lobten, heiligen Gott aus dem Himmel verstoßen! Warum mußte doch der Herr der Welt die Weiber erschaffen? Gab es denn gar kein anderes Mittel als sie, unser jetzt mit Erbsünde und Erbgrind be- lastetes Geschlecht fortzupflanzen? Aber was ist auch das Leben ohne sie? Jn aller Ewigkeit, wie die heiligen Engel, en Garcon leben zu müssen, blos mit der lieben Musik und dem Halleluja sich die Zeit zu vertreiben, muß am Ende etwas lang- weilig werden. Wer würde wohl nicht gleich ihnen nach einer schönen Tochter Eva's sich sehnen? Selbst unsere katholischen Pfarrer und Mönche, die doch noch heiliger sind, als die Engel, empfinden ja zu Zeiten, besonders im Frühling, den allmächtigen, süßen Trieb der Natur, der Alles beseelt und be- lebt *).
Von großen Thieren war schon früher bei dem Gastmahle die Rede, welches der Messias dereinst den Jsraeliten in Kanaan geben wird.
Der Rabbi Kimchi erzählt von dem Vogel Ziz, der so groß ist, daß er die ganze Welt verfinstert, wenn er seine Flügel ausbreitet. Der heilige, hoch- gelobte Gott hat ihn bei der Schöpfung gleichfalls kapaunt; ob er aber zu dem ungeheuern Gastgebot des Messias wird gebraten werden, wissen wir nicht.
*) Dies und mehr von den Riesen findet man im Emek Hammelech, Jalkut Chadasch, Zeena Ureena in der Parascha Schelach Jecha u. s. w.
29 *
lobten, heiligen Gott aus dem Himmel verſtoßen! Warum mußte doch der Herr der Welt die Weiber erſchaffen? Gab es denn gar kein anderes Mittel als ſie, unſer jetzt mit Erbſuͤnde und Erbgrind be- laſtetes Geſchlecht fortzupflanzen? Aber was iſt auch das Leben ohne ſie? Jn aller Ewigkeit, wie die heiligen Engel, en Garçon leben zu muͤſſen, blos mit der lieben Muſik und dem Halleluja ſich die Zeit zu vertreiben, muß am Ende etwas lang- weilig werden. Wer wuͤrde wohl nicht gleich ihnen nach einer ſchoͤnen Tochter Eva’s ſich ſehnen? Selbſt unſere katholiſchen Pfarrer und Moͤnche, die doch noch heiliger ſind, als die Engel, empfinden ja zu Zeiten, beſonders im Fruͤhling, den allmaͤchtigen, ſuͤßen Trieb der Natur, der Alles beſeelt und be- lebt *).
Von großen Thieren war ſchon fruͤher bei dem Gaſtmahle die Rede, welches der Meſſias dereinſt den Jſraeliten in Kanaan geben wird.
Der Rabbi Kimchi erzaͤhlt von dem Vogel Ziz, der ſo groß iſt, daß er die ganze Welt verfinſtert, wenn er ſeine Fluͤgel ausbreitet. Der heilige, hoch- gelobte Gott hat ihn bei der Schoͤpfung gleichfalls kapaunt; ob er aber zu dem ungeheuern Gaſtgebot des Meſſias wird gebraten werden, wiſſen wir nicht.
*) Dies und mehr von den Rieſen findet man im Emek Hammelech, Jalkut Chadaſch, Zeena Ureena in der Paraſcha Schelach Jecha u. ſ. w.
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lobten, heiligen Gott aus dem Himmel verſtoßen!
Warum mußte doch der Herr der Welt die Weiber
erſchaffen? Gab es denn gar kein anderes Mittel
als ſie, unſer jetzt mit Erbſuͤnde und Erbgrind be-
laſtetes Geſchlecht fortzupflanzen? Aber was iſt
auch das Leben ohne ſie? Jn aller Ewigkeit, wie
die heiligen Engel, en Garçon leben zu muͤſſen,
blos mit der lieben Muſik und dem Halleluja ſich
die Zeit zu vertreiben, muß am Ende etwas lang-
weilig werden. Wer wuͤrde wohl nicht gleich ihnen
nach einer ſchoͤnen Tochter Eva’s ſich ſehnen? Selbſt
unſere katholiſchen Pfarrer und Moͤnche, die doch
noch heiliger ſind, als die Engel, empfinden ja zu
Zeiten, beſonders im Fruͤhling, den allmaͤchtigen,
ſuͤßen Trieb der Natur, der Alles beſeelt und be-
lebt *).
Von großen Thieren war ſchon fruͤher bei dem
Gaſtmahle die Rede, welches der Meſſias dereinſt
den Jſraeliten in Kanaan geben wird.
Der Rabbi Kimchi erzaͤhlt von dem Vogel Ziz,
der ſo groß iſt, daß er die ganze Welt verfinſtert,
wenn er ſeine Fluͤgel ausbreitet. Der heilige, hoch-
gelobte Gott hat ihn bei der Schoͤpfung gleichfalls
kapaunt; ob er aber zu dem ungeheuern Gaſtgebot
des Meſſias wird gebraten werden, wiſſen wir nicht.
*) Dies und mehr von den Rieſen findet man im
Emek Hammelech, Jalkut Chadaſch, Zeena Ureena
in der Paraſcha Schelach Jecha u. ſ. w.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/341>, abgerufen am 16.07.2024.
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