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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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wir bleiben eines Sinnes mit der Natur. Ihr
Wesen ist Unschuld, und wenn wir annehmen,
was sie uns nach Zeit und Umständen in die
Ohren raunt, werden wir uns so wohl befin-
den, als irgend jemand unter dem Monde.
Wir brauchen starke Gefühle, lebhafte Bewe-
gungen, Leidenschaften. Was man ge-
wöhnlich mit einem vernünftigen klugen Wan-
del meint, ist eine erkünstelte Sache; und der
Seelenzustand, den sie voraussetzt, ist zuver-
läßig derjenige, der am wenigsten Wahrheit in
sich faßt. -- Nimm, einer wollte ein Haus
von so künstlicher Einrichtung bauen, daß,
wenn er sein Licht unter dem Dache auf-
steckte, das ganze Haus davon erleuchtet wä-
re. Es kann geschehen, -- wenn er den
Docht ausspreitet und wohl auflockert, --
daß etwas Schimmer durch das ganze Gebäu-
de dringe; aber welche arme verwirrende
Dämmerung! Lieber gewöhnte ich mich im
Dunkeln zu handtieren. Indessen mag es,
als ein Kunststück, auf Bewunderung Anspruch
machen: sonst wird doch jeder Verständige

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wir bleiben eines Sinnes mit der Natur. Ihr
Weſen iſt Unſchuld, und wenn wir annehmen,
was ſie uns nach Zeit und Umſtaͤnden in die
Ohren raunt, werden wir uns ſo wohl befin-
den, als irgend jemand unter dem Monde.
Wir brauchen ſtarke Gefuͤhle, lebhafte Bewe-
gungen, Leidenſchaften. Was man ge-
woͤhnlich mit einem vernuͤnftigen klugen Wan-
del meint, iſt eine erkuͤnſtelte Sache; und der
Seelenzuſtand, den ſie vorausſetzt, iſt zuver-
laͤßig derjenige, der am wenigſten Wahrheit in
ſich faßt. — Nimm, einer wollte ein Haus
von ſo kuͤnſtlicher Einrichtung bauen, daß,
wenn er ſein Licht unter dem Dache auf-
ſteckte, das ganze Haus davon erleuchtet waͤ-
re. Es kann geſchehen, — wenn er den
Docht ausſpreitet und wohl auflockert, —
daß etwas Schimmer durch das ganze Gebaͤu-
de dringe; aber welche arme verwirrende
Daͤmmerung! Lieber gewoͤhnte ich mich im
Dunkeln zu handtieren. Indeſſen mag es,
als ein Kunſtſtuͤck, auf Bewunderung Anſpruch
machen: ſonſt wird doch jeder Verſtaͤndige

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[231/0269] wir bleiben eines Sinnes mit der Natur. Ihr Weſen iſt Unſchuld, und wenn wir annehmen, was ſie uns nach Zeit und Umſtaͤnden in die Ohren raunt, werden wir uns ſo wohl befin- den, als irgend jemand unter dem Monde. Wir brauchen ſtarke Gefuͤhle, lebhafte Bewe- gungen, Leidenſchaften. Was man ge- woͤhnlich mit einem vernuͤnftigen klugen Wan- del meint, iſt eine erkuͤnſtelte Sache; und der Seelenzuſtand, den ſie vorausſetzt, iſt zuver- laͤßig derjenige, der am wenigſten Wahrheit in ſich faßt. — Nimm, einer wollte ein Haus von ſo kuͤnſtlicher Einrichtung bauen, daß, wenn er ſein Licht unter dem Dache auf- ſteckte, das ganze Haus davon erleuchtet waͤ- re. Es kann geſchehen, — wenn er den Docht ausſpreitet und wohl auflockert, — daß etwas Schimmer durch das ganze Gebaͤu- de dringe; aber welche arme verwirrende Daͤmmerung! Lieber gewoͤhnte ich mich im Dunkeln zu handtieren. Indeſſen mag es, als ein Kunſtſtuͤck, auf Bewunderung Anſpruch machen: ſonſt wird doch jeder Verſtaͤndige P 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/269>, abgerufen am 24.11.2024.