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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Papier oder Kalk an die Erde wirft. Im Ganzen
waren damals drei Geister und zwei Geistinnen
auf den Beinen, doch ich irre mich; ein Kind ge-
hörte auch noch dazu, welches einmal im Leben
sein Butterbrod hatte fallen lassen, und sich dar-
über in jener Ewigkeit nicht zufrieden geben konnte.
Der eine Geist trug einen schwarzen Rock, der
Andere eine Art von Schanzlooper, der Dritte hatte
Stiefeln an; von dem kam das Poltern. Wie
die Geistinnen gingen, ist mir entfallen, das Kind
aber hatte das Zeichen im Gesicht, ungeachtet wel-
ches Werther vor Zeiten Lottens jüngsten Pflege-
befohlenen küßte. So natürlich geht es im Zwi-
schenreiche zu. Wer hienieden Stiefeln trug, zieht
jenseits keine Schuhe an, und so weiter. Thaten
uns übrigens Alle nichts, die Geister, nur die
Hellseherinnen litten von ihnen, denn die sollten
ihnen helfen. Das ging bis zu dem Kinde hinab,
welches sein hienieden fallen gelassenes Butterbrod
jämmerlich schreiend verlangte.

Als wir in den Hof kamen, hörte ich den
Knecht zur Magd sagen: Schnuckli buckli koramsi
quitsch, dendrosto perialta bump, firdeisinu mimfei-
stragon und hauk lauk schnapropap? -- Die Magd

Papier oder Kalk an die Erde wirft. Im Ganzen
waren damals drei Geiſter und zwei Geiſtinnen
auf den Beinen, doch ich irre mich; ein Kind ge-
hörte auch noch dazu, welches einmal im Leben
ſein Butterbrod hatte fallen laſſen, und ſich dar-
über in jener Ewigkeit nicht zufrieden geben konnte.
Der eine Geiſt trug einen ſchwarzen Rock, der
Andere eine Art von Schanzlooper, der Dritte hatte
Stiefeln an; von dem kam das Poltern. Wie
die Geiſtinnen gingen, iſt mir entfallen, das Kind
aber hatte das Zeichen im Geſicht, ungeachtet wel-
ches Werther vor Zeiten Lottens jüngſten Pflege-
befohlenen küßte. So natürlich geht es im Zwi-
ſchenreiche zu. Wer hienieden Stiefeln trug, zieht
jenſeits keine Schuhe an, und ſo weiter. Thaten
uns übrigens Alle nichts, die Geiſter, nur die
Hellſeherinnen litten von ihnen, denn die ſollten
ihnen helfen. Das ging bis zu dem Kinde hinab,
welches ſein hienieden fallen gelaſſenes Butterbrod
jämmerlich ſchreiend verlangte.

Als wir in den Hof kamen, hörte ich den
Knecht zur Magd ſagen: Schnuckli buckli koramſi
quitſch, dendroſto perialta bump, firdeiſinu mimfei-
ſtragon und hauk lauk ſchnapropap? — Die Magd

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[260/0278] Papier oder Kalk an die Erde wirft. Im Ganzen waren damals drei Geiſter und zwei Geiſtinnen auf den Beinen, doch ich irre mich; ein Kind ge- hörte auch noch dazu, welches einmal im Leben ſein Butterbrod hatte fallen laſſen, und ſich dar- über in jener Ewigkeit nicht zufrieden geben konnte. Der eine Geiſt trug einen ſchwarzen Rock, der Andere eine Art von Schanzlooper, der Dritte hatte Stiefeln an; von dem kam das Poltern. Wie die Geiſtinnen gingen, iſt mir entfallen, das Kind aber hatte das Zeichen im Geſicht, ungeachtet wel- ches Werther vor Zeiten Lottens jüngſten Pflege- befohlenen küßte. So natürlich geht es im Zwi- ſchenreiche zu. Wer hienieden Stiefeln trug, zieht jenſeits keine Schuhe an, und ſo weiter. Thaten uns übrigens Alle nichts, die Geiſter, nur die Hellſeherinnen litten von ihnen, denn die ſollten ihnen helfen. Das ging bis zu dem Kinde hinab, welches ſein hienieden fallen gelaſſenes Butterbrod jämmerlich ſchreiend verlangte. Als wir in den Hof kamen, hörte ich den Knecht zur Magd ſagen: Schnuckli buckli koramſi quitſch, dendroſto perialta bump, firdeiſinu mimfei- ſtragon und hauk lauk ſchnapropap? — Die Magd

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/278>, abgerufen am 12.05.2024.