Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

terlingen geplündert werden. Lesen Sie dann auch
die Ankündigungen der ehrlichen Verleger von die-
sem zusammen gestohlenen und durchwässerten Gei-
stesgut, so müssen Sie mit eben so viel Unwillen
erstaunen über den Pathos, womit dergleichen
Sudeleien "als die genialsten Originalwerke, als
wahrhaft klassische Dichtungen, als Meisterstücke
lyrischer, dramatischer oder epischer Kunst" ausge-
schrieen werden. Hört man nun solche Männer,
wie die Verleger und Vertrödler dieser Diebeswaa-
ren sind, noch gar von ihrem Eifer für Wissenschaft
und Literatur prahlen; so fällt Einem ganz unwill-
kührlich der Jude ein, der mit Rosenkränzen, Kru-
zifixen und Reliquien schachert, und hoch und theuer
schwört, es sey ihm blos um die Ehre des Hei-
landes zu thun.

Ferne sey es von mir, alle Buchhändler Deutsch-
lands einer ähnlichen Handlungsart beschuldigen zu
wollen. Jch kenne sehr viele vortreffliche und ein-
sichtsvolle Männer unter ihnen, denen nicht allein
ihr Gelderwerb, sondern auch die Ehre unserer
Literatur am Herzen liegt, und die gerne derselben
wichtige Opfer bringen. Besessen sind aber die
meisten von der fixen Buchhändleridee, daß ein
Schriftsteller das ausschließliche Recht, seine Gei-
steswerke durch den Druck zu verbreiten, an seinen
Verleger übertragen könne, und daß Jeder, der
dies vermeintliche, einem Verlagsbuchhändler über-

terlingen gepluͤndert werden. Leſen Sie dann auch
die Ankuͤndigungen der ehrlichen Verleger von die-
ſem zuſammen geſtohlenen und durchwaͤſſerten Gei-
ſtesgut, ſo muͤſſen Sie mit eben ſo viel Unwillen
erſtaunen uͤber den Pathos, womit dergleichen
Sudeleien »als die genialſten Originalwerke, als
wahrhaft klaſſiſche Dichtungen, als Meiſterſtuͤcke
lyriſcher, dramatiſcher oder epiſcher Kunſt« ausge-
ſchrieen werden. Hoͤrt man nun ſolche Maͤnner,
wie die Verleger und Vertroͤdler dieſer Diebeswaa-
ren ſind, noch gar von ihrem Eifer fuͤr Wiſſenſchaft
und Literatur prahlen; ſo faͤllt Einem ganz unwill-
kuͤhrlich der Jude ein, der mit Roſenkraͤnzen, Kru-
zifixen und Reliquien ſchachert, und hoch und theuer
ſchwoͤrt, es ſey ihm blos um die Ehre des Hei-
landes zu thun.

