Der Raf Safra erzählt: Wir fuhren einst zur See, und ein Fisch streckte seinen Kopf mit Hörnern aus dem Meer. Auf den Hörnern aber stand ge- schrieben: ich bin eines der kleinern Thiere des Meeres, denn meine Länge beträgt nur dreihundert Meilen. Heute noch gehe ich in den Rachen des Leviathan, der mich verschlingt *).
Der Rabbi Jehuda Hindoa erzählt: Wir fuh- ren auf dem Meere, und sahen einen Edelstein, den eine Schlange ringförmig umgab. Als einer von uns ins Wasser sprang, um den Stein zu ho- len, wollte die Schlange das Schiff verschlingen. Da flog aber das Weibchen eines Raben herbei, und biß der Schlange den Kopf ab: wovon das ganze Meer in Blut verwandelt ward. Hierauf kam die Gesellin der Schlange, nahm den Stein und hieng ihn ihrer todten Schwester um den Hals, welche sogleich wieder lebendig ward und das Schiff zum zweiten Male zu verschlingen drohete. Ein Sperling aber biß ihr den Kopf ab, und jetzt nahm der Steuermann den Stein, und warf ihn ins Schiff. Wir hatten eingesalzene Vögel bei uns; als der Edelstein diese berührte, wurden sie plötzlich lebendig, und flogen mit dem Stein davon **).
Stärker, als der Erzvater Juda brüllte ein
*) Alle diese Abentheuer zu Wasser findet man in dem Buche Bava Bathra.
**) Bava Bathra.
Der Raf Safra erzaͤhlt: Wir fuhren einſt zur See, und ein Fiſch ſtreckte ſeinen Kopf mit Hoͤrnern aus dem Meer. Auf den Hoͤrnern aber ſtand ge- ſchrieben: ich bin eines der kleinern Thiere des Meeres, denn meine Laͤnge betraͤgt nur dreihundert Meilen. Heute noch gehe ich in den Rachen des Leviathan, der mich verſchlingt *).
Der Rabbi Jehuda Hindoa erzaͤhlt: Wir fuh- ren auf dem Meere, und ſahen einen Edelſtein, den eine Schlange ringfoͤrmig umgab. Als einer von uns ins Waſſer ſprang, um den Stein zu ho- len, wollte die Schlange das Schiff verſchlingen. Da flog aber das Weibchen eines Raben herbei, und biß der Schlange den Kopf ab: wovon das ganze Meer in Blut verwandelt ward. Hierauf kam die Geſellin der Schlange, nahm den Stein und hieng ihn ihrer todten Schweſter um den Hals, welche ſogleich wieder lebendig ward und das Schiff zum zweiten Male zu verſchlingen drohete. Ein Sperling aber biß ihr den Kopf ab, und jetzt nahm der Steuermann den Stein, und warf ihn ins Schiff. Wir hatten eingeſalzene Voͤgel bei uns; als der Edelſtein dieſe beruͤhrte, wurden ſie ploͤtzlich lebendig, und flogen mit dem Stein davon **).
Staͤrker, als der Erzvater Juda bruͤllte ein
*) Alle dieſe Abentheuer zu Waſſer findet man in dem Buche Bava Bathra.
**) Bava Bathra.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0344"n="310"/><p>Der Raf Safra erzaͤhlt: Wir fuhren einſt zur<lb/>
See, und ein Fiſch ſtreckte ſeinen Kopf mit Hoͤrnern<lb/>
aus dem Meer. Auf den Hoͤrnern aber ſtand ge-<lb/>ſchrieben: ich bin eines der kleinern Thiere des<lb/>
Meeres, denn meine Laͤnge betraͤgt nur dreihundert<lb/>
Meilen. Heute noch gehe ich in den Rachen des<lb/>
Leviathan, der mich verſchlingt <noteplace="foot"n="*)">Alle dieſe Abentheuer zu Waſſer findet man in dem<lb/>
Buche Bava Bathra.</note>.</p><lb/><p>Der Rabbi Jehuda Hindoa erzaͤhlt: Wir fuh-<lb/>
ren auf dem Meere, und ſahen einen Edelſtein,<lb/>
den eine Schlange ringfoͤrmig umgab. Als einer<lb/>
von uns ins Waſſer ſprang, um den Stein zu ho-<lb/>
len, wollte die Schlange das Schiff verſchlingen.<lb/>
Da flog aber das Weibchen eines Raben herbei,<lb/>
und biß der Schlange den Kopf ab: wovon das<lb/>
ganze Meer in Blut verwandelt ward. Hierauf kam<lb/>
die Geſellin der Schlange, nahm den Stein und<lb/>
hieng ihn ihrer todten Schweſter um den Hals,<lb/>
welche ſogleich wieder lebendig ward und das Schiff<lb/>
zum zweiten Male zu verſchlingen drohete. Ein<lb/>
Sperling aber biß ihr den Kopf ab, und jetzt nahm<lb/>
der Steuermann den Stein, und warf ihn ins<lb/>
Schiff. Wir hatten eingeſalzene Voͤgel bei uns; als<lb/>
der Edelſtein dieſe beruͤhrte, wurden ſie ploͤtzlich<lb/>
lebendig, und flogen mit dem Stein davon <noteplace="foot"n="**)">Bava Bathra.</note>.</p><lb/><p>Staͤrker, als der Erzvater Juda bruͤllte ein<lb/></p></div></body></text></TEI>
[310/0344]
Der Raf Safra erzaͤhlt: Wir fuhren einſt zur
See, und ein Fiſch ſtreckte ſeinen Kopf mit Hoͤrnern
aus dem Meer. Auf den Hoͤrnern aber ſtand ge-
ſchrieben: ich bin eines der kleinern Thiere des
Meeres, denn meine Laͤnge betraͤgt nur dreihundert
Meilen. Heute noch gehe ich in den Rachen des
Leviathan, der mich verſchlingt *).
Der Rabbi Jehuda Hindoa erzaͤhlt: Wir fuh-
ren auf dem Meere, und ſahen einen Edelſtein,
den eine Schlange ringfoͤrmig umgab. Als einer
von uns ins Waſſer ſprang, um den Stein zu ho-
len, wollte die Schlange das Schiff verſchlingen.
Da flog aber das Weibchen eines Raben herbei,
und biß der Schlange den Kopf ab: wovon das
ganze Meer in Blut verwandelt ward. Hierauf kam
die Geſellin der Schlange, nahm den Stein und
hieng ihn ihrer todten Schweſter um den Hals,
welche ſogleich wieder lebendig ward und das Schiff
zum zweiten Male zu verſchlingen drohete. Ein
Sperling aber biß ihr den Kopf ab, und jetzt nahm
der Steuermann den Stein, und warf ihn ins
Schiff. Wir hatten eingeſalzene Voͤgel bei uns; als
der Edelſtein dieſe beruͤhrte, wurden ſie ploͤtzlich
lebendig, und flogen mit dem Stein davon **).
Staͤrker, als der Erzvater Juda bruͤllte ein
*) Alle dieſe Abentheuer zu Waſſer findet man in dem
Buche Bava Bathra.
**) Bava Bathra.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/344>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.