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Ideler, Karl Wilhelm: Der religiöse Wahnsinn, erläutert durch Krankengeschichten. Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Wirren der Gegenwart. Halle (Saale), 1847.

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stellung vom Reiche Gottes betrachte ich in den Händen der
einzigen und ewigen Vorsehung den Mohamedanismus als eine
Schutzmauer des wahren Glaubens, der wahren Religion unter
der Obhut meines Herrn, Heilandes und Königs aller Könige,
welchen wir Christum nennen, mit welchem Mohamed nach der
Verheißung dienstbarer Engel Gottes neben dem Herrn aller
Herren, dem Allmächtigen, auf einem Stuhle sitzt. Diese
Schutzmauer ist von dem Allbarmherzigen hingestellt, und dient
in seinem Reiche gegen den Andrang des Papismus, oder ge¬
gen den christlichen Götzendienst, gegen den Andrang des Aber¬
glaubens und Unglaubens, und zur Vermittelung und Annähe¬
rung aller Religionen an einander, welche Gott noch nicht im
Geiste und in der Wahrheit verehren. Diese Schutzmauer
sucht der Aberwitz der Menschen vergeblich zu zertrümmern.
Nur Gott kann in einem Augenblicke zertrümmern, was der
Aberwitz der Menschen in Jahrhunderten erbaute. Weder der
Mond noch das Kreuz wird brechen. Im Palaste des Herrn
Herrn glänzen Sonne, Mond und Sterne und haben Raum,
und Himmel und Erde preisen Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Hallelujah! In der Hoffnung, daß alle Freunde der Wahr¬
heit endlich zu Frieden kommen werden, überreiche ich Ew. Ho¬
heit diese meine Empfindungen und Gedanken. Ich werde
immerdar die hohen Eigenschaften Ew. Hoheit vor Augen ha¬
ben, und würde es für die höchste Ehre halten, Allerhöchstden¬
selben mit den hierin abgelegten Vorstellungen vom Rechte und
der Wahrheit dienen zu können."

In Uebereinstimmung hiermit stehen folgende Worte im
Terte der Schrift: "Der in dicke Finsterniß eingehüllte Ver¬
stand und die große Gewalt der zügellosesten Leidenschaften
über die Herzen der Menschen hatten eine Zeit lang einer
gewissen Kaste, einem Staate im Staate (wir meinen den
Stand der Diener der Religion) ein übermenschliches Ansehen
verliehen, und damit so obscure Vorstellungen von der Kirche
und ihren Angelegenheiten verbreitet, daß der wahre Glaube,
die Wahrheit oder das Reich Gottes auf Erden lange Zeit
trauriger Weise verdrängt waren. So ähnlich der Fehl des
Interpretirens des Wortes Gottes bei den Juden und Chri¬
sten war, entfremdete sich der Mosaismus und Christianismus

ſtellung vom Reiche Gottes betrachte ich in den Haͤnden der
einzigen und ewigen Vorſehung den Mohamedanismus als eine
Schutzmauer des wahren Glaubens, der wahren Religion unter
der Obhut meines Herrn, Heilandes und Koͤnigs aller Koͤnige,
welchen wir Chriſtum nennen, mit welchem Mohamed nach der
Verheißung dienſtbarer Engel Gottes neben dem Herrn aller
Herren, dem Allmaͤchtigen, auf einem Stuhle ſitzt. Dieſe
Schutzmauer iſt von dem Allbarmherzigen hingeſtellt, und dient
in ſeinem Reiche gegen den Andrang des Papismus, oder ge¬
gen den chriſtlichen Goͤtzendienſt, gegen den Andrang des Aber¬
glaubens und Unglaubens, und zur Vermittelung und Annaͤhe¬
rung aller Religionen an einander, welche Gott noch nicht im
Geiſte und in der Wahrheit verehren. Dieſe Schutzmauer
ſucht der Aberwitz der Menſchen vergeblich zu zertruͤmmern.
Nur Gott kann in einem Augenblicke zertruͤmmern, was der
Aberwitz der Menſchen in Jahrhunderten erbaute. Weder der
Mond noch das Kreuz wird brechen. Im Palaſte des Herrn
Herrn glaͤnzen Sonne, Mond und Sterne und haben Raum,
und Himmel und Erde preiſen Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Hallelujah! In der Hoffnung, daß alle Freunde der Wahr¬
heit endlich zu Frieden kommen werden, uͤberreiche ich Ew. Ho¬
heit dieſe meine Empfindungen und Gedanken. Ich werde
immerdar die hohen Eigenſchaften Ew. Hoheit vor Augen ha¬
ben, und wuͤrde es fuͤr die hoͤchſte Ehre halten, Allerhoͤchſtden¬
ſelben mit den hierin abgelegten Vorſtellungen vom Rechte und
der Wahrheit dienen zu koͤnnen.”

