Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen, wie groß auch der äusserliche Auf-
wand dazu sey. Darum bestehe ich darauf,
es muß doch anders seyn, als die Herren,
um ja nur zu bleiben wie sie sind, es ha-
ben wollen.

Zwischen Clerdon und mir ist es dahin ge-
kommen, daß wir über diesen Punkt in offen-
barer Feindschaft leben; denn ich gebe für
jenseits der Erde meine ganze Sinnlichkeit
auf, und streite für meine ganze Sinnlichkeit
diesseits, daß man sie bey Ehren lasse;
Clerdon hingegen will die Sinnlichkeit hier um
alle Ehre bringen, und dann doch zuletzt mit
ihr gen Himmel fahren. Ich bin schon
einige mal recht böse geworden, und Clerdon
ist auch böse geworden. Er hat ein Buch
von einem Engländer, Berkeley, vorn mit
einem Kupferstiche, worauf ein Kind vorge-
stellt ist, das nach seiner Erscheinung in einem
Spiegel greift, und diese für ein wirkliches
Wesen
hält. Daneben sitzt ein ehrwürdiger
Philosoph, der über den Irrthum des Kindes

kommen, wie groß auch der aͤuſſerliche Auf-
wand dazu ſey. Darum beſtehe ich darauf,
es muß doch anders ſeyn, als die Herren,
um ja nur zu bleiben wie ſie ſind, es ha-
ben wollen.

Zwiſchen Clerdon und mir iſt es dahin ge-
kommen, daß wir uͤber dieſen Punkt in offen-
barer Feindſchaft leben; denn ich gebe fuͤr
jenſeits der Erde meine ganze Sinnlichkeit
auf, und ſtreite fuͤr meine ganze Sinnlichkeit
dieſſeits, daß man ſie bey Ehren laſſe;
Clerdon hingegen will die Sinnlichkeit hier um
alle Ehre bringen, und dann doch zuletzt mit
ihr gen Himmel fahren. Ich bin ſchon
einige mal recht boͤſe geworden, und Clerdon
iſt auch boͤſe geworden. Er hat ein Buch
von einem Englaͤnder, Berkeley, vorn mit
einem Kupferſtiche, worauf ein Kind vorge-
ſtellt iſt, das nach ſeiner Erſcheinung in einem
Spiegel greift, und dieſe fuͤr ein wirkliches
Weſen
haͤlt. Daneben ſitzt ein ehrwuͤrdiger
Philoſoph, der uͤber den Irrthum des Kindes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p><pb facs="#f0178" n="140"/>
kommen, wie groß auch der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Auf-<lb/>
wand dazu &#x017F;ey. Darum be&#x017F;tehe ich darauf,<lb/>
es muß <hi rendition="#g">doch</hi> anders &#x017F;eyn, als die Herren,<lb/>
um ja nur zu bleiben <hi rendition="#g">wie &#x017F;ie &#x017F;ind</hi>, es ha-<lb/>
ben wollen.</p><lb/>
            <p>Zwi&#x017F;chen Clerdon und mir i&#x017F;t es dahin ge-<lb/>
kommen, daß wir u&#x0364;ber die&#x017F;en Punkt in offen-<lb/>
barer Feind&#x017F;chaft leben; denn ich gebe fu&#x0364;r<lb/><hi rendition="#g">jen&#x017F;eits</hi> der Erde meine ganze Sinnlichkeit<lb/>
auf, und &#x017F;treite fu&#x0364;r meine ganze Sinnlichkeit<lb/><hi rendition="#g">die&#x017F;&#x017F;eits</hi>, daß man &#x017F;ie bey Ehren la&#x017F;&#x017F;e;<lb/>
Clerdon hingegen will die Sinnlichkeit hier um<lb/>
alle Ehre bringen, und dann doch zuletzt mit<lb/>
ihr <hi rendition="#g">gen Himmel</hi> fahren. Ich bin &#x017F;chon<lb/>
einige mal recht bo&#x0364;&#x017F;e geworden, und Clerdon<lb/>
i&#x017F;t auch bo&#x0364;&#x017F;e geworden. Er hat ein Buch<lb/>
von einem Engla&#x0364;nder, <hi rendition="#g">Berkeley</hi>, vorn mit<lb/>
einem Kupfer&#x017F;tiche, worauf ein Kind vorge-<lb/>
&#x017F;tellt i&#x017F;t, das nach &#x017F;einer Er&#x017F;cheinung in einem<lb/>
Spiegel greift, und die&#x017F;e fu&#x0364;r ein <hi rendition="#g">wirkliches<lb/>
We&#x017F;en</hi> ha&#x0364;lt. Daneben &#x017F;itzt ein ehrwu&#x0364;rdiger<lb/>
Philo&#x017F;oph, der u&#x0364;ber den Irrthum des Kindes<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0178] kommen, wie groß auch der aͤuſſerliche Auf- wand dazu ſey. Darum beſtehe ich darauf, es muß doch anders ſeyn, als die Herren, um ja nur zu bleiben wie ſie ſind, es ha- ben wollen. Zwiſchen Clerdon und mir iſt es dahin ge- kommen, daß wir uͤber dieſen Punkt in offen- barer Feindſchaft leben; denn ich gebe fuͤr jenſeits der Erde meine ganze Sinnlichkeit auf, und ſtreite fuͤr meine ganze Sinnlichkeit dieſſeits, daß man ſie bey Ehren laſſe; Clerdon hingegen will die Sinnlichkeit hier um alle Ehre bringen, und dann doch zuletzt mit ihr gen Himmel fahren. Ich bin ſchon einige mal recht boͤſe geworden, und Clerdon iſt auch boͤſe geworden. Er hat ein Buch von einem Englaͤnder, Berkeley, vorn mit einem Kupferſtiche, worauf ein Kind vorge- ſtellt iſt, das nach ſeiner Erſcheinung in einem Spiegel greift, und dieſe fuͤr ein wirkliches Weſen haͤlt. Daneben ſitzt ein ehrwuͤrdiger Philoſoph, der uͤber den Irrthum des Kindes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/178
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/178>, abgerufen am 21.11.2024.