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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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bur (Seelenschwängerung) werden eine oder meh-
rere Seelen der Abgeschiedenen in einen Lebenden
versetzt, und seiner Seele zugesellt. Diese zugege-
benen Seelen können aber wieder herausfliegen,
wenn es ihnen beliebt, und es nicht bestimmt ist,
daß sie bis zum Tode des Menschen bei ihm bleiben
sollen. Die durch die Jbbur versetzten Seelen heis-
sen Jbburim. Die Jbbur soll einen doppelten
Zweck haben; entweder sollen die versetzten Seelen
dadurch selbst einen höhern Grad von Vollkommen-
heit erlangen, oder sie sollen auch die Seele des
Menschen, in den sie versetzt werden, vervollkomm-
nen, und ihn in seinen Handlungen leiten, aus
Gefahren erretten oder ihm sonst nützlich seyn.
Durch die Jbbur kam, nach Einigen, die Seele
des Seth, welche ganz rein und lauter war, in
Moses, und machte ihn würdig, das Gesetz zu
empfangen. Die Seelen des Moses und Aaron
wanderten als Jbburim in den Samuel, und Na-
dabs und Abihu's Seelen wurden jener des Pine-
has zugesellt, und kamen nachmals in den Prophe-
ten Elias *).

Die Seelen der Eltern fahren gleichfalls durch
die Jbbur in ihre Kinder. "Wenn Jemand für sich
allein sündigte, so schadete es wenig; aber der

*) Jalkut Chadasch, Tit. Eliahu Num. 10; Menasse
Ben Jsraels Nischmath Chajim, Maamar oder
Theil 4, Kap. 12.
20 *

bur (Seelenſchwaͤngerung) werden eine oder meh-
rere Seelen der Abgeſchiedenen in einen Lebenden
verſetzt, und ſeiner Seele zugeſellt. Dieſe zugege-
benen Seelen koͤnnen aber wieder herausfliegen,
wenn es ihnen beliebt, und es nicht beſtimmt iſt,
daß ſie bis zum Tode des Menſchen bei ihm bleiben
ſollen. Die durch die Jbbur verſetzten Seelen heiſ-
ſen Jbburim. Die Jbbur ſoll einen doppelten
Zweck haben; entweder ſollen die verſetzten Seelen
dadurch ſelbſt einen hoͤhern Grad von Vollkommen-
heit erlangen, oder ſie ſollen auch die Seele des
Menſchen, in den ſie verſetzt werden, vervollkomm-
nen, und ihn in ſeinen Handlungen leiten, aus
Gefahren erretten oder ihm ſonſt nuͤtzlich ſeyn.
Durch die Jbbur kam, nach Einigen, die Seele
des Seth, welche ganz rein und lauter war, in
Moſes, und machte ihn wuͤrdig, das Geſetz zu
empfangen. Die Seelen des Moſes und Aaron
wanderten als Jbburim in den Samuel, und Na-
dabs und Abihu’s Seelen wurden jener des Pine-
has zugeſellt, und kamen nachmals in den Prophe-
ten Elias *).

Die Seelen der Eltern fahren gleichfalls durch
die Jbbur in ihre Kinder. »Wenn Jemand fuͤr ſich
allein ſuͤndigte, ſo ſchadete es wenig; aber der

*) Jalkut Chadaſch, Tit. Eliahu Num. 10; Menaſſe
Ben Jſraels Niſchmath Chajim, Maamar oder
Theil 4, Kap. 12.
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[203/0237] bur (Seelenſchwaͤngerung) werden eine oder meh- rere Seelen der Abgeſchiedenen in einen Lebenden verſetzt, und ſeiner Seele zugeſellt. Dieſe zugege- benen Seelen koͤnnen aber wieder herausfliegen, wenn es ihnen beliebt, und es nicht beſtimmt iſt, daß ſie bis zum Tode des Menſchen bei ihm bleiben ſollen. Die durch die Jbbur verſetzten Seelen heiſ- ſen Jbburim. Die Jbbur ſoll einen doppelten Zweck haben; entweder ſollen die verſetzten Seelen dadurch ſelbſt einen hoͤhern Grad von Vollkommen- heit erlangen, oder ſie ſollen auch die Seele des Menſchen, in den ſie verſetzt werden, vervollkomm- nen, und ihn in ſeinen Handlungen leiten, aus Gefahren erretten oder ihm ſonſt nuͤtzlich ſeyn. Durch die Jbbur kam, nach Einigen, die Seele des Seth, welche ganz rein und lauter war, in Moſes, und machte ihn wuͤrdig, das Geſetz zu empfangen. Die Seelen des Moſes und Aaron wanderten als Jbburim in den Samuel, und Na- dabs und Abihu’s Seelen wurden jener des Pine- has zugeſellt, und kamen nachmals in den Prophe- ten Elias *). Die Seelen der Eltern fahren gleichfalls durch die Jbbur in ihre Kinder. »Wenn Jemand fuͤr ſich allein ſuͤndigte, ſo ſchadete es wenig; aber der *) Jalkut Chadaſch, Tit. Eliahu Num. 10; Menaſſe Ben Jſraels Niſchmath Chajim, Maamar oder Theil 4, Kap. 12. 20 *

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/237>, abgerufen am 03.05.2024.