Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

blütig. Sechsundzwanzig, wie ich gesagt habe, und
keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun die
Jahre her, Herr Marx, und solltet daher wissen,
daß das Dringen und Feilschen bei mir nicht
verschlägt, weil ich nie von meiner Sprache abgehe.
Ich begehre, was mir eine Sache werth ist und
thue niemalen vorschlagen, und so könnte ein Posau-
nenengel vom Himmel dahergefahren kommen, er
kriegte die Braune nicht unter Sechsundzwanzig.

Aber Gott's Sackerlot, schrie der Pferdehänd-
ler erbos't, aus Fordern und Bieten besteht doch
der Handel, und meinen eignen Bruder überfrage
ich, und wenn kein Vorschlagen mehr in der Welt
ist, so hört alles Geschäft auf!

Im Gegentheil, erwiederte der Hofschulze, das
Geschäft kostet dann weit weniger Zeit und ist
schon um deßhalb profitlicher, aber auch außerdem
haben beide Theile von einem Handel ohne Vor-
schlagen vielen Nutzen. Ich habe es immer erlebt,
daß, wenn vorgeschlagen wird, sich die Natur erhitzt,
und zuletzt Niemand mehr recht weiß, was er
redet oder thut. Da läßt denn der Verkäufer, um
nur dem Gehader ein Ende zu machen, die Waare
oft unter dem Preise, den er im Stillen bei sich

blütig. Sechsundzwanzig, wie ich geſagt habe, und
keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun die
Jahre her, Herr Marx, und ſolltet daher wiſſen,
daß das Dringen und Feilſchen bei mir nicht
verſchlägt, weil ich nie von meiner Sprache abgehe.
Ich begehre, was mir eine Sache werth iſt und
thue niemalen vorſchlagen, und ſo könnte ein Poſau-
nenengel vom Himmel dahergefahren kommen, er
kriegte die Braune nicht unter Sechsundzwanzig.

Aber Gott’s Sackerlot, ſchrie der Pferdehänd-
ler erboſ’t, aus Fordern und Bieten beſteht doch
der Handel, und meinen eignen Bruder überfrage
ich, und wenn kein Vorſchlagen mehr in der Welt
iſt, ſo hört alles Geſchäft auf!

Im Gegentheil, erwiederte der Hofſchulze, das
Geſchäft koſtet dann weit weniger Zeit und iſt
ſchon um deßhalb profitlicher, aber auch außerdem
haben beide Theile von einem Handel ohne Vor-
ſchlagen vielen Nutzen. Ich habe es immer erlebt,
daß, wenn vorgeſchlagen wird, ſich die Natur erhitzt,
und zuletzt Niemand mehr recht weiß, was er
redet oder thut. Da läßt denn der Verkäufer, um
nur dem Gehader ein Ende zu machen, die Waare
oft unter dem Preiſe, den er im Stillen bei ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0266" n="258"/>
blütig. Sechsundzwanzig, wie ich ge&#x017F;agt habe, und<lb/>
keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun die<lb/>
Jahre her, Herr Marx, und &#x017F;olltet daher wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
daß das Dringen und Feil&#x017F;chen bei mir nicht<lb/>
ver&#x017F;chlägt, weil ich nie von meiner Sprache abgehe.<lb/>
Ich begehre, was mir eine Sache werth i&#x017F;t und<lb/>
thue niemalen vor&#x017F;chlagen, und &#x017F;o könnte ein Po&#x017F;au-<lb/>
nenengel vom Himmel dahergefahren kommen, er<lb/>
kriegte die Braune nicht unter Sechsundzwanzig.</p><lb/>
          <p>Aber Gott&#x2019;s Sackerlot, &#x017F;chrie der Pferdehänd-<lb/>
ler erbo&#x017F;&#x2019;t, aus Fordern und Bieten be&#x017F;teht doch<lb/>
der Handel, und meinen eignen Bruder überfrage<lb/>
ich, und wenn kein Vor&#x017F;chlagen mehr in der Welt<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o hört alles Ge&#x017F;chäft auf!</p><lb/>
          <p>Im Gegentheil, erwiederte der Hof&#x017F;chulze, das<lb/>
Ge&#x017F;chäft ko&#x017F;tet dann weit weniger Zeit und i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chon um deßhalb profitlicher, aber auch außerdem<lb/>
haben beide Theile von einem Handel ohne Vor-<lb/>
&#x017F;chlagen vielen Nutzen. Ich habe es immer erlebt,<lb/>
daß, wenn vorge&#x017F;chlagen wird, &#x017F;ich die Natur erhitzt,<lb/>
und zuletzt Niemand mehr recht weiß, was er<lb/>
redet oder thut. Da läßt denn der Verkäufer, um<lb/>
nur dem Gehader ein Ende zu machen, die Waare<lb/>
oft unter dem Prei&#x017F;e, den er im Stillen bei &#x017F;ich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0266] blütig. Sechsundzwanzig, wie ich geſagt habe, und keinen Stüber darunter. Ihr kennt mich nun die Jahre her, Herr Marx, und ſolltet daher wiſſen, daß das Dringen und Feilſchen bei mir nicht verſchlägt, weil ich nie von meiner Sprache abgehe. Ich begehre, was mir eine Sache werth iſt und thue niemalen vorſchlagen, und ſo könnte ein Poſau- nenengel vom Himmel dahergefahren kommen, er kriegte die Braune nicht unter Sechsundzwanzig. Aber Gott’s Sackerlot, ſchrie der Pferdehänd- ler erboſ’t, aus Fordern und Bieten beſteht doch der Handel, und meinen eignen Bruder überfrage ich, und wenn kein Vorſchlagen mehr in der Welt iſt, ſo hört alles Geſchäft auf! Im Gegentheil, erwiederte der Hofſchulze, das Geſchäft koſtet dann weit weniger Zeit und iſt ſchon um deßhalb profitlicher, aber auch außerdem haben beide Theile von einem Handel ohne Vor- ſchlagen vielen Nutzen. Ich habe es immer erlebt, daß, wenn vorgeſchlagen wird, ſich die Natur erhitzt, und zuletzt Niemand mehr recht weiß, was er redet oder thut. Da läßt denn der Verkäufer, um nur dem Gehader ein Ende zu machen, die Waare oft unter dem Preiſe, den er im Stillen bei ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/266
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/266>, abgerufen am 18.06.2024.