Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Zuhörern ganze Predigten aus Zollikofer, Löffler,
Ammon, Schleiermacher oder gar aus dem from-
men (Gott sey bei uns!) Claus Harms ans Herz
legen wollen, blos die Sammlung der Predigten,
den Band, die Seitenzahl und den legitimen
Verleger zu nennen, und dann nach einem andächtigen
Unser Vater sich flugs von der Kanzel zu scheren.

Dies Alles ist nicht mehr als billig, damit der
legitime Garteneigenthümer oder Verleger nicht
auf eine ungerechte räuberische Weise um seine theuer
bezahlten Gurken, Jdeen, Kartoffeln und Sauer-
kraut gebracht werde.

Sie sehen, Herr Abgeordneter, ich blieb im-
mer bei Jhrer oder Cella's schöner Parabel vom
Garten und vom Schlüssel stehen, aus der sich so
herrliche Folgerungen ableiten lassen, wenn man
sich, wie es, dem Anscheine nach, bei Jhnen
der Fall war, nur nicht scheuet, sie ganz durch-
zuführen! Es ist eine gar köstliche Parabel, und
"Parabeln versinnlichen und lehren."
Durch Gleichnisse der Art kann ein guter Krum-
macher das Geradeste krumm, und das Krummste
gerade machen, nur muß man sich hüten, nicht zu
weit zu gehen! Man muß solch Parabelchen mit
sechs Zeilen leicht hinwerfen, und ja nichts berüh-
ren, woraus etwa folgen könnte, daß das Gleich-
niß auf den vorkommenden Fall nicht die entfern-
teste Anwendung findet. Dann versinnlicht und lehrt

3 *

Zuhoͤrern ganze Predigten aus Zollikofer, Loͤffler,
Ammon, Schleiermacher oder gar aus dem from-
men (Gott ſey bei uns!) Claus Harms ans Herz
legen wollen, blos die Sammlung der Predigten,
den Band, die Seitenzahl und den legitimen
Verleger zu nennen, und dann nach einem andaͤchtigen
Unſer Vater ſich flugs von der Kanzel zu ſcheren.

Dies Alles iſt nicht mehr als billig, damit der
legitime Garteneigenthuͤmer oder Verleger nicht
auf eine ungerechte raͤuberiſche Weiſe um ſeine theuer
bezahlten Gurken, Jdeen, Kartoffeln und Sauer-
kraut gebracht werde.

Sie ſehen, Herr Abgeordneter, ich blieb im-
mer bei Jhrer oder Cella’s ſchoͤner Parabel vom
Garten und vom Schluͤſſel ſtehen, aus der ſich ſo
herrliche Folgerungen ableiten laſſen, wenn man
ſich, wie es, dem Anſcheine nach, bei Jhnen
der Fall war, nur nicht ſcheuet, ſie ganz durch-
zufuͤhren! Es iſt eine gar koͤſtliche Parabel, und
»Parabeln verſinnlichen und lehren.«
Durch Gleichniſſe der Art kann ein guter Krum-
macher das Geradeſte krumm, und das Krummſte
gerade machen, nur muß man ſich huͤten, nicht zu
weit zu gehen! Man muß ſolch Parabelchen mit
ſechs Zeilen leicht hinwerfen, und ja nichts beruͤh-
ren, woraus etwa folgen koͤnnte, daß das Gleich-
niß auf den vorkommenden Fall nicht die entfern-
teſte Anwendung findet. Dann verſinnlicht und lehrt

