Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Völkern Abscheu erregt. Durch seine Reinigungs- gesetze suchte Moses sie theils von den Krankheiten zu deutsche Juden beschränken sollen. Fast in allen
europäischen Ländern wurden bekanntlich die Hebräer in frühern Zeiten sehr hart verfolgt, und allent- halben sahe man auch Zigeuner auftreten, ohne zu wissen, wo sie herkamen. Wären sie hindostanischen Ursprungs, womit sollte man sich ihr plötzliches zahlreiches Erscheinen in Ländern, wo man nie von ihnen gehört hatte, ja selbst in England, wohin sie doch nicht anders als zu Wasser kommen konnten, erklären? Und wo sollten sie denn, wenn sie aus Hindostan kamen, die europäischen Sprachen ge- lernt haben, um sich überall verständlich zu machen? Wagenseils Behauptung ist also ohne Zweifel die richtigste. Der Einwurf, daß die Zigeuner Fleisch von Schweinen und andern unreinen Thieren, ja sogar verrecktes Vieh essen, beweist gegen ihre jü- dische Abstammung nichts; denn in dieser Hinsicht sind sie blos zu der Lebensweise ihrer Erz - und Urväter, die vor Mosis Zeiten lebten, zurück ge- kehrt. Wer würde die Berliner oder Frankfurter Juden wohl deshalb für keine Juden halten wollen, weil sie Schweinefleisch, Hasenbraten u. dergl. mit großer Gefräßigkeit verschlingen? Moses verbot den Jsraeliten, keine Schweine, Wallfische, Strauße, vierfüßige Vögel, Lindwürmer etc. zu essen, weil er das Fleisch dieser Thiere für ungesund, und da er ägyptisch erzogen war, für eckelhaft hielt. Betrachten wir ferner die Juden und Zigeuner in sittlicher Rücksicht, so finden wir unstreitig zwischen beiden Voͤlkern Abſcheu erregt. Durch ſeine Reinigungs- geſetze ſuchte Moſes ſie theils von den Krankheiten zu deutſche Juden beſchraͤnken ſollen. Faſt in allen
europaͤiſchen Laͤndern wurden bekanntlich die Hebraͤer in fruͤhern Zeiten ſehr hart verfolgt, und allent- halben ſahe man auch Zigeuner auftreten, ohne zu wiſſen, wo ſie herkamen. Waͤren ſie hindoſtaniſchen Urſprungs, womit ſollte man ſich ihr ploͤtzliches zahlreiches Erſcheinen in Laͤndern, wo man nie von ihnen gehoͤrt hatte, ja ſelbſt in England, wohin ſie doch nicht anders als zu Waſſer kommen konnten, erklaͤren? Und wo ſollten ſie denn, wenn ſie aus Hindoſtan kamen, die europaͤiſchen Sprachen ge- lernt haben, um ſich uͤberall verſtaͤndlich zu machen? Wagenſeils Behauptung iſt alſo ohne Zweifel die richtigſte. Der Einwurf, daß die Zigeuner Fleiſch von Schweinen und andern unreinen Thieren, ja ſogar verrecktes Vieh eſſen, beweist gegen ihre juͤ- diſche Abſtammung nichts; denn in dieſer Hinſicht ſind ſie blos zu der Lebensweiſe ihrer Erz - und Urvaͤter, die vor Moſis Zeiten lebten, zuruͤck ge- kehrt. Wer wuͤrde die Berliner oder Frankfurter Juden wohl deshalb fuͤr keine Juden halten wollen, weil ſie Schweinefleiſch, Haſenbraten u. dergl. mit großer Gefraͤßigkeit verſchlingen? Moſes verbot den Jſraeliten, keine Schweine, Wallfiſche, Strauße, vierfuͤßige Voͤgel, Lindwuͤrmer ꝛc. zu eſſen, weil er das Fleiſch dieſer Thiere fuͤr ungeſund, und da er aͤgyptiſch erzogen war, fuͤr eckelhaft hielt. Betrachten wir ferner die Juden und Zigeuner in ſittlicher Ruͤckſicht, ſo finden wir unſtreitig zwiſchen beiden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="16"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Voͤlkern Abſcheu erregt. Durch ſeine Reinigungs-<lb/> geſetze ſuchte Moſes ſie theils von den Krankheiten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/><note