Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun denn, sagte Münchhausen, für diesesmal
will ich dir verzeihen; es ist aber das letztemal.
Ob du indessen technischer Mitdirector wirst, hängt
lediglich von deiner ferneren Aufführung ab. Und
nun hole mir den Stock da her, du Spitzbube, denn
der neue Contract, welchen wir Beide abschließen,
will seine Bekräftigung und Draufgabe haben.

Karl Buttervogel brachte den Stock, welcher
in der Nähe des Bettes stand, getragen, sein Herr
zog ihm damit einige sogenannte Jagdhiebe über
den Buckel; der Diener ächzte zwar unter der Last
dieser Streiche, schüttelte sich aber nachher und
sagte getröstet: Es wird Einem doch gleich wieder
so wohl, wenn man wieder seine feste Anstel-
lung hat.

Nach seinem Abgange blieb der Freiherr im
Bette emporgerichtet sitzen und sprach: Erstaunlich,
was für eine Gewalt ich über meine Umgebungen
ausübe! Er warf sich auf sein Kissen nieder,
wandte sich um und schlief abermals ein. In-
dessen sollte ihm noch keine dauernde Nachtruhe
gegönnt seyn. Denn nachdem er etwa eine halbe
Stunde geschlummert haben mochte, erwachte er
wieder von einem Geräusche am Fenster. Im ersten

Nun denn, ſagte Münchhauſen, für dieſesmal
will ich dir verzeihen; es iſt aber das letztemal.
Ob du indeſſen techniſcher Mitdirector wirſt, hängt
lediglich von deiner ferneren Aufführung ab. Und
nun hole mir den Stock da her, du Spitzbube, denn
der neue Contract, welchen wir Beide abſchließen,
will ſeine Bekräftigung und Draufgabe haben.

Karl Buttervogel brachte den Stock, welcher
in der Nähe des Bettes ſtand, getragen, ſein Herr
zog ihm damit einige ſogenannte Jagdhiebe über
den Buckel; der Diener ächzte zwar unter der Laſt
dieſer Streiche, ſchüttelte ſich aber nachher und
ſagte getröſtet: Es wird Einem doch gleich wieder
ſo wohl, wenn man wieder ſeine feſte Anſtel-
lung hat.

Nach ſeinem Abgange blieb der Freiherr im
Bette emporgerichtet ſitzen und ſprach: Erſtaunlich,
was für eine Gewalt ich über meine Umgebungen
ausübe! Er warf ſich auf ſein Kiſſen nieder,
wandte ſich um und ſchlief abermals ein. In-
deſſen ſollte ihm noch keine dauernde Nachtruhe
gegönnt ſeyn. Denn nachdem er etwa eine halbe
Stunde geſchlummert haben mochte, erwachte er
wieder von einem Geräuſche am Fenſter. Im erſten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0089" n="71"/>
          <p>Nun denn, &#x017F;agte Münchhau&#x017F;en, für die&#x017F;esmal<lb/>
will ich dir verzeihen; es i&#x017F;t aber das letztemal.<lb/>
Ob du inde&#x017F;&#x017F;en techni&#x017F;cher Mitdirector wir&#x017F;t, hängt<lb/>
lediglich von deiner ferneren Aufführung ab. Und<lb/>
nun hole mir den Stock da her, du Spitzbube, denn<lb/>
der neue Contract, welchen wir Beide ab&#x017F;chließen,<lb/>
will &#x017F;eine Bekräftigung und Draufgabe haben.</p><lb/>
          <p>Karl Buttervogel brachte den Stock, welcher<lb/>
in der Nähe des Bettes &#x017F;tand, getragen, &#x017F;ein Herr<lb/>
zog ihm damit einige &#x017F;ogenannte Jagdhiebe über<lb/>
den Buckel; der Diener ächzte zwar unter der La&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;er Streiche, &#x017F;chüttelte &#x017F;ich aber nachher und<lb/>
&#x017F;agte getrö&#x017F;tet: Es wird Einem doch gleich wieder<lb/>
&#x017F;o wohl, wenn man wieder &#x017F;eine fe&#x017F;te An&#x017F;tel-<lb/>
lung hat.</p><lb/>
          <p>Nach &#x017F;einem Abgange blieb der Freiherr im<lb/>
Bette emporgerichtet &#x017F;itzen und &#x017F;prach: Er&#x017F;taunlich,<lb/>
was für eine Gewalt ich über meine Umgebungen<lb/>
ausübe! Er warf &#x017F;ich auf &#x017F;ein Ki&#x017F;&#x017F;en nieder,<lb/>
wandte &#x017F;ich um und &#x017F;chlief abermals ein. In-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte ihm noch keine dauernde Nachtruhe<lb/>
gegönnt &#x017F;eyn. Denn nachdem er etwa eine halbe<lb/>
Stunde ge&#x017F;chlummert haben mochte, erwachte er<lb/>
wieder von einem Geräu&#x017F;che am Fen&#x017F;ter. Im er&#x017F;ten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0089] Nun denn, ſagte Münchhauſen, für dieſesmal will ich dir verzeihen; es iſt aber das letztemal. Ob du indeſſen techniſcher Mitdirector wirſt, hängt lediglich von deiner ferneren Aufführung ab. Und nun hole mir den Stock da her, du Spitzbube, denn der neue Contract, welchen wir Beide abſchließen, will ſeine Bekräftigung und Draufgabe haben. Karl Buttervogel brachte den Stock, welcher in der Nähe des Bettes ſtand, getragen, ſein Herr zog ihm damit einige ſogenannte Jagdhiebe über den Buckel; der Diener ächzte zwar unter der Laſt dieſer Streiche, ſchüttelte ſich aber nachher und ſagte getröſtet: Es wird Einem doch gleich wieder ſo wohl, wenn man wieder ſeine feſte Anſtel- lung hat. Nach ſeinem Abgange blieb der Freiherr im Bette emporgerichtet ſitzen und ſprach: Erſtaunlich, was für eine Gewalt ich über meine Umgebungen ausübe! Er warf ſich auf ſein Kiſſen nieder, wandte ſich um und ſchlief abermals ein. In- deſſen ſollte ihm noch keine dauernde Nachtruhe gegönnt ſeyn. Denn nachdem er etwa eine halbe Stunde geſchlummert haben mochte, erwachte er wieder von einem Geräuſche am Fenſter. Im erſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/89
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/89>, abgerufen am 03.05.2024.