Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.Schon früher ist der Verfinsterungssucht nem Pfarrer und einem adelichen Gutsbesitzer über
ein Stück Land, welches den Namen Pfaffen- land führte. Bloß auf diesen Namen und auf nichts weiter gründete der geistliche Herr seine Befugniß es als Pfarreigenthum in Anspruch zu nehmen. Da der Edelmann sich aber der Abtretung des Landstrichs weigerte, so versagte der Pfarrer ihm und den Sei- nigen die Ertheilung des heiligen Abendmahls, worüber neben jenem Rechtsstreit, noch ein bitterer Jnjurienprozeß entstand, der zum Nachtheil des geistlichen Herrn bald entschieden und abgemacht war. Der gerichtliche Krieg über den Acker hinge- gen dauerte volle zwölf Jahre, und der Pfarrer verlor durch alle Jnstanzen. Hiemit noch nicht be- ruhigt, verklagte er seinen eigenen Sachwald, und beschuldigte diesen der wahrscheinlichen Praevarika- tion, weil es sonst unmöglich gewesen wäre, "eine so gerechte Sache verlieren zu können." Der Pro- zeß dauerte drei Jahre und ging gleichfalls für den Kanzelritter verloren. Die Kosten wurden indessen mit den Ueberresten des Kirchenschatzes bestritten. Nicht lange nachher brannte die Kirche ab, und mußte von der dürftigen Gemeine wieder erbauet werden, weil Advokaten und Gerichte sich in das Aerarium getheilt hatten. Dieser Mann Gottes hatte in fünfzehn bis sechzehn Jahren nicht weniger als drei und fünfzig Prozesse mit seiner Gemeine und einzelnen Mitgliedern derselben, die er sämmt- Schon fruͤher iſt der Verfinſterungsſucht nem Pfarrer und einem adelichen Gutsbeſitzer uͤber
ein Stuͤck Land, welches den Namen Pfaffen- land fuͤhrte. Bloß auf dieſen Namen und auf nichts weiter gruͤndete der geiſtliche Herr ſeine Befugniß es als Pfarreigenthum in Anſpruch zu nehmen. Da der Edelmann ſich aber der Abtretung des Landſtrichs weigerte, ſo verſagte der Pfarrer ihm und den Sei- nigen die Ertheilung des heiligen Abendmahls, woruͤber neben jenem Rechtsſtreit, noch ein bitterer Jnjurienprozeß entſtand, der zum Nachtheil des geiſtlichen Herrn bald entſchieden und abgemacht war. Der gerichtliche Krieg uͤber den Acker hinge- gen dauerte volle zwoͤlf Jahre, und der Pfarrer verlor durch alle Jnſtanzen. Hiemit noch nicht be- ruhigt, verklagte er ſeinen eigenen Sachwald, und beſchuldigte dieſen der wahrſcheinlichen Praevarika- tion, weil es ſonſt unmoͤglich geweſen waͤre, „eine ſo gerechte Sache verlieren zu koͤnnen.‟ Der Pro- zeß dauerte drei Jahre und ging gleichfalls fuͤr den Kanzelritter verloren. Die Koſten wurden indeſſen mit den Ueberreſten des Kirchenſchatzes beſtritten. Nicht lange nachher brannte die Kirche ab, und mußte von der duͤrftigen Gemeine wieder erbauet werden, weil Advokaten und Gerichte ſich in das Aerarium getheilt hatten. Dieſer Mann Gottes hatte in fuͤnfzehn bis ſechzehn Jahren nicht weniger als drei und fuͤnfzig Prozeſſe mit ſeiner Gemeine und einzelnen Mitgliedern derſelben, die er ſaͤmmt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0272" n="272"/> <p>Schon fruͤher iſt der <hi rendition="#g">Verfinſterungsſucht</hi><lb/> der levitiſch-chriſtlichen Blindſchleichen gedacht wor-<lb/> den. Dunkelheit iſt das wahre Element, worin<lb/><note next="#seg2pn_12_3" xml:id="seg2pn_12_2" prev="#seg2pn_12_1" place="foot" n="*)">nem