next="#seg2pn_1_4" xml:id="seg2pn_1_3" prev="#seg2pn_1_2" place="foot" n="*)">deutſche Juden beſchraͤnken ſollen. Faſt in allen<lb/> europaͤiſchen Laͤndern wurden bekanntlich die Hebraͤer<lb/> in fruͤhern Zeiten ſehr hart verfolgt, und allent-<lb/> halben ſahe man auch Zigeuner auftreten, ohne zu<lb/> wiſſen, wo ſie herkamen. Waͤren ſie hindoſtaniſchen<lb/> Urſprungs, womit ſollte man ſich ihr ploͤtzliches<lb/> zahlreiches Erſcheinen in Laͤndern, wo man nie von<lb/> ihnen gehoͤrt hatte, ja ſelbſt in England, wohin ſie<lb/> doch nicht anders als zu Waſſer kommen konnten,<lb/> erklaͤren? Und wo ſollten ſie denn, wenn ſie aus<lb/> Hindoſtan kamen, die europaͤiſchen Sprachen ge-<lb/> lernt haben, um ſich uͤberall verſtaͤndlich zu machen?<lb/> Wagenſeils Behauptung iſt alſo ohne Zweifel die<lb/> richtigſte. Der Einwurf, daß die Zigeuner Fleiſch<lb/> von Schweinen und andern unreinen Thieren, ja<lb/> ſogar verrecktes Vieh eſſen, beweist gegen ihre juͤ-<lb/> diſche Abſtammung nichts; denn in dieſer Hinſicht<lb/> ſind ſie blos zu der Lebensweiſe ihrer Erz - und<lb/> Urvaͤter, die vor Moſis Zeiten lebten, zuruͤck ge-<lb/> kehrt. Wer wuͤrde die Berliner oder Frankfurter<lb/> Juden wohl deshalb fuͤr keine Juden halten wollen,<lb/> weil ſie Schweinefleiſch, Haſenbraten u. dergl. mit<lb/> großer Gefraͤßigkeit verſchlingen? Moſes verbot den<lb/> Jſraeliten, keine Schweine, Wallfiſche, Strauße,<lb/> vierfuͤßige Voͤgel, Lindwuͤrmer ꝛc. zu eſſen, weil er<lb/> das Fleiſch dieſer Thiere fuͤr ungeſund, und da er<lb/> aͤgyptiſch erzogen war, fuͤr eckelhaft hielt. Betrachten<lb/> wir ferner die Juden und Zigeuner in ſittlicher<lb/> Ruͤckſicht, ſo finden wir unſtreitig zwiſchen beiden</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0016]
Voͤlkern Abſcheu erregt. Durch ſeine Reinigungs-
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*) deutſche Juden beſchraͤnken ſollen. Faſt in allen
europaͤiſchen Laͤndern wurden bekanntlich die Hebraͤer
in fruͤhern Zeiten ſehr hart verfolgt, und allent-
halben ſahe man auch Zigeuner auftreten, ohne zu
wiſſen, wo ſie herkamen. Waͤren ſie hindoſtaniſchen
Urſprungs, womit ſollte man ſich ihr ploͤtzliches
zahlreiches Erſcheinen in Laͤndern, wo man nie von
ihnen gehoͤrt hatte, ja ſelbſt in England, wohin ſie
doch nicht anders als zu Waſſer kommen konnten,
erklaͤren? Und wo ſollten ſie denn, wenn ſie aus
Hindoſtan kamen, die europaͤiſchen Sprachen ge-
lernt haben, um ſich uͤberall verſtaͤndlich zu machen?
Wagenſeils Behauptung iſt alſo ohne Zweifel die
richtigſte. Der Einwurf, daß die Zigeuner Fleiſch
von Schweinen und andern unreinen Thieren, ja
ſogar verrecktes Vieh eſſen, beweist gegen ihre juͤ-
diſche Abſtammung nichts; denn in dieſer Hinſicht
ſind ſie blos zu der Lebensweiſe ihrer Erz - und
Urvaͤter, die vor Moſis Zeiten lebten, zuruͤck ge-
kehrt. Wer wuͤrde die Berliner oder Frankfurter
Juden wohl deshalb fuͤr keine Juden halten wollen,
weil ſie Schweinefleiſch, Haſenbraten u. dergl. mit
großer Gefraͤßigkeit verſchlingen? Moſes verbot den
Jſraeliten, keine Schweine, Wallfiſche, Strauße,
vierfuͤßige Voͤgel, Lindwuͤrmer ꝛc. zu eſſen, weil er
das Fleiſch dieſer Thiere fuͤr ungeſund, und da er
aͤgyptiſch erzogen war, fuͤr eckelhaft hielt. Betrachten
wir ferner die Juden und Zigeuner in ſittlicher
Ruͤckſicht, ſo finden wir unſtreitig zwiſchen beiden
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Zitationshilfe: | Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/16>, abgerufen am 27.07.2024. |