gebohntes Parquet, auf dem bei dem Schalle der Flöten und Geigen reizende Mädchen und hübsche Jünglinge den Cotillon tanzen, den reichen, tou- renunerschöpflichen Tanz, und alte Herren umher- stehen, und zärtliche verwelkte Mütter umhersitzen? Niemand weiß, ob ihn nicht eine Schöne in einer artigen Caprice, wie das launenvolle Glück, holt, auf daß er mit dem holdathmenden Glücke noch eine unerwartete Runde durch den Saal mache; und Andere, welche meinen, ihnen könne es nicht entgehen, bleiben ungeholt. -- Plötzlich zerstört ein ungeschickter und übersehener Stuhl die künst- lichsten Reigen und manche zärtliche Mutter wird unversehens auf den Fuß getreten, und die alten Herren wissen nicht, wohin sie sich vor einer im- provisirten wilden Promenade der Jugend retten sollen. Mänadisch raset der Schwarm bis in die fernsten Seitenzimmer, und die Whisttische werden umkreiset; einen Augenblick sehen runzlichte Ge- sichter aus Gallakleidern von der gemalten Coeur- dame auf nach den lustklopfenden Busen der tan- zenden Mädchen und zwei Tiefdenker, die Punsch trinken und philosophiren über schwerbewegliche Dinge, sind gestört und versenken sich in die Be-
gebohntes Parquet, auf dem bei dem Schalle der Flöten und Geigen reizende Mädchen und hübſche Jünglinge den Cotillon tanzen, den reichen, tou- renunerſchöpflichen Tanz, und alte Herren umher- ſtehen, und zärtliche verwelkte Mütter umherſitzen? Niemand weiß, ob ihn nicht eine Schöne in einer artigen Caprice, wie das launenvolle Glück, holt, auf daß er mit dem holdathmenden Glücke noch eine unerwartete Runde durch den Saal mache; und Andere, welche meinen, ihnen könne es nicht entgehen, bleiben ungeholt. — Plötzlich zerſtört ein ungeſchickter und überſehener Stuhl die künſt- lichſten Reigen und manche zärtliche Mutter wird unverſehens auf den Fuß getreten, und die alten Herren wiſſen nicht, wohin ſie ſich vor einer im- proviſirten wilden Promenade der Jugend retten ſollen. Mänadiſch raſet der Schwarm bis in die fernſten Seitenzimmer, und die Whiſttiſche werden umkreiſet; einen Augenblick ſehen runzlichte Ge- ſichter aus Gallakleidern von der gemalten Coeur- dame auf nach den luſtklopfenden Buſen der tan- zenden Mädchen und zwei Tiefdenker, die Punſch trinken und philoſophiren über ſchwerbewegliche Dinge, ſind geſtört und verſenken ſich in die Be-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0440"n="426"/>
gebohntes Parquet, auf dem bei dem Schalle der<lb/>
Flöten und Geigen reizende Mädchen und hübſche<lb/>
Jünglinge den Cotillon tanzen, den reichen, tou-<lb/>
renunerſchöpflichen Tanz, und alte Herren umher-<lb/>ſtehen, und zärtliche verwelkte Mütter umherſitzen?<lb/>
Niemand weiß, ob ihn nicht eine Schöne in einer<lb/>
artigen Caprice, wie das launenvolle Glück, holt,<lb/>
auf daß er mit dem holdathmenden Glücke noch<lb/>
eine unerwartete Runde durch den Saal mache;<lb/>
und Andere, welche meinen, ihnen könne es nicht<lb/>
entgehen, bleiben ungeholt. — Plötzlich zerſtört<lb/>
ein ungeſchickter und überſehener Stuhl die künſt-<lb/>
lichſten Reigen und manche zärtliche Mutter wird<lb/>
unverſehens auf den Fuß getreten, und die alten<lb/>
Herren wiſſen nicht, wohin ſie ſich vor einer im-<lb/>
proviſirten wilden Promenade der Jugend retten<lb/>ſollen. Mänadiſch raſet der Schwarm bis in die<lb/>
fernſten Seitenzimmer, und die Whiſttiſche werden<lb/>
umkreiſet; einen Augenblick ſehen runzlichte Ge-<lb/>ſichter aus Gallakleidern von der gemalten Coeur-<lb/>
dame auf nach den luſtklopfenden Buſen der tan-<lb/>
zenden Mädchen und zwei Tiefdenker, die Punſch<lb/>
trinken und philoſophiren über ſchwerbewegliche<lb/>
Dinge, ſind geſtört und verſenken ſich in die Be-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[426/0440]
gebohntes Parquet, auf dem bei dem Schalle der
Flöten und Geigen reizende Mädchen und hübſche
Jünglinge den Cotillon tanzen, den reichen, tou-
renunerſchöpflichen Tanz, und alte Herren umher-
ſtehen, und zärtliche verwelkte Mütter umherſitzen?
Niemand weiß, ob ihn nicht eine Schöne in einer
artigen Caprice, wie das launenvolle Glück, holt,
auf daß er mit dem holdathmenden Glücke noch
eine unerwartete Runde durch den Saal mache;
und Andere, welche meinen, ihnen könne es nicht
entgehen, bleiben ungeholt. — Plötzlich zerſtört
ein ungeſchickter und überſehener Stuhl die künſt-
lichſten Reigen und manche zärtliche Mutter wird
unverſehens auf den Fuß getreten, und die alten
Herren wiſſen nicht, wohin ſie ſich vor einer im-
proviſirten wilden Promenade der Jugend retten
ſollen. Mänadiſch raſet der Schwarm bis in die
fernſten Seitenzimmer, und die Whiſttiſche werden
umkreiſet; einen Augenblick ſehen runzlichte Ge-
ſichter aus Gallakleidern von der gemalten Coeur-
dame auf nach den luſtklopfenden Buſen der tan-
zenden Mädchen und zwei Tiefdenker, die Punſch
trinken und philoſophiren über ſchwerbewegliche
Dinge, ſind geſtört und verſenken ſich in die Be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/440>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.