In Uebereinſtimmung hiermit ſtehen folgende Worte im
Terte der Schrift: „Der in dicke Finſterniß eingehuͤllte Ver¬
ſtand und die große Gewalt der zuͤgelloſeſten Leidenſchaften
uͤber die Herzen der Menſchen hatten eine Zeit lang einer
gewiſſen Kaſte, einem Staate im Staate (wir meinen den
Stand der Diener der Religion) ein uͤbermenſchliches Anſehen
verliehen, und damit ſo obſcure Vorſtellungen von der Kirche
und ihren Angelegenheiten verbreitet, daß der wahre Glaube,
die Wahrheit oder das Reich Gottes auf Erden lange Zeit
trauriger Weiſe verdraͤngt waren. So aͤhnlich der Fehl des
Interpretirens des Wortes Gottes bei den Juden und Chri¬
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[217/0225] ſtellung vom Reiche Gottes betrachte ich in den Haͤnden der einzigen und ewigen Vorſehung den Mohamedanismus als eine Schutzmauer des wahren Glaubens, der wahren Religion unter der Obhut meines Herrn, Heilandes und Koͤnigs aller Koͤnige, welchen wir Chriſtum nennen, mit welchem Mohamed nach der Verheißung dienſtbarer Engel Gottes neben dem Herrn aller Herren, dem Allmaͤchtigen, auf einem Stuhle ſitzt. Dieſe Schutzmauer iſt von dem Allbarmherzigen hingeſtellt, und dient in ſeinem Reiche gegen den Andrang des Papismus, oder ge¬ gen den chriſtlichen Goͤtzendienſt, gegen den Andrang des Aber¬ glaubens und Unglaubens, und zur Vermittelung und Annaͤhe¬ rung aller Religionen an einander, welche Gott noch nicht im Geiſte und in der Wahrheit verehren. Dieſe Schutzmauer ſucht der Aberwitz der Menſchen vergeblich zu zertruͤmmern. Nur Gott kann in einem Augenblicke zertruͤmmern, was der Aberwitz der Menſchen in Jahrhunderten erbaute. Weder der Mond noch das Kreuz wird brechen. Im Palaſte des Herrn Herrn glaͤnzen Sonne, Mond und Sterne und haben Raum, und Himmel und Erde preiſen Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Hallelujah! In der Hoffnung, daß alle Freunde der Wahr¬ heit endlich zu Frieden kommen werden, uͤberreiche ich Ew. Ho¬ heit dieſe meine Empfindungen und Gedanken. Ich werde immerdar die hohen Eigenſchaften Ew. Hoheit vor Augen ha¬ ben, und wuͤrde es fuͤr die hoͤchſte Ehre halten, Allerhoͤchſtden¬ ſelben mit den hierin abgelegten Vorſtellungen vom Rechte und der Wahrheit dienen zu koͤnnen.” In Uebereinſtimmung hiermit ſtehen folgende Worte im Terte der Schrift: „Der in dicke Finſterniß eingehuͤllte Ver¬ ſtand und die große Gewalt der zuͤgelloſeſten Leidenſchaften uͤber die Herzen der Menſchen hatten eine Zeit lang einer gewiſſen Kaſte, einem Staate im Staate (wir meinen den Stand der Diener der Religion) ein uͤbermenſchliches Anſehen verliehen, und damit ſo obſcure Vorſtellungen von der Kirche und ihren Angelegenheiten verbreitet, daß der wahre Glaube, die Wahrheit oder das Reich Gottes auf Erden lange Zeit trauriger Weiſe verdraͤngt waren. So aͤhnlich der Fehl des Interpretirens des Wortes Gottes bei den Juden und Chri¬ ſten war, entfremdete ſich der Moſaismus und Chriſtianismus

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Zitationshilfe: Ideler, Karl Wilhelm: Der religiöse Wahnsinn, erläutert durch Krankengeschichten. Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Wirren der Gegenwart. Halle (Saale), 1847, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ideler_wahnsinn_1847/225>, abgerufen am 04.05.2024.