da thut er sich aufmachen und steckt Brod und son- stigen Mundproviant zu sich und thut viele Tage gehen. Und endlich stellt er sich an Ort und Stelle vor das Schloß und hebt sein Papier in die Höhe und dieses sieht der König und schickt einen La- quaien oder Heiducken, oder was für Kramerei und Package er sonst um sich hat zu seiner Auf- wartung, herunter, und läßt sich das Papier bringen und lieset es, und hilft, wenn er kann. Wenn er aber nicht hilft, so steht nicht zu helfen, und das weiß dann der arme Mensche, geht stille nach Hause und leidet seine Noth wie Schwindsucht und Ab- nehmungskrankheit.
Sie sagen, er mache sich nichts aus den Leuten; dieses ist aber eine grobe Lüge, denn er hat die Unterthanen sehr gerne und behält es nur bei sich, und ein recht gutes Herz hat er, wie es ein deut- scher Potentate haben muß, und ein sehr prächtiges. Es ist erstaunlich und eine Verwunderung kommt Einen an, wenn man die Männer, die davon wissen, hat erzählen hören, wie er sich in der grausamen Noth, als der Franzose im Lande hausete, so zu sagen das Brod vor dem Munde abgebrochen hat, und hat seinen Prinzen und Prinzessinnen zu Ge-
da thut er ſich aufmachen und ſteckt Brod und ſon- ſtigen Mundproviant zu ſich und thut viele Tage gehen. Und endlich ſtellt er ſich an Ort und Stelle vor das Schloß und hebt ſein Papier in die Höhe und dieſes ſieht der König und ſchickt einen La- quaien oder Heiducken, oder was für Kramerei und Package er ſonſt um ſich hat zu ſeiner Auf- wartung, herunter, und läßt ſich das Papier bringen und lieſet es, und hilft, wenn er kann. Wenn er aber nicht hilft, ſo ſteht nicht zu helfen, und das weiß dann der arme Menſche, geht ſtille nach Hauſe und leidet ſeine Noth wie Schwindſucht und Ab- nehmungskrankheit.
Sie ſagen, er mache ſich nichts aus den Leuten; dieſes iſt aber eine grobe Lüge, denn er hat die Unterthanen ſehr gerne und behält es nur bei ſich, und ein recht gutes Herz hat er, wie es ein deut- ſcher Potentate haben muß, und ein ſehr prächtiges. Es iſt erſtaunlich und eine Verwunderung kommt Einen an, wenn man die Männer, die davon wiſſen, hat erzählen hören, wie er ſich in der grauſamen Noth, als der Franzoſe im Lande hauſete, ſo zu ſagen das Brod vor dem Munde abgebrochen hat, und hat ſeinen Prinzen und Prinzeſſinnen zu Ge-
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da thut er ſich aufmachen und ſteckt Brod und ſon-
ſtigen Mundproviant zu ſich und thut viele Tage
gehen. Und endlich ſtellt er ſich an Ort und Stelle
vor das Schloß und hebt ſein Papier in die Höhe
und dieſes ſieht der König und ſchickt einen La-
quaien oder Heiducken, oder was für Kramerei
und Package er ſonſt um ſich hat zu ſeiner Auf-
wartung, herunter, und läßt ſich das Papier bringen
und lieſet es, und hilft, wenn er kann. Wenn er
aber nicht hilft, ſo ſteht nicht zu helfen, und das
weiß dann der arme Menſche, geht ſtille nach Hauſe
und leidet ſeine Noth wie Schwindſucht und Ab-
nehmungskrankheit.
Sie ſagen, er mache ſich nichts aus den Leuten;
dieſes iſt aber eine grobe Lüge, denn er hat die
Unterthanen ſehr gerne und behält es nur bei ſich,
und ein recht gutes Herz hat er, wie es ein deut-
ſcher Potentate haben muß, und ein ſehr prächtiges.
Es iſt erſtaunlich und eine Verwunderung kommt
Einen an, wenn man die Männer, die davon wiſſen,
hat erzählen hören, wie er ſich in der grauſamen
Noth, als der Franzoſe im Lande hauſete, ſo zu
ſagen das Brod vor dem Munde abgebrochen hat,
und hat ſeinen Prinzen und Prinzeſſinnen zu Ge-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/254>, abgerufen am 24.11.2024.
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