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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

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tragene Recht kränkt, ein Schelm und Spitzbube
sey. Man würde den Verstand der meisten Buch-
händler beleidigen, wenn man glaubte, dies sey
eine Jdee ihres Kopfes; es ist bloße Jdee ihres
Beutels, die ihnen daher weder Griesinger *) mit
seiner überzeugenden philosophisch-juristischen Gründ-
lichkeit, noch Weisser **) mit seiner feinen satyri-
schen Laune ausreden wird. Selbst die besten und
vernünftigsten Menschen können, wenn ihr Eigen-
nutz oder eine andere Leidenschaft sie blendet, sich
zu den tollsten Verkehrtheiten hinreißen lassen; war-
um sollte dies nicht auch bei unsern Buchhändlern
der Fall seyn, von denen doch viele eben so wenig
zu den besten, als zu den vernünftigsten unter
Adams Kindern gehören sollen?

Papier und Druck, sagen die Buchhändler,
mögen immerhin Eigenthum des Nachdruckers seyn,
der sie bezahlt hat; aber nicht die Jdeen des Schrift-
stellers. Diese sind Geisteseigenthum des letztern,
der sie im Manuskript mittelst eines Vertrags sei-

*) M. s. die Schrift: der Büchernachdruck aus
dem Gesichtspunkte des Rechts, der Mo-
ral und Politik betrachtet
von D. Ludwig
Friedrich Griesinger. Stuttgart 1822. 8.
**) M. s. Friedrich Weisser über den Bücher-
nachdruck
im sechsten Theile seiner sämmtlichen
prosaischen Werke, und einzeln (mit Verbesse-
rungen
des Verfassers) Stuttgart 1820. 8.

tragene Recht kraͤnkt, ein Schelm und Spitzbube
ſey. Man wuͤrde den Verſtand der meiſten Buch-
haͤndler beleidigen, wenn man glaubte, dies ſey
eine Jdee ihres Kopfes; es iſt bloße Jdee ihres
Beutels, die ihnen daher weder Grieſinger *) mit
ſeiner uͤberzeugenden philoſophiſch-juriſtiſchen Gruͤnd-
lichkeit, noch Weiſſer **) mit ſeiner feinen ſatyri-
ſchen Laune ausreden wird. Selbſt die beſten und
vernuͤnftigſten Menſchen koͤnnen, wenn ihr Eigen-
nutz oder eine andere Leidenſchaft ſie blendet, ſich
zu den tollſten Verkehrtheiten hinreißen laſſen; war-
um ſollte dies nicht auch bei unſern Buchhaͤndlern
der Fall ſeyn, von denen doch viele eben ſo wenig
zu den beſten, als zu den vernuͤnftigſten unter
Adams Kindern gehoͤren ſollen?

Papier und Druck, ſagen die Buchhaͤndler,
moͤgen immerhin Eigenthum des Nachdruckers ſeyn,
der ſie bezahlt hat; aber nicht die Jdeen des Schrift-
ſtellers. Dieſe ſind Geiſteseigenthum des letztern,
der ſie im Manuſkript mittelſt eines Vertrags ſei-

*) M. ſ. die Schrift: der Buͤchernachdruck aus
dem Geſichtspunkte des Rechts, der Mo-
ral und Politik betrachtet
von D. Ludwig
Friedrich Grieſinger. Stuttgart 1822. 8.
**) M. ſ. Friedrich Weiſſer uͤber den Buͤcher-
nachdruck
im ſechsten Theile ſeiner ſaͤmmtlichen
proſaiſchen Werke, und einzeln (mit Verbeſſe-
rungen
des Verfaſſers) Stuttgart 1820. 8.
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[14/0014] tragene Recht kraͤnkt, ein Schelm und Spitzbube ſey. Man wuͤrde den Verſtand der meiſten Buch- haͤndler beleidigen, wenn man glaubte, dies ſey eine Jdee ihres Kopfes; es iſt bloße Jdee ihres Beutels, die ihnen daher weder Grieſinger *) mit ſeiner uͤberzeugenden philoſophiſch-juriſtiſchen Gruͤnd- lichkeit, noch Weiſſer **) mit ſeiner feinen ſatyri- ſchen Laune ausreden wird. Selbſt die beſten und vernuͤnftigſten Menſchen koͤnnen, wenn ihr Eigen- nutz oder eine andere Leidenſchaft ſie blendet, ſich zu den tollſten Verkehrtheiten hinreißen laſſen; war- um ſollte dies nicht auch bei unſern Buchhaͤndlern der Fall ſeyn, von denen doch viele eben ſo wenig zu den beſten, als zu den vernuͤnftigſten unter Adams Kindern gehoͤren ſollen? Papier und Druck, ſagen die Buchhaͤndler, moͤgen immerhin Eigenthum des Nachdruckers ſeyn, der ſie bezahlt hat; aber nicht die Jdeen des Schrift- ſtellers. Dieſe ſind Geiſteseigenthum des letztern, der ſie im Manuſkript mittelſt eines Vertrags ſei- *) M. ſ. die Schrift: der Buͤchernachdruck aus dem Geſichtspunkte des Rechts, der Mo- ral und Politik betrachtet von D. Ludwig Friedrich Grieſinger. Stuttgart 1822. 8. **) M. ſ. Friedrich Weiſſer uͤber den Buͤcher- nachdruck im ſechsten Theile ſeiner ſaͤmmtlichen proſaiſchen Werke, und einzeln (mit Verbeſſe- rungen des Verfaſſers) Stuttgart 1820. 8.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/14>, abgerufen am 19.04.2024.