de Gesetze zusammen genommen heissen die große Thorah. Was die Verfasser des alten Testaments über die göttliche Eingebung ihrer Schriften berich- ten, setzen wir als bekannt voraus, und übergehen es mit Stillschweigen.
Dagegen aber werfen wir einen Blick auf die Entstehung des jüdischen Staats, und auf den Gründer desselben, auf Moses.
Schon die ersten Stammväter der israelitischen Nomadenhorde waren im äussersten Grade verderbt. Jakob -- um nicht höher hinauf zu steigen -- hat- te Vater, Bruder und Schwiegervater auf die un- würdigste Weise betrogen. Seine Söhne waren noch weit schlimmer, als er. Eilf oder wenigstens zehen derselben verkauften den zwölften, (Joseph,) der durch Traumdeuterei und Kornwucher erster Minister eines schwachen ägyptischen Königs ward. Ruben beschlief die Kebsweiber des Vaters Jakob; Juda seine eigene Schwiegertochter. Juda's Sohn Onan erfand das schändliche Laster, welches noch jetzt nach seinem Namen genannt wird. Die ganze Horde, mit Ausschluß ihres Vaters Jakob, ermor- dete eid- und wortbrüchig, auf eine heimtückische Weise den König von Sichem und alle männliche Einwohner seines Landes, machte die Weiber und Kinder zu Sklaven, und raubte, was sie vorfand; und das gerade in dem Augenblick, als dieser Kö- nig im Begriff stand, sich durch die Bande des Bluts mit ihr zu verbinden. Von zweien seiner
de Geſetze zuſammen genommen heiſſen die große Thorah. Was die Verfaſſer des alten Teſtaments uͤber die goͤttliche Eingebung ihrer Schriften berich- ten, ſetzen wir als bekannt voraus, und uͤbergehen es mit Stillſchweigen.
Dagegen aber werfen wir einen Blick auf die Entſtehung des juͤdiſchen Staats, und auf den Gruͤnder deſſelben, auf Moſes.
Schon die erſten Stammvaͤter der iſraelitiſchen Nomadenhorde waren im aͤuſſerſten Grade verderbt. Jakob — um nicht hoͤher hinauf zu ſteigen — hat- te Vater, Bruder und Schwiegervater auf die un- wuͤrdigſte Weiſe betrogen. Seine Soͤhne waren noch weit ſchlimmer, als er. Eilf oder wenigſtens zehen derſelben verkauften den zwoͤlften, (Joſeph,) der durch Traumdeuterei und Kornwucher erſter Miniſter eines ſchwachen aͤgyptiſchen Koͤnigs ward. Ruben beſchlief die Kebsweiber des Vaters Jakob; Juda ſeine eigene Schwiegertochter. Juda’s Sohn Onan erfand das ſchaͤndliche Laſter, welches noch jetzt nach ſeinem Namen genannt wird. Die ganze Horde, mit Ausſchluß ihres Vaters Jakob, ermor- dete eid- und wortbruͤchig, auf eine heimtuͤckiſche Weiſe den Koͤnig von Sichem und alle maͤnnliche Einwohner ſeines Landes, machte die Weiber und Kinder zu Sklaven, und raubte, was ſie vorfand; und das gerade in dem Augenblick, als dieſer Koͤ- nig im Begriff ſtand, ſich durch die Bande des Bluts mit ihr zu verbinden. Von zweien ſeiner
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de Geſetze zuſammen genommen heiſſen die große
Thorah. Was die Verfaſſer des alten Teſtaments
uͤber die goͤttliche Eingebung ihrer Schriften berich-
ten, ſetzen wir als bekannt voraus, und uͤbergehen
es mit Stillſchweigen.
Dagegen aber werfen wir einen Blick auf die
Entſtehung des juͤdiſchen Staats, und auf den
Gruͤnder deſſelben, auf Moſes.
Schon die erſten Stammvaͤter der iſraelitiſchen
Nomadenhorde waren im aͤuſſerſten Grade verderbt.
Jakob — um nicht hoͤher hinauf zu ſteigen — hat-
te Vater, Bruder und Schwiegervater auf die un-
wuͤrdigſte Weiſe betrogen. Seine Soͤhne waren
noch weit ſchlimmer, als er. Eilf oder wenigſtens
zehen derſelben verkauften den zwoͤlften, (Joſeph,)
der durch Traumdeuterei und Kornwucher erſter
Miniſter eines ſchwachen aͤgyptiſchen Koͤnigs ward.
Ruben beſchlief die Kebsweiber des Vaters Jakob;
Juda ſeine eigene Schwiegertochter. Juda’s Sohn
Onan erfand das ſchaͤndliche Laſter, welches noch
jetzt nach ſeinem Namen genannt wird. Die ganze
Horde, mit Ausſchluß ihres Vaters Jakob, ermor-
dete eid- und wortbruͤchig, auf eine heimtuͤckiſche
Weiſe den Koͤnig von Sichem und alle maͤnnliche
Einwohner ſeines Landes, machte die Weiber und
Kinder zu Sklaven, und raubte, was ſie vorfand;
und das gerade in dem Augenblick, als dieſer Koͤ-
nig im Begriff ſtand, ſich durch die Bande des
Bluts mit ihr zu verbinden. Von zweien ſeiner
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/72>, abgerufen am 24.11.2024.
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