meinen Eltern weder Gehorsam, noch Ehrfurcht zu beweisen, keinen Armen Almosen zu geben u. dgl. Man sieht, daß die jüdische Sittenlehre, ungeachtet ihrer vielen Gebote und Verbote, ziemlich bequem ist, und überhaupt ist die Beobachtung ihrer Vor- schriften auch gar nicht sehr schwer. Jch führe nur einige Verbote und Gebote an, um die Jsraeliten vor dem Vorwurfe einer allzu strengen Sittenlehre zu schützen:
"Du sollst auf keinem heimlichen Gemach, oder an einem andern unreinen Ort den Namen des Herrn deines Gottes nennen, auch dort nicht an Gott denken, und kein Gebet oder einen Spruch aus der Thorah sagen, denn es ist dem Herrn ein Greuel *).
Du sollst, wenn du deines Leibes Nothdurft verrichtest, dein Antlitz nicht gegen Morgen oder Abend, sondern immer gegen Mittag oder Mitter- nacht wenden, damit du dem Herrn deinem Gott, und der heiligen Stadt Jerusalem, welche bald und in unsern Tagen wieder möge aufgebauet werden, nicht deine Schande und den Hintern zukehrest.
Du sollst dich nicht mit der rechten, sondern mit der linken Hand wischen; denn mit jener zeigest du in der heiligen Schrift auf die Ramen des hoch-
*) M. s. den talmudischen Traktat Taanis.
meinen Eltern weder Gehorſam, noch Ehrfurcht zu beweiſen, keinen Armen Almoſen zu geben u. dgl. Man ſieht, daß die juͤdiſche Sittenlehre, ungeachtet ihrer vielen Gebote und Verbote, ziemlich bequem iſt, und uͤberhaupt iſt die Beobachtung ihrer Vor- ſchriften auch gar nicht ſehr ſchwer. Jch fuͤhre nur einige Verbote und Gebote an, um die Jſraeliten vor dem Vorwurfe einer allzu ſtrengen Sittenlehre zu ſchuͤtzen:
»Du ſollſt auf keinem heimlichen Gemach, oder an einem andern unreinen Ort den Namen des Herrn deines Gottes nennen, auch dort nicht an Gott denken, und kein Gebet oder einen Spruch aus der Thorah ſagen, denn es iſt dem Herrn ein Greuel *).
Du ſollſt, wenn du deines Leibes Nothdurft verrichteſt, dein Antlitz nicht gegen Morgen oder Abend, ſondern immer gegen Mittag oder Mitter- nacht wenden, damit du dem Herrn deinem Gott, und der heiligen Stadt Jeruſalem, welche bald und in unſern Tagen wieder moͤge aufgebauet werden, nicht deine Schande und den Hintern zukehreſt.
Du ſollſt dich nicht mit der rechten, ſondern mit der linken Hand wiſchen; denn mit jener zeigeſt du in der heiligen Schrift auf die Ramen des hoch-
*) M. ſ. den talmudiſchen Traktat Taanis.
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meinen Eltern weder Gehorſam, noch Ehrfurcht zu
beweiſen, keinen Armen Almoſen zu geben u. dgl.
Man ſieht, daß die juͤdiſche Sittenlehre, ungeachtet
ihrer vielen Gebote und Verbote, ziemlich bequem
iſt, und uͤberhaupt iſt die Beobachtung ihrer Vor-
ſchriften auch gar nicht ſehr ſchwer. Jch fuͤhre nur
einige Verbote und Gebote an, um die Jſraeliten
vor dem Vorwurfe einer allzu ſtrengen Sittenlehre
zu ſchuͤtzen:
»Du ſollſt auf keinem heimlichen Gemach, oder
an einem andern unreinen Ort den Namen des
Herrn deines Gottes nennen, auch dort nicht an
Gott denken, und kein Gebet oder einen Spruch
aus der Thorah ſagen, denn es iſt dem Herrn ein
Greuel *).
Du ſollſt, wenn du deines Leibes Nothdurft
verrichteſt, dein Antlitz nicht gegen Morgen oder
Abend, ſondern immer gegen Mittag oder Mitter-
nacht wenden, damit du dem Herrn deinem Gott,
und der heiligen Stadt Jeruſalem, welche bald und
in unſern Tagen wieder moͤge aufgebauet werden,
nicht deine Schande und den Hintern zukehreſt.
Du ſollſt dich nicht mit der rechten, ſondern
mit der linken Hand wiſchen; denn mit jener zeigeſt
du in der heiligen Schrift auf die Ramen des hoch-
*) M. ſ. den talmudiſchen Traktat Taanis.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/12>, abgerufen am 27.07.2024.
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