3 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="27"/>
Zuho&#x0364;rern ganze Predigten aus Zollikofer, Lo&#x0364;ffler,<lb/>
Ammon, Schleiermacher oder gar aus dem from-<lb/>
men (Gott &#x017F;ey bei uns!) Claus Harms ans Herz<lb/>
legen wollen, blos die Sammlung der Predigten,<lb/>
den Band, die Seitenzahl und den <hi rendition="#g">legitimen</hi><lb/>
Verleger zu nennen, und dann nach einem anda&#x0364;chtigen<lb/>
Un&#x017F;er Vater &#x017F;ich flugs von der Kanzel zu &#x017F;cheren.</p><lb/>
        <p>Dies Alles i&#x017F;t nicht mehr als billig, damit der<lb/><hi rendition="#g">legitime</hi> Garteneigenthu&#x0364;mer oder Verleger nicht<lb/>
auf eine ungerechte ra&#x0364;uberi&#x017F;che Wei&#x017F;e um &#x017F;eine theuer<lb/>
bezahlten Gurken, Jdeen, Kartoffeln und Sauer-<lb/>
kraut gebracht werde.</p><lb/>
        <p>Sie &#x017F;ehen, Herr Abgeordneter, ich blieb im-<lb/>
mer bei Jhrer oder Cella&#x2019;s &#x017F;cho&#x0364;ner Parabel vom<lb/>
Garten und vom Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el &#x017F;tehen, aus der &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
herrliche Folgerungen ableiten la&#x017F;&#x017F;en, wenn man<lb/>
&#x017F;ich, wie es, <hi rendition="#g">dem An&#x017F;cheine nach,</hi> bei Jhnen<lb/>
der Fall war, nur nicht &#x017F;cheuet, &#x017F;ie <hi rendition="#g">ganz</hi> durch-<lb/>
zufu&#x0364;hren! Es i&#x017F;t eine gar ko&#x0364;&#x017F;tliche Parabel, und<lb/>
»<hi rendition="#g">Parabeln ver&#x017F;innlichen und lehren.</hi>«<lb/>
Durch Gleichni&#x017F;&#x017F;e der Art kann ein guter Krum-<lb/>
macher das Gerade&#x017F;te krumm, und das Krumm&#x017F;te<lb/>
gerade machen, nur muß man &#x017F;ich hu&#x0364;ten, nicht zu<lb/>
weit zu gehen! Man muß &#x017F;olch Parabelchen mit<lb/>
&#x017F;echs Zeilen leicht hinwerfen, und ja nichts beru&#x0364;h-<lb/>
ren, woraus etwa folgen ko&#x0364;nnte, daß das Gleich-<lb/>
niß auf den vorkommenden Fall nicht die entfern-<lb/>
te&#x017F;te Anwendung findet. Dann ver&#x017F;innlicht und lehrt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0027] Zuhoͤrern ganze Predigten aus Zollikofer, Loͤffler, Ammon, Schleiermacher oder gar aus dem from- men (Gott ſey bei uns!) Claus Harms ans Herz legen wollen, blos die Sammlung der Predigten, den Band, die Seitenzahl und den legitimen Verleger zu nennen, und dann nach einem andaͤchtigen Unſer Vater ſich flugs von der Kanzel zu ſcheren. Dies Alles iſt nicht mehr als billig, damit der legitime Garteneigenthuͤmer oder Verleger nicht auf eine ungerechte raͤuberiſche Weiſe um ſeine theuer bezahlten Gurken, Jdeen, Kartoffeln und Sauer- kraut gebracht werde. Sie ſehen, Herr Abgeordneter, ich blieb im- mer bei Jhrer oder Cella’s ſchoͤner Parabel vom Garten und vom Schluͤſſel ſtehen, aus der ſich ſo herrliche Folgerungen ableiten laſſen, wenn man ſich, wie es, dem Anſcheine nach, bei Jhnen der Fall war, nur nicht ſcheuet, ſie ganz durch- zufuͤhren! Es iſt eine gar koͤſtliche Parabel, und »Parabeln verſinnlichen und lehren.« Durch Gleichniſſe der Art kann ein guter Krum- macher das Geradeſte krumm, und das Krummſte gerade machen, nur muß man ſich huͤten, nicht zu weit zu gehen! Man muß ſolch Parabelchen mit ſechs Zeilen leicht hinwerfen, und ja nichts beruͤh- ren, woraus etwa folgen koͤnnte, daß das Gleich- niß auf den vorkommenden Fall nicht die entfern- teſte Anwendung findet. Dann verſinnlicht und lehrt 3 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/27
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/27>, abgerufen am 27.11.2024.