Geistesvermögen zu schöpfen, allein das geistige Eigenthum wird doch gesichert seyn, und das ist wahrlich viel werth!
Wie ich glaube, hab' ich Sie, Herr Abgeord- neter, völlig überzeugt, daß Sie Selbst, indem Sie ein Gesetz zur Sicherung des geistigen Eigen- thums bewirken wollten, Sich durch das Witzwort vom heiligen Crispin an dem geistigen Eigenthum eines Andern versündigten. Mögen Sie mir nun vielleicht tausendmal aus meinen Schriften beweisen, daß ich mich gleicher Sünden schuldig gemacht habe, so thut dies hier nichts zur Sache. Durch das bisher Gesagte wollte ich blos zeigen, was nach meiner Ansicht eigentlich Verletzung des geistigen Eigenthums sey. Meine Begriffe weichen freilich von der geistigen Eigenthumslehre mancher Ver- lagsbuchhändler, wodurch auch Sie, wie viele an- dere helldenkende und rechtliche Männer Sich haben täuschen lassen, sehr ab. Lesen Sie, wenn Sie anders die Langeweile nicht scheuen, zum Beispiel manche der neuern Sammlungen von Gedichten, die bei solchen Verlegern erschienen, welche sehr viel, schriftlich und mündlich, von der Heiligkeit und Unverletzbarkeit des geistigen Eigenthums schwatzen; so werden Sie fast auf jeder Seite mit Eckel und Unwillen finden, wie unsere ausgezeich- netsten Dichter, besonders Göthe, Schiller, Körner, Müllner und Wessenberg von den elendesten Dich-
Geiſtesvermoͤgen zu ſchoͤpfen, allein das geiſtige Eigenthum wird doch geſichert ſeyn, und das iſt wahrlich viel werth!
Wie ich glaube, hab’ ich Sie, Herr Abgeord- neter, voͤllig uͤberzeugt, daß Sie Selbſt, indem Sie ein Geſetz zur Sicherung des geiſtigen Eigen- thums bewirken wollten, Sich durch das Witzwort vom heiligen Crispin an dem geiſtigen Eigenthum eines Andern verſuͤndigten. Moͤgen Sie mir nun vielleicht tauſendmal aus meinen Schriften beweiſen, daß ich mich gleicher Suͤnden ſchuldig gemacht habe, ſo thut dies hier nichts zur Sache. Durch das bisher Geſagte wollte ich blos zeigen, was nach meiner Anſicht eigentlich Verletzung des geiſtigen Eigenthums ſey. Meine Begriffe weichen freilich von der geiſtigen Eigenthumslehre mancher Ver- lagsbuchhaͤndler, wodurch auch Sie, wie viele an- dere helldenkende und rechtliche Maͤnner Sich haben taͤuſchen laſſen, ſehr ab. Leſen Sie, wenn Sie anders die Langeweile nicht ſcheuen, zum Beiſpiel manche der neuern Sammlungen von Gedichten, die bei ſolchen Verlegern erſchienen, welche ſehr viel, ſchriftlich und muͤndlich, von der Heiligkeit und Unverletzbarkeit des geiſtigen Eigenthums ſchwatzen; ſo werden Sie faſt auf jeder Seite mit Eckel und Unwillen finden, wie unſere ausgezeich- netſten Dichter, beſonders Goͤthe, Schiller, Koͤrner, Muͤllner und Weſſenberg von den elendeſten Dich-
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Geiſtesvermoͤgen zu ſchoͤpfen, allein das geiſtige
Eigenthum wird doch geſichert ſeyn, und das iſt
wahrlich viel werth!
Wie ich glaube, hab’ ich Sie, Herr Abgeord-
neter, voͤllig uͤberzeugt, daß Sie Selbſt, indem
Sie ein Geſetz zur Sicherung des geiſtigen Eigen-
thums bewirken wollten, Sich durch das Witzwort
vom heiligen Crispin an dem geiſtigen Eigenthum
eines Andern verſuͤndigten. Moͤgen Sie mir nun
vielleicht tauſendmal aus meinen Schriften beweiſen,
daß ich mich gleicher Suͤnden ſchuldig gemacht habe,
ſo thut dies hier nichts zur Sache. Durch das
bisher Geſagte wollte ich blos zeigen, was nach
meiner Anſicht eigentlich Verletzung des geiſtigen
Eigenthums ſey. Meine Begriffe weichen freilich
von der geiſtigen Eigenthumslehre mancher Ver-
lagsbuchhaͤndler, wodurch auch Sie, wie viele an-
dere helldenkende und rechtliche Maͤnner Sich haben
taͤuſchen laſſen, ſehr ab. Leſen Sie, wenn Sie
anders die Langeweile nicht ſcheuen, zum Beiſpiel
manche der neuern Sammlungen von Gedichten,
die bei ſolchen Verlegern erſchienen, welche ſehr viel,
ſchriftlich und muͤndlich, von der Heiligkeit und
Unverletzbarkeit des geiſtigen Eigenthums
ſchwatzen; ſo werden Sie faſt auf jeder Seite mit
Eckel und Unwillen finden, wie unſere ausgezeich-
netſten Dichter, beſonders Goͤthe, Schiller, Koͤrner,
Muͤllner und Weſſenberg von den elendeſten Dich-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/12>, abgerufen am 27.11.2024.
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