur
gleich anfaͤnglich in andere aͤuſerliche Um-
ſtaͤnde geſetzet haͤtte. Die guten Engel
ſind die Subſtantzen geblieben, die ſie vom
Anfange geweſen, die Seelen der ſeeligen
Menſchen werden gleichfals in keine ande-
re Subſtantzen verwandelt. Beide ſind
indeſſen ſicher fuͤr allem verfuͤhrenden Jrr-
thum, und kein Gedancke entſtehet in ih-
nen, welcher eine boͤſe Luſt zeugete. Haͤt-

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[310[306]/0342] ſtern nicht eine hoͤhere Kraft vernuͤnftig zu dencken gegeben, der ſagt nichts anders, als warum hat GOtt die Geiſter von der nie- dern Art nicht in dem Nichts gelaſſen und deren Platz Geiſtern von einer hoͤhern Ord- nung angewieſen? welches eben die zweyte Frage iſt, die wir beantworten muͤſſen. §. 18. Ehe ich auf dieſe zweyte Frage meine Antwort gebe, muß ich einem Zweifel zu- vor kommen, welcher vielleicht verſchiede- nen entſtehen moͤchte, wenn ich behaupte: es haͤtte die Kraft der gefallenen Geiſter bey der Schoͤpfung nicht ohne eine voͤllige Verwandelung ihrer Subſtantzen derge- ſtalt koͤnnen erhoͤhet werden, daß ſie vor allem Jrrthum und Suͤnde waͤren voll- kommen ſicher geweſen. Vielleicht denckt jemand: die Kraft vernuͤnftig zu dencken, welche ihnen der Schoͤpfer bey ihrem erſten Anfang gegeben, waͤre ſchon darzu hinlaͤnglich geweſen, wenn er ſie nur gleich anfaͤnglich in andere aͤuſerliche Um- ſtaͤnde geſetzet haͤtte. Die guten Engel ſind die Subſtantzen geblieben, die ſie vom Anfange geweſen, die Seelen der ſeeligen Menſchen werden gleichfals in keine ande- re Subſtantzen verwandelt. Beide ſind indeſſen ſicher fuͤr allem verfuͤhrenden Jrr- thum, und kein Gedancke entſtehet in ih- nen, welcher eine boͤſe Luſt zeugete. Haͤt- te

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 310[306]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/342>, abgerufen am 23.11.2024.