können: Sie scheinen gar nicht erwogen zu haben, Lisbeth -- denken Sie nur nicht, mein liebes Mädchen, daß ich Sie kränken will -- Nein ge- wiß nicht -- und wären Sie nur -- so wäre ich ja voll Freude -- indessen giebt es doch Dinge in der Welt -- unwiderleglich vorhandene Dinge -- Dinge, Lisbeth -- mein Gott, Sie müssen mich ja wohl verstehen ...
Ja, gnädige Frau, ich verstehe Sie nun, sagte Lisbeth mit einem Tone als unterdrücke sie ein stilles Weinen.
Auf denn also, Lisbeth, Muth! rief Clelia, Athem schöpfend. -- Nur zeigen darf man einem so reinen Gemüthe das Richtige, und es ergreift es. Die wahre Liebe liebt das Glück des Ge- liebten. Und das Glück? Ist es ein trunkener Augenblick, ist es die Aufwallung der Flitter- wochen? Ach nein. Das wahre Glück besteht doch zuletzt nur in der Harmonie mit allen Ver- hältnissen des Lebens; in dem Gefühle von dieser Harmonie. Sie dem Gegenstande der Neigung unverstimmt zu lassen, das ist Liebe, das ist tugend- hafte Liebe. Sie fühlen ja nun selbst, theure Lisbeth, was ich gern unausgesprochen lasse. --
können: Sie ſcheinen gar nicht erwogen zu haben, Lisbeth — denken Sie nur nicht, mein liebes Mädchen, daß ich Sie kränken will — Nein ge- wiß nicht — und wären Sie nur — ſo wäre ich ja voll Freude — indeſſen giebt es doch Dinge in der Welt — unwiderleglich vorhandene Dinge — Dinge, Lisbeth — mein Gott, Sie müſſen mich ja wohl verſtehen …
Ja, gnädige Frau, ich verſtehe Sie nun, ſagte Lisbeth mit einem Tone als unterdrücke ſie ein ſtilles Weinen.
Auf denn alſo, Lisbeth, Muth! rief Clelia, Athem ſchöpfend. — Nur zeigen darf man einem ſo reinen Gemüthe das Richtige, und es ergreift es. Die wahre Liebe liebt das Glück des Ge- liebten. Und das Glück? Iſt es ein trunkener Augenblick, iſt es die Aufwallung der Flitter- wochen? Ach nein. Das wahre Glück beſteht doch zuletzt nur in der Harmonie mit allen Ver- hältniſſen des Lebens; in dem Gefühle von dieſer Harmonie. Sie dem Gegenſtande der Neigung unverſtimmt zu laſſen, das iſt Liebe, das iſt tugend- hafte Liebe. Sie fühlen ja nun ſelbſt, theure Lisbeth, was ich gern unausgeſprochen laſſe. —
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können: Sie ſcheinen gar nicht erwogen zu haben,
Lisbeth — denken Sie nur nicht, mein liebes
Mädchen, daß ich Sie kränken will — Nein ge-
wiß nicht — und wären Sie nur — ſo wäre ich
ja voll Freude — indeſſen giebt es doch Dinge
in der Welt — unwiderleglich vorhandene Dinge
— Dinge, Lisbeth — mein Gott, Sie müſſen
mich ja wohl verſtehen …
Ja, gnädige Frau, ich verſtehe Sie nun, ſagte
Lisbeth mit einem Tone als unterdrücke ſie ein
ſtilles Weinen.
Auf denn alſo, Lisbeth, Muth! rief Clelia,
Athem ſchöpfend. — Nur zeigen darf man einem
ſo reinen Gemüthe das Richtige, und es ergreift
es. Die wahre Liebe liebt das Glück des Ge-
liebten. Und das Glück? Iſt es ein trunkener
Augenblick, iſt es die Aufwallung der Flitter-
wochen? Ach nein. Das wahre Glück beſteht
doch zuletzt nur in der Harmonie mit allen Ver-
hältniſſen des Lebens; in dem Gefühle von dieſer
Harmonie. Sie dem Gegenſtande der Neigung
unverſtimmt zu laſſen, das iſt Liebe, das iſt tugend-
hafte Liebe. Sie fühlen ja nun ſelbſt, theure
Lisbeth, was ich gern unausgeſprochen laſſe. —
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/280>, abgerufen am 28.11.2024.
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