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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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het *)." 2 Buch Mos. 33. V. 20. Diese Stelle
möchte übrigens das Behauptete besser beweisen,
wenn es hieße: kein Mensch wird sterben, der mich
nicht siehet.

Eine andere Nachricht liefert Rabbi Gedalja.
"Wenn des Menschen Zeit kommt, daß er abschei-
den soll, dann steht der Engel des Todes zu seinen
Füßen mit einem scharfen Schwert in der Hand.
Der Mensch aber starrt die Wände seines Hauses
an, als ständen sie in Flammen; auch sieht er
den Engel voll Augen und dessen Kleider von
Feuer; sein Leib zittert vor Schmerz, sein Geist
irrt im ganzen Körper umher, als wollte er sich
bei allen Gliedern beurlauben. Gerne möchte der
Sterbende sich vor dem Todesengel retten und ihm
entfliehen; allein das ist unmöglich. Endlich blickt
er ihn an, und übergiebt Seele und Leib den Hän-
den des Würgers. Nun läuft der Geist noch ein-
mal im Leibe umher, alle Glieder zittern und
schwitzen. Die Seele spricht dann zu dem Geist des
ersten Menschen: wehe dir, denn um deinetwillen
muß ich aus der Welt scheiden. Der Geist Adams
aber antwortet:" ich habe nur eine Sünde began-
gen, und empfieng meine Strafe; allein du hast
der Sünden sehr viele begangen **)."

"Wenn
*) Rabbi Schem-Tof in seinem Buche Jggereth ha-
viccuach.
**) M. s. Schalscheleth Hakkabala.

het *).« 2 Buch Moſ. 33. V. 20. Dieſe Stelle
moͤchte uͤbrigens das Behauptete beſſer beweiſen,
wenn es hieße: kein Menſch wird ſterben, der mich
nicht ſiehet.

Eine andere Nachricht liefert Rabbi Gedalja.
»Wenn des Menſchen Zeit kommt, daß er abſchei-
den ſoll, dann ſteht der Engel des Todes zu ſeinen
Fuͤßen mit einem ſcharfen Schwert in der Hand.
Der Menſch aber ſtarrt die Waͤnde ſeines Hauſes
an, als ſtaͤnden ſie in Flammen; auch ſieht er
den Engel voll Augen und deſſen Kleider von
Feuer; ſein Leib zittert vor Schmerz, ſein Geiſt
irrt im ganzen Koͤrper umher, als wollte er ſich
bei allen Gliedern beurlauben. Gerne moͤchte der
Sterbende ſich vor dem Todesengel retten und ihm
entfliehen; allein das iſt unmoͤglich. Endlich blickt
er ihn an, und uͤbergiebt Seele und Leib den Haͤn-
den des Wuͤrgers. Nun laͤuft der Geiſt noch ein-
mal im Leibe umher, alle Glieder zittern und
ſchwitzen. Die Seele ſpricht dann zu dem Geiſt des
erſten Menſchen: wehe dir, denn um deinetwillen
muß ich aus der Welt ſcheiden. Der Geiſt Adams
aber antwortet:« ich habe nur eine Suͤnde began-
gen, und empfieng meine Strafe; allein du haſt
der Suͤnden ſehr viele begangen **)

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*) Rabbi Schem-Tof in ſeinem Buche Jggereth ha-
viccuach.
**) M. ſ. Schalſcheleth Hakkabala.
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[184/0218] het *).« 2 Buch Moſ. 33. V. 20. Dieſe Stelle moͤchte uͤbrigens das Behauptete beſſer beweiſen, wenn es hieße: kein Menſch wird ſterben, der mich nicht ſiehet. Eine andere Nachricht liefert Rabbi Gedalja. »Wenn des Menſchen Zeit kommt, daß er abſchei- den ſoll, dann ſteht der Engel des Todes zu ſeinen Fuͤßen mit einem ſcharfen Schwert in der Hand. Der Menſch aber ſtarrt die Waͤnde ſeines Hauſes an, als ſtaͤnden ſie in Flammen; auch ſieht er den Engel voll Augen und deſſen Kleider von Feuer; ſein Leib zittert vor Schmerz, ſein Geiſt irrt im ganzen Koͤrper umher, als wollte er ſich bei allen Gliedern beurlauben. Gerne moͤchte der Sterbende ſich vor dem Todesengel retten und ihm entfliehen; allein das iſt unmoͤglich. Endlich blickt er ihn an, und uͤbergiebt Seele und Leib den Haͤn- den des Wuͤrgers. Nun laͤuft der Geiſt noch ein- mal im Leibe umher, alle Glieder zittern und ſchwitzen. Die Seele ſpricht dann zu dem Geiſt des erſten Menſchen: wehe dir, denn um deinetwillen muß ich aus der Welt ſcheiden. Der Geiſt Adams aber antwortet:« ich habe nur eine Suͤnde began- gen, und empfieng meine Strafe; allein du haſt der Suͤnden ſehr viele begangen **).« »Wenn *) Rabbi Schem-Tof in ſeinem Buche Jggereth ha- viccuach. **) M. ſ. Schalſcheleth Hakkabala.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/218>, abgerufen am 03.05.2024.