der heilsamsten Gesetze des weisesten Köni- ges ihre Glückseeligkeit befördern, als wenn sie selbige verlassen, und den Weg des Verderbens erwehlen. Denn Of- fenbahrung und Vernunft stimmen ja darinne mit einander überein, daß GOtt nichts mehr suche, als das Glück seiner Bürger, und also auch die Beobachtung seiner Gesetze, ohne welche die seelige Ru- he dieser so grossen Gesellschaft nicht be- stehen kan.
§. 6.
Auflö- sung des- selben.
Allein man bemercke, daß nicht von uns gesagt worden: es sey besser, daß böse Handlungen in der Welt fürge- nommen werden, als daß der Wille derjenigen, welche mit einem Ver- stande ausgezieret worden, sich nach den Gesetzen GOttes richte; sondern die Zulassung des Bösen sey vortheil- hafter in dem Reiche GOttes, als die gewaltsame Verhinderung des- selben. Denn daß es weit zuträglicher wäre und die Glückseeligkeit der Welt weit höher stiege, wenn diejenigen, wel- che der Schöpfer durch die Vernunft über andere Creaturen erhaben, sich in ihrer Freyheit und ungezwungen vom Anfang her zum Guten gelencket, wird nicht leicht jemand leugnen. Es ist dieses gar zu
klar
der heilſamſten Geſetze des weiſeſten Koͤni- ges ihre Gluͤckſeeligkeit befoͤrdern, als wenn ſie ſelbige verlaſſen, und den Weg des Verderbens erwehlen. Denn Of- fenbahrung und Vernunft ſtimmen ja darinne mit einander uͤberein, daß GOtt nichts mehr ſuche, als das Gluͤck ſeiner Buͤrger, und alſo auch die Beobachtung ſeiner Geſetze, ohne welche die ſeelige Ru- he dieſer ſo groſſen Geſellſchaft nicht be- ſtehen kan.
§. 6.
Aufloͤ- ſung deſ- ſelben.
Allein man bemercke, daß nicht von uns geſagt worden: es ſey beſſer, daß boͤſe Handlungen in der Welt fuͤrge- nommen werden, als daß der Wille derjenigen, welche mit einem Ver- ſtande ausgezieret worden, ſich nach den Geſetzen GOttes richte; ſondern die Zulaſſung des Boͤſen ſey vortheil- hafter in dem Reiche GOttes, als die gewaltſame Verhinderung deſ- ſelben. Denn daß es weit zutraͤglicher waͤre und die Gluͤckſeeligkeit der Welt weit hoͤher ſtiege, wenn diejenigen, wel- che der Schoͤpfer durch die Vernunft uͤber andere Creaturen erhaben, ſich in ihrer Freyheit und ungezwungen vom Anfang her zum Guten gelencket, wird nicht leicht jemand leugnen. Es iſt dieſes gar zu
klar
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[290[286]/0322]
der heilſamſten Geſetze des weiſeſten Koͤni-
ges ihre Gluͤckſeeligkeit befoͤrdern, als
wenn ſie ſelbige verlaſſen, und den Weg
des Verderbens erwehlen. Denn Of-
fenbahrung und Vernunft ſtimmen ja
darinne mit einander uͤberein, daß GOtt
nichts mehr ſuche, als das Gluͤck ſeiner
Buͤrger, und alſo auch die Beobachtung
ſeiner Geſetze, ohne welche die ſeelige Ru-
he dieſer ſo groſſen Geſellſchaft nicht be-
ſtehen kan.
§. 6.
Allein man bemercke, daß nicht von
uns geſagt worden: es ſey beſſer, daß
boͤſe Handlungen in der Welt fuͤrge-
nommen werden, als daß der Wille
derjenigen, welche mit einem Ver-
ſtande ausgezieret worden, ſich nach
den Geſetzen GOttes richte; ſondern
die Zulaſſung des Boͤſen ſey vortheil-
hafter in dem Reiche GOttes, als
die gewaltſame Verhinderung deſ-
ſelben. Denn daß es weit zutraͤglicher
waͤre und die Gluͤckſeeligkeit der Welt
weit hoͤher ſtiege, wenn diejenigen, wel-
che der Schoͤpfer durch die Vernunft uͤber
andere Creaturen erhaben, ſich in ihrer
Freyheit und ungezwungen vom Anfang
her zum Guten gelencket, wird nicht leicht
jemand leugnen. Es iſt dieſes gar zu
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 290[286]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/322>, abgerufen am 24.11.2024.
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