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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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erzählte, durch Sarcasmen, Luftsprünge. In seinen
Mährchen griff er mit unerhörter Dreistigkeit das
Nächste auf, oder eine öffentliche Person, und drehte
und wendete und drillte sie so lange, bis sie unter
seinen Händen ein phantastischer Popanz wurde,
der dann, wenn man ihm näher in das Gesicht
sah, in Blasen auseinanderplatzte. Mir war oft
bei seinen Geschichten zu Muthe, als sehe ich eine
Wasserhose entstehen, wandeln, sich auflösen. Eine
schwache Wolke schwebt über dem Meere, diese
faßt mit einem langen, feinen Finger in den unend-
lichen Ocean, aufwärts kocht, wirbelt und tanzt
das emporgestörte Wasser, es pfeift und zischt;
Nebel und Schaum rings umher, und Blitz ohne
Donner! so rückt das Phantom, welches nicht Dunst
und nicht Woge mehr ist, sprungweise vor, bis es
plätschernd zerbricht.

Ich sagte zuweilen für mich: In diesem Erzwind-
beutel hat Gott der Herr einmal alle Winde des Zeit-
alters, den Spott ohne Gesinnung, die kalte Iro-
nie, die gemüthlose Phantasterei, den schwärmenden
Verstand einfangen wollen, um sie, wenn der Kerl
crepirt, auf eine Zeitlang für seine Welt stille
gemacht zu haben. Dieser Schrimbs oder Peppel,

erzählte, durch Sarcasmen, Luftſprünge. In ſeinen
Mährchen griff er mit unerhörter Dreiſtigkeit das
Nächſte auf, oder eine öffentliche Perſon, und drehte
und wendete und drillte ſie ſo lange, bis ſie unter
ſeinen Händen ein phantaſtiſcher Popanz wurde,
der dann, wenn man ihm näher in das Geſicht
ſah, in Blaſen auseinanderplatzte. Mir war oft
bei ſeinen Geſchichten zu Muthe, als ſehe ich eine
Waſſerhoſe entſtehen, wandeln, ſich auflöſen. Eine
ſchwache Wolke ſchwebt über dem Meere, dieſe
faßt mit einem langen, feinen Finger in den unend-
lichen Ocean, aufwärts kocht, wirbelt und tanzt
das emporgeſtörte Waſſer, es pfeift und ziſcht;
Nebel und Schaum rings umher, und Blitz ohne
Donner! ſo rückt das Phantom, welches nicht Dunſt
und nicht Woge mehr iſt, ſprungweiſe vor, bis es
plätſchernd zerbricht.

Ich ſagte zuweilen für mich: In dieſem Erzwind-
beutel hat Gott der Herr einmal alle Winde des Zeit-
alters, den Spott ohne Geſinnung, die kalte Iro-
nie, die gemüthloſe Phantaſterei, den ſchwärmenden
Verſtand einfangen wollen, um ſie, wenn der Kerl
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[334/0342] erzählte, durch Sarcasmen, Luftſprünge. In ſeinen Mährchen griff er mit unerhörter Dreiſtigkeit das Nächſte auf, oder eine öffentliche Perſon, und drehte und wendete und drillte ſie ſo lange, bis ſie unter ſeinen Händen ein phantaſtiſcher Popanz wurde, der dann, wenn man ihm näher in das Geſicht ſah, in Blaſen auseinanderplatzte. Mir war oft bei ſeinen Geſchichten zu Muthe, als ſehe ich eine Waſſerhoſe entſtehen, wandeln, ſich auflöſen. Eine ſchwache Wolke ſchwebt über dem Meere, dieſe faßt mit einem langen, feinen Finger in den unend- lichen Ocean, aufwärts kocht, wirbelt und tanzt das emporgeſtörte Waſſer, es pfeift und ziſcht; Nebel und Schaum rings umher, und Blitz ohne Donner! ſo rückt das Phantom, welches nicht Dunſt und nicht Woge mehr iſt, ſprungweiſe vor, bis es plätſchernd zerbricht. Ich ſagte zuweilen für mich: In dieſem Erzwind- beutel hat Gott der Herr einmal alle Winde des Zeit- alters, den Spott ohne Geſinnung, die kalte Iro- nie, die gemüthloſe Phantaſterei, den ſchwärmenden Verſtand einfangen wollen, um ſie, wenn der Kerl crepirt, auf eine Zeitlang für ſeine Welt ſtille gemacht zu haben. Dieſer Schrimbs oder Peppel,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/342>, abgerufen am 22.11.2024.