Pfarrer und einem adelichen Gutsbeſitzer uͤber<lb/> ein Stuͤck Land, welches den Namen <hi rendition="#g">Pfaffen-<lb/> land</hi> fuͤhrte. Bloß auf dieſen Namen und auf nichts<lb/> weiter gruͤndete der geiſtliche Herr ſeine Befugniß<lb/> es als Pfarreigenthum in Anſpruch zu nehmen. Da<lb/> der Edelmann ſich aber der Abtretung des Landſtrichs<lb/> weigerte, ſo verſagte der Pfarrer ihm und den Sei-<lb/> nigen die Ertheilung des heiligen Abendmahls,<lb/> woruͤber neben jenem Rechtsſtreit, noch ein bitterer<lb/> Jnjurienprozeß entſtand, der zum Nachtheil des<lb/> geiſtlichen Herrn bald entſchieden und abgemacht<lb/> war. Der gerichtliche Krieg uͤber den Acker hinge-<lb/> gen dauerte volle zwoͤlf Jahre, und der Pfarrer<lb/> verlor durch alle Jnſtanzen. Hiemit noch nicht be-<lb/> ruhigt, verklagte er ſeinen eigenen Sachwald, und<lb/> beſchuldigte dieſen der wahrſcheinlichen Praevarika-<lb/> tion, weil es ſonſt unmoͤglich geweſen waͤre, „eine<lb/> ſo gerechte Sache verlieren zu koͤnnen.‟ Der Pro-<lb/> zeß dauerte drei Jahre und ging gleichfalls fuͤr den<lb/> Kanzelritter verloren. Die Koſten wurden indeſſen<lb/> mit den Ueberreſten des Kirchenſchatzes beſtritten.<lb/> Nicht lange nachher brannte die Kirche ab, und<lb/> mußte von der duͤrftigen Gemeine wieder erbauet<lb/> werden, weil Advokaten und Gerichte ſich in das<lb/> Aerarium getheilt hatten. Dieſer Mann Gottes<lb/> hatte in fuͤnfzehn bis ſechzehn Jahren nicht weniger<lb/> als drei und fuͤnfzig Prozeſſe mit ſeiner Gemeine<lb/> und einzelnen Mitgliedern derſelben, die er ſaͤmmt-</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [272/0272]
Schon fruͤher iſt der Verfinſterungsſucht
der levitiſch-chriſtlichen Blindſchleichen gedacht wor-
den. Dunkelheit iſt das wahre Element, worin
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*) nem Pfarrer und einem adelichen Gutsbeſitzer uͤber
ein Stuͤck Land, welches den Namen Pfaffen-
land fuͤhrte. Bloß auf dieſen Namen und auf nichts
weiter gruͤndete der geiſtliche Herr ſeine Befugniß
es als Pfarreigenthum in Anſpruch zu nehmen. Da
der Edelmann ſich aber der Abtretung des Landſtrichs
weigerte, ſo verſagte der Pfarrer ihm und den Sei-
nigen die Ertheilung des heiligen Abendmahls,
woruͤber neben jenem Rechtsſtreit, noch ein bitterer
Jnjurienprozeß entſtand, der zum Nachtheil des
geiſtlichen Herrn bald entſchieden und abgemacht
war. Der gerichtliche Krieg uͤber den Acker hinge-
gen dauerte volle zwoͤlf Jahre, und der Pfarrer
verlor durch alle Jnſtanzen. Hiemit noch nicht be-
ruhigt, verklagte er ſeinen eigenen Sachwald, und
beſchuldigte dieſen der wahrſcheinlichen Praevarika-
tion, weil es ſonſt unmoͤglich geweſen waͤre, „eine
ſo gerechte Sache verlieren zu koͤnnen.‟ Der Pro-
zeß dauerte drei Jahre und ging gleichfalls fuͤr den
Kanzelritter verloren. Die Koſten wurden indeſſen
mit den Ueberreſten des Kirchenſchatzes beſtritten.
Nicht lange nachher brannte die Kirche ab, und
mußte von der duͤrftigen Gemeine wieder erbauet
werden, weil Advokaten und Gerichte ſich in das
Aerarium getheilt hatten. Dieſer Mann Gottes
hatte in fuͤnfzehn bis ſechzehn Jahren nicht weniger
als drei und fuͤnfzig Prozeſſe mit ſeiner Gemeine
und einzelnen Mitgliedern derſelben, die er ſaͤmmt-
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