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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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würde dennoch immerhin heißen, ein Funken sei
zufällig, da kein Mensch auf das Feuer Acht ge-
habt, in das Stroh gesprungen. -- Nach dem
Wandschranke, worin die Mitgift stand, sah er und
murmelte: Ein tüchtiger Beilschlag und der Deckel
spränge auf und Unsereins hätte sechstausend Tha-
ler, womit sich weit außer Landes kommen läßt.
Da fragt kein Kuckuck nach Einem. -- Ihn überlief
es heiß, er streckte zuweilen seine Hand nach dem
Feuer aus und zuweilen erhob er sich dann wieder
vom Schemel, als wollte er nach der Stube gehen,
worin sich der Wandschrank befand.

In diesen gefährlichen Gedanken horchte er plötz-
lich auf, denn oben an der Treppe hörte er Ge-
räusch, als ob Jemand sacht über den Gang schleiche
nach der Treppe zu. Er stand auf und schlich
ebenfalls sacht nach dem Treppenfuße, um zu sehen,
wer denn da oben so verstohlen zu gehen genöthiget
sei. Man konnte nämlich von unten den Raum
des Ganges zunächst der Treppe überblicken. Nicht
lange währte es, so blickten zwei überraschte Ge-
sichter einander an, von denen Eins blitzschnell den
Ausdruck des größten Schrecks und Entsetzens an-
nahm. Der Knecht sah nämlich zu dem Spielmann

würde dennoch immerhin heißen, ein Funken ſei
zufällig, da kein Menſch auf das Feuer Acht ge-
habt, in das Stroh geſprungen. — Nach dem
Wandſchranke, worin die Mitgift ſtand, ſah er und
murmelte: Ein tüchtiger Beilſchlag und der Deckel
ſpränge auf und Unſereins hätte ſechstauſend Tha-
ler, womit ſich weit außer Landes kommen läßt.
Da fragt kein Kuckuck nach Einem. — Ihn überlief
es heiß, er ſtreckte zuweilen ſeine Hand nach dem
Feuer aus und zuweilen erhob er ſich dann wieder
vom Schemel, als wollte er nach der Stube gehen,
worin ſich der Wandſchrank befand.

In dieſen gefährlichen Gedanken horchte er plötz-
lich auf, denn oben an der Treppe hörte er Ge-
räuſch, als ob Jemand ſacht über den Gang ſchleiche
nach der Treppe zu. Er ſtand auf und ſchlich
ebenfalls ſacht nach dem Treppenfuße, um zu ſehen,
wer denn da oben ſo verſtohlen zu gehen genöthiget
ſei. Man konnte nämlich von unten den Raum
des Ganges zunächſt der Treppe überblicken. Nicht
lange währte es, ſo blickten zwei überraſchte Ge-
ſichter einander an, von denen Eins blitzſchnell den
Ausdruck des größten Schrecks und Entſetzens an-
nahm. Der Knecht ſah nämlich zu dem Spielmann

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[25/0037] würde dennoch immerhin heißen, ein Funken ſei zufällig, da kein Menſch auf das Feuer Acht ge- habt, in das Stroh geſprungen. — Nach dem Wandſchranke, worin die Mitgift ſtand, ſah er und murmelte: Ein tüchtiger Beilſchlag und der Deckel ſpränge auf und Unſereins hätte ſechstauſend Tha- ler, womit ſich weit außer Landes kommen läßt. Da fragt kein Kuckuck nach Einem. — Ihn überlief es heiß, er ſtreckte zuweilen ſeine Hand nach dem Feuer aus und zuweilen erhob er ſich dann wieder vom Schemel, als wollte er nach der Stube gehen, worin ſich der Wandſchrank befand. In dieſen gefährlichen Gedanken horchte er plötz- lich auf, denn oben an der Treppe hörte er Ge- räuſch, als ob Jemand ſacht über den Gang ſchleiche nach der Treppe zu. Er ſtand auf und ſchlich ebenfalls ſacht nach dem Treppenfuße, um zu ſehen, wer denn da oben ſo verſtohlen zu gehen genöthiget ſei. Man konnte nämlich von unten den Raum des Ganges zunächſt der Treppe überblicken. Nicht lange währte es, ſo blickten zwei überraſchte Ge- ſichter einander an, von denen Eins blitzſchnell den Ausdruck des größten Schrecks und Entſetzens an- nahm. Der Knecht ſah nämlich zu dem Spielmann

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/37>, abgerufen am 29.03.2024.