theiligen Lehrsätze: daß Gott durch blutige und an- dere Opfer versöhnt; daß durch die Schmerzen und den Tod eines unschuldigen Thieres oder Menschen die Schuld eines Andern oder vielleicht der ganzen Menschheit getilgt und die Strafen aller, auch der abscheulichsten Verbrechen abgebüßt werden, und daß die Pfaffen die Vertrauten, die Abgeordneten der Gottheit, jede begangene und zukünftige Misse- that vergeben können; daß man durch Geschenke und Vermächtnisse an die Diener der Gottheit und durch geistliche Stiftungen, durch Erbauung von Tempeln, Kirchen, Moscheen, Altären und derglei- chen den Himmel verdiene; daß nicht eine rechtliche Handlungsweise, sondern blinder Glaube an die Worte der Priester, fleißiges Beten und Fasten, häufige Bußen und Kasteiungen zur Seligkeit er- forderlich seien; durch alle diese Mittel und Glau- benslehren, so wie durch eine Menge oft eben so prachtvoller und glänzender, als läppischer Kir- chengebräuche suchten die Pfaffen fast aller Na- tionen und Konfessionen die Menschen zu unterjo- chen und an sich zu ziehen; Vernunft, Tugend und Sitte von der Erde zu verbannen, und sich eine unbedingte Herrschaft nicht allein über die Gemü- ther der, durch sie verblendeten Völker, sondern auch der durch sie, und oft noch mehr durch eige- ne Herrschgier und Ehrsucht geblendeten Fürsten zu erwerben.
theiligen Lehrſaͤtze: daß Gott durch blutige und an- dere Opfer verſoͤhnt; daß durch die Schmerzen und den Tod eines unſchuldigen Thieres oder Menſchen die Schuld eines Andern oder vielleicht der ganzen Menſchheit getilgt und die Strafen aller, auch der abſcheulichſten Verbrechen abgebuͤßt werden, und daß die Pfaffen die Vertrauten, die Abgeordneten der Gottheit, jede begangene und zukuͤnftige Miſſe- that vergeben koͤnnen; daß man durch Geſchenke und Vermaͤchtniſſe an die Diener der Gottheit und durch geiſtliche Stiftungen, durch Erbauung von Tempeln, Kirchen, Moſcheen, Altaͤren und derglei- chen den Himmel verdiene; daß nicht eine rechtliche Handlungsweiſe, ſondern blinder Glaube an die Worte der Prieſter, fleißiges Beten und Faſten, haͤufige Bußen und Kaſteiungen zur Seligkeit er- forderlich ſeien; durch alle dieſe Mittel und Glau- benslehren, ſo wie durch eine Menge oft eben ſo prachtvoller und glaͤnzender, als laͤppiſcher Kir- chengebraͤuche ſuchten die Pfaffen faſt aller Na- tionen und Konfeſſionen die Menſchen zu unterjo- chen und an ſich zu ziehen; Vernunft, Tugend und Sitte von der Erde zu verbannen, und ſich eine unbedingte Herrſchaft nicht allein uͤber die Gemuͤ- ther der, durch ſie verblendeten Voͤlker, ſondern auch der durch ſie, und oft noch mehr durch eige- ne Herrſchgier und Ehrſucht geblendeten Fuͤrſten zu erwerben.
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theiligen Lehrſaͤtze: daß Gott durch blutige und an-
dere Opfer verſoͤhnt; daß durch die Schmerzen und
den Tod eines unſchuldigen Thieres oder Menſchen
die Schuld eines Andern oder vielleicht der ganzen
Menſchheit getilgt und die Strafen aller, auch der
abſcheulichſten Verbrechen abgebuͤßt werden, und
daß die Pfaffen die Vertrauten, die Abgeordneten
der Gottheit, jede begangene und zukuͤnftige Miſſe-
that vergeben koͤnnen; daß man durch Geſchenke
und Vermaͤchtniſſe an die Diener der Gottheit und
durch geiſtliche Stiftungen, durch Erbauung von
Tempeln, Kirchen, Moſcheen, Altaͤren und derglei-
chen den Himmel verdiene; daß nicht eine rechtliche
Handlungsweiſe, ſondern blinder Glaube an die
Worte der Prieſter, fleißiges Beten und Faſten,
haͤufige Bußen und Kaſteiungen zur Seligkeit er-
forderlich ſeien; durch alle dieſe Mittel und Glau-
benslehren, ſo wie durch eine Menge oft eben ſo
prachtvoller und glaͤnzender, als laͤppiſcher Kir-
chengebraͤuche ſuchten die Pfaffen faſt aller Na-
tionen und Konfeſſionen die Menſchen zu unterjo-
chen und an ſich zu ziehen; Vernunft, Tugend und
Sitte von der Erde zu verbannen, und ſich eine
unbedingte Herrſchaft nicht allein uͤber die Gemuͤ-
ther der, durch ſie verblendeten Voͤlker, ſondern
auch der durch ſie, und oft noch mehr durch eige-
ne Herrſchgier und Ehrſucht geblendeten Fuͤrſten
zu erwerben.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/197>, abgerufen am 29.11.2024.
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