Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

Die politische Gleichberechtigung der Frau.
Strassen, an den Urnen übte zweifellos einen verfeinern-
den Einfluss aus - niemals hatten wir noch ein so an-
ständiges Benehmen der Menge gesehen als dasjenige,
das die erste Ausübung des Frauenwahlrechts hier aus-
zeichnete. Sogar die Nonnen übten ihr Wahlrecht aus
und es war ein malerisches Bild, als durch die bunte
Menge in North Adelaide die Schwestern des Domini-
kanerklosters in ihren düsteren Gewändern einherzogen
unter der Führung ihrer Oberin, ruhig, ernst und gütig."

Die Regierungen der beiden Colonien haben sich
wiederholt wohlwollend und befriedigt über die Resultate
der politischen Freiheit der Frau ausgedrückt, zuletzt
gelegentlich der obenerwähnten Generalversammlung der
"National Society for Women's Suffrage" in Westminster
Townhall und zwar sowohl der Premierminister von Neu-
seeland Hon. M. Saddon, als auch der Premierminister
von Süd-Australien, Mr. Kingston; der letztere schrieb:
"Ihre Gesellschaft hat meine lebhafteste Sympathie und
ich beziehe mich mit verzeihlichem Stolz auf die That-
sache, dass die gegenwärtige südaustralische Regierung
durch den guten Willen des Parlaments in der Lage war,
allen Grossjährigen Süd-Australiens das Wahlrecht zu
gewähren. Unsere Frauen schätzen dieses Privilegium
ebenfalls und üben es intelligent und fleissig aus."

Bei solch vorzüglichen und einwandsfreien Zeugnissen
über die Resultate des Frauenstimmrechts in Neuseeland
und Südaustralien muthet es sonderbar an, wenn deutsche
Zeitungen, wie jüngst die Münchener Allgemeine Zeitung,

Die politische Gleichberechtigung der Frau.
Strassen, an den Urnen übte zweifellos einen verfeinern-
den Einfluss aus – niemals hatten wir noch ein so an-
ständiges Benehmen der Menge gesehen als dasjenige,
das die erste Ausübung des Frauenwahlrechts hier aus-
zeichnete. Sogar die Nonnen übten ihr Wahlrecht aus
und es war ein malerisches Bild, als durch die bunte
Menge in North Adelaide die Schwestern des Domini-
kanerklosters in ihren düsteren Gewändern einherzogen
unter der Führung ihrer Oberin, ruhig, ernst und gütig.«

Die Regierungen der beiden Colonien haben sich
wiederholt wohlwollend und befriedigt über die Resultate
der politischen Freiheit der Frau ausgedrückt, zuletzt
gelegentlich der obenerwähnten Generalversammlung der
»National Society for Women's Suffrage« in Westminster
Townhall und zwar sowohl der Premierminister von Neu-
seeland Hon. M. Saddon, als auch der Premierminister
von Süd-Australien, Mr. Kingston; der letztere schrieb:
»Ihre Gesellschaft hat meine lebhafteste Sympathie und
ich beziehe mich mit verzeihlichem Stolz auf die That-
sache, dass die gegenwärtige südaustralische Regierung
durch den guten Willen des Parlaments in der Lage war,
allen Grossjährigen Süd-Australiens das Wahlrecht zu
gewähren. Unsere Frauen schätzen dieses Privilegium
ebenfalls und üben es intelligent und fleissig aus.«

