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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Himmel sei ihm gnädig, wenn er sich über mich
moquirt! Aber was sage ich ihm? denn nicht um
die Welt lasse ich ihn sich einmischen.

Der Oberamtmann betrat mit Fancy das Zim-
mer. Fancy hatte ihm wirklich gesagt, die gnädige
Frau wisse sich durchaus keinen Rath, die Mesalli-
ance zu hindern, und der erfahrene Geschäftsmann
konnte seinen Triumph darüber nicht verbergen.
Es wäre möglich gewesen, daß Clelia ihm dennoch
die ganze Angelegenheit in seine Hände zurückge-
geben hätte, aber dann mußte er sich respectvoll,
ernst und zurückhaltend nehmen. Er kam jedoch
schmunzelnd, mit einer gewissen Ueberlegenheit in
Blick und Haltung, er nahm sich vor, einen Scherz
aus der Sache zu machen, sie nicht zu wichtig zu
nehmen. Es war der erste Scherz, den der arme
Oberamtmann auf der Reise ausgehen ließ und
Ort und Stunde konnten dazu nicht unglücklicher
gewählt seyn.

Sobald Clelia das Schmunzeln ihres Geschäfts-
freundes und ehemaligen Nebenvormundes sah, so-
bald sie bemerkte, daß er ihr leichthin imponiren
wolle, und gar, als sie mit weiblicher Ahnungs-
gabe seine Absicht, scherzen zu wollen, spürte,

Himmel ſei ihm gnädig, wenn er ſich über mich
moquirt! Aber was ſage ich ihm? denn nicht um
die Welt laſſe ich ihn ſich einmiſchen.

Der Oberamtmann betrat mit Fancy das Zim-
mer. Fancy hatte ihm wirklich geſagt, die gnädige
Frau wiſſe ſich durchaus keinen Rath, die Meſalli-
ance zu hindern, und der erfahrene Geſchäftsmann
konnte ſeinen Triumph darüber nicht verbergen.
Es wäre möglich geweſen, daß Clelia ihm dennoch
die ganze Angelegenheit in ſeine Hände zurückge-
geben hätte, aber dann mußte er ſich reſpectvoll,
ernſt und zurückhaltend nehmen. Er kam jedoch
ſchmunzelnd, mit einer gewiſſen Ueberlegenheit in
Blick und Haltung, er nahm ſich vor, einen Scherz
aus der Sache zu machen, ſie nicht zu wichtig zu
nehmen. Es war der erſte Scherz, den der arme
Oberamtmann auf der Reiſe ausgehen ließ und
Ort und Stunde konnten dazu nicht unglücklicher
gewählt ſeyn.

Sobald Clelia das Schmunzeln ihres Geſchäfts-
freundes und ehemaligen Nebenvormundes ſah, ſo-
bald ſie bemerkte, daß er ihr leichthin imponiren
wolle, und gar, als ſie mit weiblicher Ahnungs-
gabe ſeine Abſicht, ſcherzen zu wollen, ſpürte,

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[253/0265] Himmel ſei ihm gnädig, wenn er ſich über mich moquirt! Aber was ſage ich ihm? denn nicht um die Welt laſſe ich ihn ſich einmiſchen. Der Oberamtmann betrat mit Fancy das Zim- mer. Fancy hatte ihm wirklich geſagt, die gnädige Frau wiſſe ſich durchaus keinen Rath, die Meſalli- ance zu hindern, und der erfahrene Geſchäftsmann konnte ſeinen Triumph darüber nicht verbergen. Es wäre möglich geweſen, daß Clelia ihm dennoch die ganze Angelegenheit in ſeine Hände zurückge- geben hätte, aber dann mußte er ſich reſpectvoll, ernſt und zurückhaltend nehmen. Er kam jedoch ſchmunzelnd, mit einer gewiſſen Ueberlegenheit in Blick und Haltung, er nahm ſich vor, einen Scherz aus der Sache zu machen, ſie nicht zu wichtig zu nehmen. Es war der erſte Scherz, den der arme Oberamtmann auf der Reiſe ausgehen ließ und Ort und Stunde konnten dazu nicht unglücklicher gewählt ſeyn. Sobald Clelia das Schmunzeln ihres Geſchäfts- freundes und ehemaligen Nebenvormundes ſah, ſo- bald ſie bemerkte, daß er ihr leichthin imponiren wolle, und gar, als ſie mit weiblicher Ahnungs- gabe ſeine Abſicht, ſcherzen zu wollen, ſpürte,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/265>, abgerufen am 08.05.2024.