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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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Verliebte
Wird durch den Ehrgeitz noch bey deiner Zeit erreget/
Und manches nennet sich vor dir das schönste Land.
Du Wunder-Theil der Welt! Paris tritt in die Schrancken/
Die Venus/ Juno sich und Pallas sonst ersehn/
Und wil sich üm den Preiß des Apffels mit dir zancken/
Sein Frauenzimmer soll in ersten Paare gehn.
Nun Engelland wil gar mit lauter Engeln prahlen/
Franckreich soll neben dir der Palmen Zinsman seyn.
Ach Teutschland könte dich ein Paris noch bestrahlen/
Und stell'te die Vernunfft sich hier zum Richter ein!
So würde deine Pracht und seltne Schätzbarkeiten
Sein kluger Augen-Raht noch mehr als vor besehn/
Und liese sich sein Blick auff andre Länder leiten/
So würde Paris Mund auff diesen Spruch bestehn:
Franckreich ist zwar ein Land mit Klugheit angefüllet/
Und in Galanterie des Frauenzimmers Welt.
Ja wo Geistreicher Schertz gemein wie Wasser quillet.
Wo witziger Verstand die hohe Schule hält.
Allein daß Schüler offt die besten Meister werden/
Kan Teutschland sonder Ruhm mit Sachsen Zeuge seyn.
Man pflantzet erst geschickt die Liljen frembder Erden/
Denn kömmt Natur und Kunst verwundrend überein.
Du schöne Linden-Stadt! (so würde Paris sagen.)
So bald mein Auge dich/ du Kleinod Meissens sieht/
Seh' ich die Pallas auch auff ihren Sieges-Wagen
Die mich/ so wie Paris zu ihren Schätzen zieht.
Die Göttin kan allhier die klügsten Töchter zeigen/
Wo Witz/ Verstand und List sehr schöne Proben weißt;
Durch die allein der Ruhm muß biß zum Sternen steigen/
Daß die galantste Stadt anitzo Leipzig heist.
Ja Dreßden kan sich auch mit gleichen Lorbern krönen/
Wo die Gefälligkeit sehr artge Leute macht.
Und Halle darff den Schmuck von keinen Frembden lehnen/
Weil diese Seltenheit bey ihren Schönen lacht.
Das kleine Weissenfelß hat Klugheit groß geschätzet/
Ob Einfalt gleich daselbst auch offt gemeistert wird/
Des Gartens-Schönheit ist darüm nicht gar verletzet/
Wenn sich das Unkraut gleich bey Rosen hat verirrt.
Noch
Verliebte
Wird durch den Ehrgeitz noch bey deiner Zeit erreget/
Und manches nennet ſich vor dir das ſchoͤnſte Land.
Du Wunder-Theil der Welt! Paris tritt in die Schrancken/
Die Venus/ Juno ſich und Pallas ſonſt erſehn/
Und wil ſich uͤm den Preiß des Apffels mit dir zancken/
Sein Frauenzimmer ſoll in erſten Paare gehn.
Nun Engelland wil gar mit lauter Engeln prahlen/
Franckreich ſoll neben dir der Palmen Zinsman ſeyn.
Ach Teutſchland koͤnte dich ein Paris noch beſtrahlen/
Und ſtell'te die Vernunfft ſich hier zum Richter ein!
So wuͤrde deine Pracht und ſeltne Schaͤtzbarkeiten
Sein kluger Augen-Raht noch mehr als vor beſehn/
Und lieſe ſich ſein Blick auff andre Laͤnder leiten/
So wuͤrde Paris Mund auff dieſen Spruch beſtehn:
Franckreich iſt zwar ein Land mit Klugheit angefuͤllet/
Und in Galanterie des Frauenzimmers Welt.
Ja wo Geiſtreicher Schertz gemein wie Waſſer quillet.
Wo witziger Verſtand die hohe Schule haͤlt.
Allein daß Schuͤler offt die beſten Meiſter werden/
Kan Teutſchland ſonder Ruhm mit Sachſen Zeuge ſeyn.
Man pflantzet erſt geſchickt die Liljen frembder Erden/
Denn koͤmmt Natur und Kunſt verwundrend uͤberein.
