Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Animi praestantissimi, schreibt Plato an
Dionys, haec ita se habere divinant, deterri-
mi autem contra. Sed majoris fidei sunt divi-
norum virorum praesagia, quam aliorum
(*).

Nicht ein kahler Fels; -- eine athmende
Veste dringt hervor aus den Eingeweiden der
Erde, und erhebt sich über die Wolken; ein
Altar des Ewigen, um den von jeher alle
Völker sich versammelt haben: Gewissen,
Religion
.

Sind das nur Gespenster, Erhard?

"Wer wird so frech seyn -- lese ich in
Deinem Briefe --" und Gespenster läugnen?
"Sie erscheinen so gewiß, als es Mondenlicht,
"Nachtlampenschein, ein halbes Erwachen aus
"Träumen, eine bildende Fantasie giebt.
"Auch der kann sie noch sehen, der schon im
"Besitze der Theorie ihrer Erscheinungen ist,

(*) Plat. Ep. II. Ed. Bip. Tom. XI. p. 66.

Animi præſtantiſſimi, ſchreibt Plato an
Dionys, hæc ita ſe habere divinant, deterri-
mi autem contra. Sed majoris fidei ſunt divi-
norum virorum præſagia, quam aliorum
(*).

Nicht ein kahler Fels; — eine athmende
Veſte dringt hervor aus den Eingeweiden der
Erde, und erhebt ſich uͤber die Wolken; ein
Altar des Ewigen, um den von jeher alle
Voͤlker ſich verſammelt haben: Gewiſſen,
Religion
.

Sind das nur Geſpenſter, Erhard?

„Wer wird ſo frech ſeyn — leſe ich in
Deinem Briefe —” und Geſpenſter laͤugnen?
„Sie erſcheinen ſo gewiß, als es Mondenlicht,
„Nachtlampenſchein, ein halbes Erwachen aus
„Traͤumen, eine bildende Fantaſie giebt.
„Auch der kann ſie noch ſehen, der ſchon im
„Beſitze der Theorie ihrer Erſcheinungen iſt,

(*) Plat. Ep. II. Ed. Bip. Tom. XI. p. 66.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0339" n="301"/>
          <p><hi rendition="#aq">Animi præ&#x017F;tanti&#x017F;&#x017F;imi,</hi> &#x017F;chreibt Plato an<lb/>
Dionys, <hi rendition="#aq">hæc ita &#x017F;e habere divinant, deterri-<lb/>
mi autem contra. Sed majoris fidei &#x017F;unt divi-<lb/>
norum virorum præ&#x017F;agia, quam aliorum</hi> <note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#aq">Plat. Ep. II. Ed. Bip. Tom. XI. p.</hi> 66.</note>.</p><lb/>
          <p>Nicht ein kahler Fels; &#x2014; eine athmende<lb/>
Ve&#x017F;te dringt hervor aus den Eingeweiden der<lb/>
Erde, und erhebt &#x017F;ich u&#x0364;ber die Wolken; ein<lb/>
Altar des Ewigen, um den von jeher alle<lb/>
Vo&#x0364;lker &#x017F;ich ver&#x017F;ammelt haben: <hi rendition="#fr">Gewi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Religion</hi>.</p><lb/>
          <p>Sind das nur Ge&#x017F;pen&#x017F;ter, Erhard?</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wer wird &#x017F;o frech &#x017F;eyn &#x2014; le&#x017F;e ich in<lb/>
Deinem Briefe &#x2014;&#x201D; und Ge&#x017F;pen&#x017F;ter la&#x0364;ugnen?<lb/>
&#x201E;Sie er&#x017F;cheinen &#x017F;o gewiß, als es Mondenlicht,<lb/>
&#x201E;Nachtlampen&#x017F;chein, ein halbes Erwachen aus<lb/>
&#x201E;Tra&#x0364;umen, eine bildende Fanta&#x017F;ie giebt.<lb/>
&#x201E;Auch der kann &#x017F;ie noch &#x017F;ehen, der &#x017F;chon im<lb/>
&#x201E;Be&#x017F;itze der Theorie ihrer Er&#x017F;cheinungen i&#x017F;t,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0339] Animi præſtantiſſimi, ſchreibt Plato an Dionys, hæc ita ſe habere divinant, deterri- mi autem contra. Sed majoris fidei ſunt divi- norum virorum præſagia, quam aliorum (*). Nicht ein kahler Fels; — eine athmende Veſte dringt hervor aus den Eingeweiden der Erde, und erhebt ſich uͤber die Wolken; ein Altar des Ewigen, um den von jeher alle Voͤlker ſich verſammelt haben: Gewiſſen, Religion. Sind das nur Geſpenſter, Erhard? „Wer wird ſo frech ſeyn — leſe ich in Deinem Briefe —” und Geſpenſter laͤugnen? „Sie erſcheinen ſo gewiß, als es Mondenlicht, „Nachtlampenſchein, ein halbes Erwachen aus „Traͤumen, eine bildende Fantaſie giebt. „Auch der kann ſie noch ſehen, der ſchon im „Beſitze der Theorie ihrer Erſcheinungen iſt, (*) Plat. Ep. II. Ed. Bip. Tom. XI. p. 66.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/339
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/339>, abgerufen am 24.11.2024.