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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Ueber die religiösen Erkenntnißquellen der
Juden.

Gottes schöne Natur ist für die Juden ohne
Sprache; ihre Vernunft steht, wie bei den recht-
gläubigen Christen und -- Muselmännern, unter
dem Pantoffel des Glaubens *). Zweifel in Reli-
gionssachen gilt bei ihren orthodoren Rabbinern,
so wie bei den unsrigen, für die schrecklichste Sün-
de; und die leiseste Aeußerung eines solchen Zwei-
fels für Gotteslästerung.

Sie nehmen zwei von Gott geoffenbarte Er-
kenntnißquellen ihrer Religions- und Sittenlehre an:
das schriftliche Gesetz, (Thorah Schäbicht --
habh) welches in dem Kanon des alten Testaments,
und das mündliche Gesetz (Thorah Schäbbeal --
peh), welches im Talmud enthalten seyn soll. Bei-

*) Oder vielmehr einer blinden Ueberzeugung,
denn der Glaube läßt doch noch Beweise des Ge-
gentheils oder des Bessern in Rücksicht des Geglaub-
ten zu; die Ueberzeugung schließt aber alle Be-
weise dieser Art aus.
Ueber die religioͤſen Erkenntnißquellen der
Juden.

Gottes ſchoͤne Natur iſt fuͤr die Juden ohne
Sprache; ihre Vernunft ſteht, wie bei den recht-
glaͤubigen Chriſten und — Muſelmaͤnnern, unter
dem Pantoffel des Glaubens *). Zweifel in Reli-
gionsſachen gilt bei ihren orthodoren Rabbinern,
ſo wie bei den unſrigen, fuͤr die ſchrecklichſte Suͤn-
de; und die leiſeſte Aeußerung eines ſolchen Zwei-
fels fuͤr Gotteslaͤſterung.

Sie nehmen zwei von Gott geoffenbarte Er-
kenntnißquellen ihrer Religions- und Sittenlehre an:
das ſchriftliche Geſetz, (Thorah Schaͤbicht —
habh) welches in dem Kanon des alten Teſtaments,
und das muͤndliche Geſetz (Thorah Schaͤbbeal —
peh), welches im Talmud enthalten ſeyn ſoll. Bei-

*) Oder vielmehr einer blinden Ueberzeugung,
denn der Glaube laͤßt doch noch Beweiſe des Ge-
gentheils oder des Beſſern in Ruͤckſicht des Geglaub-
ten zu; die Ueberzeugung ſchließt aber alle Be-
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[[37]/0071] Ueber die religioͤſen Erkenntnißquellen der Juden. Gottes ſchoͤne Natur iſt fuͤr die Juden ohne Sprache; ihre Vernunft ſteht, wie bei den recht- glaͤubigen Chriſten und — Muſelmaͤnnern, unter dem Pantoffel des Glaubens *). Zweifel in Reli- gionsſachen gilt bei ihren orthodoren Rabbinern, ſo wie bei den unſrigen, fuͤr die ſchrecklichſte Suͤn- de; und die leiſeſte Aeußerung eines ſolchen Zwei- fels fuͤr Gotteslaͤſterung. Sie nehmen zwei von Gott geoffenbarte Er- kenntnißquellen ihrer Religions- und Sittenlehre an: das ſchriftliche Geſetz, (Thorah Schaͤbicht — habh) welches in dem Kanon des alten Teſtaments, und das muͤndliche Geſetz (Thorah Schaͤbbeal — peh), welches im Talmud enthalten ſeyn ſoll. Bei- *) Oder vielmehr einer blinden Ueberzeugung, denn der Glaube laͤßt doch noch Beweiſe des Ge- gentheils oder des Beſſern in Ruͤckſicht des Geglaub- ten zu; die Ueberzeugung ſchließt aber alle Be- weiſe dieſer Art aus.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. [37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/71>, abgerufen am 08.05.2024.