Du ſchoͤne Linden-Stadt! (ſo wuͤrde Paris ſagen.)
So bald mein Auge dich/ du Kleinod Meiſſens ſieht/
Seh' ich die Pallas auch auff ihren Sieges-Wagen
Die mich/ ſo wie Paris zu ihren Schaͤtzen zieht.
Die Goͤttin kan allhier die kluͤgſten Toͤchter zeigen/
Wo Witz/ Verſtand und Liſt ſehr ſchoͤne Proben weißt;
Durch die allein der Ruhm muß biß zum Sternen ſteigen/
Daß die galantſte Stadt anitzo Leipzig heiſt.
Ja Dreßden kan ſich auch mit gleichen Lorbern kroͤnen/
Wo die Gefaͤlligkeit ſehr artge Leute macht.
Und Halle darff den Schmuck von keinen Frembden lehnen/
Weil dieſe Seltenheit bey ihren Schoͤnen lacht.
Das kleine Weiſſenfelß hat Klugheit groß geſchaͤtzet/
Ob Einfalt gleich daſelbſt auch offt gemeiſtert wird/
Des Gartens-Schoͤnheit iſt daruͤm nicht gar verletzet/
Wenn ſich das Unkraut gleich bey Roſen hat verirrt.
Noch
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[2/0012] Verliebte Wird durch den Ehrgeitz noch bey deiner Zeit erreget/ Und manches nennet ſich vor dir das ſchoͤnſte Land. Du Wunder-Theil der Welt! Paris tritt in die Schrancken/ Die Venus/ Juno ſich und Pallas ſonſt erſehn/ Und wil ſich uͤm den Preiß des Apffels mit dir zancken/ Sein Frauenzimmer ſoll in erſten Paare gehn. Nun Engelland wil gar mit lauter Engeln prahlen/ Franckreich ſoll neben dir der Palmen Zinsman ſeyn. Ach Teutſchland koͤnte dich ein Paris noch beſtrahlen/ Und ſtell'te die Vernunfft ſich hier zum Richter ein! So wuͤrde deine Pracht und ſeltne Schaͤtzbarkeiten Sein kluger Augen-Raht noch mehr als vor beſehn/ Und lieſe ſich ſein Blick auff andre Laͤnder leiten/ So wuͤrde Paris Mund auff dieſen Spruch beſtehn: Franckreich iſt zwar ein Land mit Klugheit angefuͤllet/ Und in Galanterie des Frauenzimmers Welt. Ja wo Geiſtreicher Schertz gemein wie Waſſer quillet. Wo witziger Verſtand die hohe Schule haͤlt. Allein daß Schuͤler offt die beſten Meiſter werden/ Kan Teutſchland ſonder Ruhm mit Sachſen Zeuge ſeyn. Man pflantzet erſt geſchickt die Liljen frembder Erden/ Denn koͤmmt Natur und Kunſt verwundrend uͤberein. Du ſchoͤne Linden-Stadt! (ſo wuͤrde Paris ſagen.) So bald mein Auge dich/ du Kleinod Meiſſens ſieht/ Seh' ich die Pallas auch auff ihren Sieges-Wagen Die mich/ ſo wie Paris zu ihren Schaͤtzen zieht. Die Goͤttin kan allhier die kluͤgſten Toͤchter zeigen/ Wo Witz/ Verſtand und Liſt ſehr ſchoͤne Proben weißt; Durch die allein der Ruhm muß biß zum Sternen ſteigen/ Daß die galantſte Stadt anitzo Leipzig heiſt. Ja Dreßden kan ſich auch mit gleichen Lorbern kroͤnen/ Wo die Gefaͤlligkeit ſehr artge Leute macht. Und Halle darff den Schmuck von keinen Frembden lehnen/ Weil dieſe Seltenheit bey ihren Schoͤnen lacht. Das kleine Weiſſenfelß hat Klugheit groß geſchaͤtzet/ Ob Einfalt gleich daſelbſt auch offt gemeiſtert wird/ Des Gartens-Schoͤnheit iſt daruͤm nicht gar verletzet/ Wenn ſich das Unkraut gleich bey Roſen hat verirrt. Noch

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/12>, abgerufen am 29.03.2024.