Der Eine malt Dich uns ab, als einen Thörich- ten unduldsamen Rabbiner, der seine Wonne und Seligkeit in der ewigen Qual empfindender Ge- schöpfe sucht, die er selbst aus dem Nichts ins Da- seyn hervorrief. Der Andere schildert uns Dich, wie einen heiligen Vater zu Rom, wie einen Jn- nocenz oder Hildebrand, der mit flammendem, verzehrendem Blitz alle diejenigen zu unendlicher Höllenpein verdammt, die Dich nicht auf eine sol- che Weise verehren oder entehren, von welcher sie niemals etwas gehört; die an keine Mährchen glauben, von denen sie nie etwas erfahren haben, und die keine Dogmen als wahr annehmen können, welche mit der Vernunft, die du ihnen selbst gege- ben, im strengsten Widerspruche stehen.
II. Bändchen. 30
Der Eine malt Dich uns ab, als einen Thoͤrich- ten unduldſamen Rabbiner, der ſeine Wonne und Seligkeit in der ewigen Qual empfindender Ge- ſchoͤpfe ſucht, die er ſelbſt aus dem Nichts ins Da- ſeyn hervorrief. Der Andere ſchildert uns Dich, wie einen heiligen Vater zu Rom, wie einen Jn- nocenz oder Hildebrand, der mit flammendem, verzehrendem Blitz alle diejenigen zu unendlicher Hoͤllenpein verdammt, die Dich nicht auf eine ſol- che Weiſe verehren oder entehren, von welcher ſie niemals etwas gehoͤrt; die an keine Maͤhrchen glauben, von denen ſie nie etwas erfahren haben, und die keine Dogmen als wahr annehmen koͤnnen, welche mit der Vernunft, die du ihnen ſelbſt gege- ben, im ſtrengſten Widerſpruche ſtehen.
II. Baͤndchen. 30
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Der Eine malt Dich uns ab, als einen Thoͤrich-
ten unduldſamen Rabbiner, der ſeine Wonne und
Seligkeit in der ewigen Qual empfindender Ge-
ſchoͤpfe ſucht, die er ſelbſt aus dem Nichts ins Da-
ſeyn hervorrief. Der Andere ſchildert uns Dich,
wie einen heiligen Vater zu Rom, wie einen Jn-
nocenz oder Hildebrand, der mit flammendem,
verzehrendem Blitz alle diejenigen zu unendlicher
Hoͤllenpein verdammt, die Dich nicht auf eine ſol-
che Weiſe verehren oder entehren, von welcher
ſie niemals etwas gehoͤrt; die an keine Maͤhrchen
glauben, von denen ſie nie etwas erfahren haben,
und die keine Dogmen als wahr annehmen koͤnnen,
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ben, im ſtrengſten Widerſpruche ſtehen.
II. Baͤndchen. 30
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/353>, abgerufen am 28.07.2024.
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