Bei solch vorzüglichen und einwandsfreien Zeugnissen
über die Resultate des Frauenstimmrechts in Neuseeland
und Südaustralien muthet es sonderbar an, wenn deutsche
Zeitungen, wie jüngst die Münchener Allgemeine Zeitung,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0066" n="53"/><fw place="top" type="header">Die politische Gleichberechtigung der Frau.</fw><lb/>
Strassen, an den Urnen übte zweifellos einen verfeinern-<lb/>
den Einfluss aus &#x2013; niemals hatten wir noch ein so an-<lb/>
ständiges Benehmen der Menge gesehen als dasjenige,<lb/>
das die erste Ausübung des Frauenwahlrechts hier aus-<lb/>
zeichnete. Sogar die Nonnen übten ihr Wahlrecht aus<lb/>
und es war ein malerisches Bild, als durch die bunte<lb/>
Menge in North Adelaide die Schwestern des Domini-<lb/>
kanerklosters in ihren düsteren Gewändern einherzogen<lb/>
unter der Führung ihrer Oberin, ruhig, ernst und gütig.«</p><lb/>
      <p>Die Regierungen der beiden Colonien haben sich<lb/>
wiederholt wohlwollend und befriedigt über die Resultate<lb/>
der politischen Freiheit der Frau ausgedrückt, zuletzt<lb/>
gelegentlich der obenerwähnten Generalversammlung der<lb/>
»National Society for Women's Suffrage« in Westminster<lb/>
Townhall und zwar sowohl der Premierminister von Neu-<lb/>
seeland Hon. M. Saddon, als auch der Premierminister<lb/>
von Süd-Australien, Mr. Kingston; der letztere schrieb:<lb/>
»Ihre Gesellschaft hat meine lebhafteste Sympathie und<lb/>
ich beziehe mich mit verzeihlichem Stolz auf die That-<lb/>
sache, dass die gegenwärtige südaustralische Regierung<lb/>
durch den guten Willen des Parlaments in der Lage war,<lb/>
allen Grossjährigen Süd-Australiens das Wahlrecht zu<lb/>
gewähren. Unsere Frauen schätzen dieses Privilegium<lb/>
ebenfalls und üben es intelligent und fleissig aus.«</p><lb/>
      <p>Bei solch vorzüglichen und einwandsfreien Zeugnissen<lb/>
über die Resultate des Frauenstimmrechts in Neuseeland<lb/>
und Südaustralien muthet es sonderbar an, wenn deutsche<lb/>
Zeitungen, wie jüngst die Münchener Allgemeine Zeitung,<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0066] Die politische Gleichberechtigung der Frau. Strassen, an den Urnen übte zweifellos einen verfeinern- den Einfluss aus – niemals hatten wir noch ein so an- ständiges Benehmen der Menge gesehen als dasjenige, das die erste Ausübung des Frauenwahlrechts hier aus- zeichnete. Sogar die Nonnen übten ihr Wahlrecht aus und es war ein malerisches Bild, als durch die bunte Menge in North Adelaide die Schwestern des Domini- kanerklosters in ihren düsteren Gewändern einherzogen unter der Führung ihrer Oberin, ruhig, ernst und gütig.« Die Regierungen der beiden Colonien haben sich wiederholt wohlwollend und befriedigt über die Resultate der politischen Freiheit der Frau ausgedrückt, zuletzt gelegentlich der obenerwähnten Generalversammlung der »National Society for Women's Suffrage« in Westminster Townhall und zwar sowohl der Premierminister von Neu- seeland Hon. M. Saddon, als auch der Premierminister von Süd-Australien, Mr. Kingston; der letztere schrieb: »Ihre Gesellschaft hat meine lebhafteste Sympathie und ich beziehe mich mit verzeihlichem Stolz auf die That- sache, dass die gegenwärtige südaustralische Regierung durch den guten Willen des Parlaments in der Lage war, allen Grossjährigen Süd-Australiens das Wahlrecht zu gewähren. Unsere Frauen schätzen dieses Privilegium ebenfalls und üben es intelligent und fleissig aus.« Bei solch vorzüglichen und einwandsfreien Zeugnissen über die Resultate des Frauenstimmrechts in Neuseeland und Südaustralien muthet es sonderbar an, wenn deutsche Zeitungen, wie jüngst die Münchener Allgemeine Zeitung,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-02-20T18:11:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-02-20T18:11:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/66
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Die politische Gleichberechtigung der Frau. Berlin, 1898, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_gleichberechtigung_1898/66>, abgerufen am 06.05.2024.