Ferne ſey es von mir, alle Buchhaͤndler Deutſch-
lands einer aͤhnlichen Handlungsart beſchuldigen zu
wollen. Jch kenne ſehr viele vortreffliche und ein-
ſichtsvolle Maͤnner unter ihnen, denen nicht allein
ihr Gelderwerb, ſondern auch die Ehre unſerer
Literatur am Herzen liegt, und die gerne derſelben
wichtige Opfer bringen. Beſeſſen ſind aber die
meiſten von der fixen Buchhaͤndleridee, daß ein
Schriftſteller das ausſchließliche Recht, ſeine Gei-
ſteswerke durch den Druck zu verbreiten, an ſeinen
Verleger uͤbertragen koͤnne, und daß Jeder, der
dies vermeintliche, einem Verlagsbuchhaͤndler uͤber-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="13"/>
terlingen geplu&#x0364;ndert werden. Le&#x017F;en Sie dann auch<lb/>
die Anku&#x0364;ndigungen der ehrlichen Verleger von die-<lb/>
&#x017F;em zu&#x017F;ammen ge&#x017F;tohlenen und durchwa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erten Gei-<lb/>
&#x017F;tesgut, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sie mit eben &#x017F;o viel Unwillen<lb/>
er&#x017F;taunen u&#x0364;ber den Pathos, womit dergleichen<lb/>
Sudeleien »als die genial&#x017F;ten Originalwerke, als<lb/>
wahrhaft kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Dichtungen, als Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;cke<lb/>
lyri&#x017F;cher, dramati&#x017F;cher oder epi&#x017F;cher Kun&#x017F;t« ausge-<lb/>
&#x017F;chrieen werden. Ho&#x0364;rt man nun &#x017F;olche Ma&#x0364;nner,<lb/>
wie die Verleger und Vertro&#x0364;dler die&#x017F;er Diebeswaa-<lb/>
ren &#x017F;ind, noch gar von ihrem Eifer fu&#x0364;r Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
und Literatur prahlen; &#x017F;o fa&#x0364;llt Einem ganz unwill-<lb/>
ku&#x0364;hrlich der Jude ein, der mit Ro&#x017F;enkra&#x0364;nzen, Kru-<lb/>
zifixen und Reliquien &#x017F;chachert, und hoch und theuer<lb/>
&#x017F;chwo&#x0364;rt, es &#x017F;ey ihm blos um die Ehre des Hei-<lb/>
landes zu thun.</p><lb/>
        <p>Ferne &#x017F;ey es von mir, alle Buchha&#x0364;ndler Deut&#x017F;ch-<lb/>
lands einer a&#x0364;hnlichen Handlungsart be&#x017F;chuldigen zu<lb/>
wollen. Jch kenne &#x017F;ehr viele vortreffliche und ein-<lb/>
&#x017F;ichtsvolle Ma&#x0364;nner unter ihnen, denen nicht allein<lb/>
ihr Gelderwerb, &#x017F;ondern auch die Ehre un&#x017F;erer<lb/>
Literatur am Herzen liegt, und die gerne der&#x017F;elben<lb/>
wichtige Opfer bringen. Be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind aber die<lb/>
mei&#x017F;ten von der fixen Buchha&#x0364;ndleridee, daß ein<lb/>
Schrift&#x017F;teller das aus&#x017F;chließliche Recht, &#x017F;eine Gei-<lb/>
&#x017F;teswerke durch den Druck zu verbreiten, an &#x017F;einen<lb/>
Verleger u&#x0364;bertragen ko&#x0364;nne, und daß Jeder, der<lb/>
dies vermeintliche, einem Verlagsbuchha&#x0364;ndler u&#x0364;ber-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0013] terlingen gepluͤndert werden. Leſen Sie dann auch die Ankuͤndigungen der ehrlichen Verleger von die- ſem zuſammen geſtohlenen und durchwaͤſſerten Gei- ſtesgut, ſo muͤſſen Sie mit eben ſo viel Unwillen erſtaunen uͤber den Pathos, womit dergleichen Sudeleien »als die genialſten Originalwerke, als wahrhaft klaſſiſche Dichtungen, als Meiſterſtuͤcke lyriſcher, dramatiſcher oder epiſcher Kunſt« ausge- ſchrieen werden. Hoͤrt man nun ſolche Maͤnner, wie die Verleger und Vertroͤdler dieſer Diebeswaa- ren ſind, noch gar von ihrem Eifer fuͤr Wiſſenſchaft und Literatur prahlen; ſo faͤllt Einem ganz unwill- kuͤhrlich der Jude ein, der mit Roſenkraͤnzen, Kru- zifixen und Reliquien ſchachert, und hoch und theuer ſchwoͤrt, es ſey ihm blos um die Ehre des Hei- landes zu thun. Ferne ſey es von mir, alle Buchhaͤndler Deutſch- lands einer aͤhnlichen Handlungsart beſchuldigen zu wollen. Jch kenne ſehr viele vortreffliche und ein- ſichtsvolle Maͤnner unter ihnen, denen nicht allein ihr Gelderwerb, ſondern auch die Ehre unſerer Literatur am Herzen liegt, und die gerne derſelben wichtige Opfer bringen. Beſeſſen ſind aber die meiſten von der fixen Buchhaͤndleridee, daß ein Schriftſteller das ausſchließliche Recht, ſeine Gei- ſteswerke durch den Druck zu verbreiten, an ſeinen Verleger uͤbertragen koͤnne, und daß Jeder, der dies vermeintliche, einem Verlagsbuchhaͤndler uͤber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/13
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/13>, abgerufen am 29.03.2024.