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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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welches er, ungeachtet der warmen Witterung zum
Schutze seines Magens aufgelegt hatte. Nunmehr
aber, nach der starken Mahlzeit mochte ihm dasselbe
doch beschwerlich fallen. -- Gegenwärtige Bauer-
schaft ist die letzte, und gegenwärtiger Oberhof der
letzte Hof in selbiger, auf welchem denn auch das
herkömmliche Zinsessen vor sich geht, sagte er.

Der Jäger bemerkte, daß, wie es ihm vorge-
kommen, in der Mahlzeit, bei den Begrüßungen,
bei der Empfangnahme der Lebensmittel, ja sogar
bei dem Waschen der Teller und Schüsseln eine
vorherbestimmte Ordnung geherrscht habe, worauf
sich der würdige Küster, wie folgt, weiter verneh-
men ließ: Allerdings; in Jeglichem bei diesen Zins-
fahrten ist eine Observanz und ein strictes Recht,
von welchem nicht abgewichen werden darf. Mor-
gens um sechs Uhr rücken wir aus der Stadt aus,
der Herr Diaconus, ich, meine Frau und die
Pastorsmagd. Vom Reymannskotten wird, jedoch
auf höfliches Suchen und Erbitten, die Karre gestellt,
welche das liebe Gut läd't, und der Colonus geht
mit und verläßt den Herrn Diaconus nun und
nimmer, setzt sich auch, wie Sie gesehen haben,
einzig und allein mit ihm zu Tisch. Den ersten

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welches er, ungeachtet der warmen Witterung zum
Schutze ſeines Magens aufgelegt hatte. Nunmehr
aber, nach der ſtarken Mahlzeit mochte ihm daſſelbe
doch beſchwerlich fallen. — Gegenwärtige Bauer-
ſchaft iſt die letzte, und gegenwärtiger Oberhof der
letzte Hof in ſelbiger, auf welchem denn auch das
herkömmliche Zinseſſen vor ſich geht, ſagte er.

Der Jäger bemerkte, daß, wie es ihm vorge-
kommen, in der Mahlzeit, bei den Begrüßungen,
bei der Empfangnahme der Lebensmittel, ja ſogar
bei dem Waſchen der Teller und Schüſſeln eine
vorherbeſtimmte Ordnung geherrſcht habe, worauf
ſich der würdige Küſter, wie folgt, weiter verneh-
men ließ: Allerdings; in Jeglichem bei dieſen Zins-
fahrten iſt eine Obſervanz und ein ſtrictes Recht,
von welchem nicht abgewichen werden darf. Mor-
gens um ſechs Uhr rücken wir aus der Stadt aus,
der Herr Diaconus, ich, meine Frau und die
Paſtorsmagd. Vom Reymannskotten wird, jedoch
auf höfliches Suchen und Erbitten, die Karre geſtellt,
welche das liebe Gut läd’t, und der Colonus geht
mit und verläßt den Herrn Diaconus nun und
nimmer, ſetzt ſich auch, wie Sie geſehen haben,
einzig und allein mit ihm zu Tiſch. Den erſten

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[387/0395] welches er, ungeachtet der warmen Witterung zum Schutze ſeines Magens aufgelegt hatte. Nunmehr aber, nach der ſtarken Mahlzeit mochte ihm daſſelbe doch beſchwerlich fallen. — Gegenwärtige Bauer- ſchaft iſt die letzte, und gegenwärtiger Oberhof der letzte Hof in ſelbiger, auf welchem denn auch das herkömmliche Zinseſſen vor ſich geht, ſagte er. Der Jäger bemerkte, daß, wie es ihm vorge- kommen, in der Mahlzeit, bei den Begrüßungen, bei der Empfangnahme der Lebensmittel, ja ſogar bei dem Waſchen der Teller und Schüſſeln eine vorherbeſtimmte Ordnung geherrſcht habe, worauf ſich der würdige Küſter, wie folgt, weiter verneh- men ließ: Allerdings; in Jeglichem bei dieſen Zins- fahrten iſt eine Obſervanz und ein ſtrictes Recht, von welchem nicht abgewichen werden darf. Mor- gens um ſechs Uhr rücken wir aus der Stadt aus, der Herr Diaconus, ich, meine Frau und die Paſtorsmagd. Vom Reymannskotten wird, jedoch auf höfliches Suchen und Erbitten, die Karre geſtellt, welche das liebe Gut läd’t, und der Colonus geht mit und verläßt den Herrn Diaconus nun und nimmer, ſetzt ſich auch, wie Sie geſehen haben, einzig und allein mit ihm zu Tiſch. Den erſten 25*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/395>, abgerufen am 15.06.2024.