Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.A. v. Humboldt, über den neuesten Zustand gering gewesen. Seit der Erklärung der Jndependenz sind alleSklaven in Freiheit gesetzt worden; der Staat versprach den Ei- genthümern den Kaufpreis zu ersetzen, aber die reichern Bürger sind edel und uneigennützig genug gewesen, diesen Ersatz nicht an- zunehmen. Folgende Tabelle, die im verflossenen Jahre in einer Zeitung von Guatemala (Redactor general vom 13ten Juli 1825, p. 21) bekannt gemacht worden ist, giebt genau die Ausfuhr des Jndigo's von 1794 bis 1802 an.*) Das Schwanken der Zah- len rührt nicht ganz von der ungleichen Kultur her, sondern ist zum Theil Folge des gestörten Handels-Verkehrs gewesen. Lange hat die immer zunehmende Einfuhr des Jndigo's aus Ostindien der Exportation von San Salvador geschadet. Sie war zwischen 1815 und 1820 jährlich nicht 3000 tercios oder 450,000 Pfund. Jetzt aber, da die Jndigo-Preise wieder im Steigen sind, schreibt mir ein sehr gebildeter und erfahrner Kaufmann von Guatemala, Herr Garcia de Granados, daß die Jndigo-Kultur in seinem Va- terlande in dem schönsten Flor ist. Man rechnet die jährliche Aus- fuhr zu 1,800,000 Pfunden spanisches Gewichts; denn man führt über 12,000 tercios, (jedes zu 150 Pfunden oder 6 arrobas), und ein Pfund Jndigo kostet gegenwärtig im Durchschnitt 9 reales de plata oder 1 1/8 Piaster, so daß die Jndigo-Ausfuhr an 2,025,000 Piaster beträgt. Jn einem neuerlichst erschienenen Aufsatze,**) den man Herrn Jose del Valle zuschreibt, wird, mit dem Schleich- handel, die Jndigo-Ausfuhr jetzt gar zu 3 Millionen Piaster ange- schlagen. Die Pflege des Kochenille-Jnsektes ist ganz neu in dem Frei- *) Ausfuhr des Jndigo's (anil) von Guatemala:
**) Ocios de los Espannoles emignados 1826, p. 2.
A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand gering geweſen. Seit der Erklaͤrung der Jndependenz ſind alleSklaven in Freiheit geſetzt worden; der Staat verſprach den Ei- genthuͤmern den Kaufpreis zu erſetzen, aber die reichern Buͤrger ſind edel und uneigennuͤtzig genug geweſen, dieſen Erſatz nicht an- zunehmen. Folgende Tabelle, die im verfloſſenen Jahre in einer Zeitung von Guatemala (Redactor general vom 13ten Juli 1825, p. 21) bekannt gemacht worden iſt, giebt genau die Ausfuhr des Jndigo's von 1794 bis 1802 an.*) Das Schwanken der Zah- len ruͤhrt nicht ganz von der ungleichen Kultur her, ſondern iſt zum Theil Folge des geſtoͤrten Handels-Verkehrs geweſen. Lange hat die immer zunehmende Einfuhr des Jndigo's aus Oſtindien der Exportation von San Salvador geſchadet. Sie war zwiſchen 1815 und 1820 jaͤhrlich nicht 3000 tercios oder 450,000 Pfund. Jetzt aber, da die Jndigo-Preiſe wieder im Steigen ſind, ſchreibt mir ein ſehr gebildeter und erfahrner Kaufmann von Guatemala, Herr Garcia de Granados, daß die Jndigo-Kultur in ſeinem Va- terlande in dem ſchoͤnſten Flor iſt. Man rechnet die jaͤhrliche Aus- fuhr zu 1,800,000 Pfunden ſpaniſches Gewichts; denn man fuͤhrt uͤber 12,000 tercios, (jedes zu 150 Pfunden oder 6 arrobas), und ein Pfund Jndigo koſtet gegenwaͤrtig im Durchſchnitt 9 reales de plata oder 1⅛ Piaſter, ſo daß die Jndigo-Ausfuhr an 2,025,000 Piaſter betraͤgt. Jn einem neuerlichſt erſchienenen Aufſatze,**) den man Herrn Joſe del Valle zuſchreibt, wird, mit dem Schleich- handel, die Jndigo-Ausfuhr jetzt gar zu 3 Millionen Piaſter ange- ſchlagen. Die Pflege des Kochenille-Jnſektes iſt ganz neu in dem Frei- *) Ausfuhr des Jndigo's (anil) von Guatemala:
**) Ocios de los Eſpañoles emignados 1826, p. 2.
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A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand
gering geweſen. Seit der Erklaͤrung der Jndependenz ſind alle
Sklaven in Freiheit geſetzt worden; der Staat verſprach den Ei-
genthuͤmern den Kaufpreis zu erſetzen, aber die reichern Buͤrger
ſind edel und uneigennuͤtzig genug geweſen, dieſen Erſatz nicht an-
zunehmen. Folgende Tabelle, die im verfloſſenen Jahre in einer
Zeitung von Guatemala (Redactor general vom 13ten Juli 1825,
p. 21) bekannt gemacht worden iſt, giebt genau die Ausfuhr des
Jndigo's von 1794 bis 1802 an. *) Das Schwanken der Zah-
len ruͤhrt nicht ganz von der ungleichen Kultur her, ſondern iſt
zum Theil Folge des geſtoͤrten Handels-Verkehrs geweſen. Lange
hat die immer zunehmende Einfuhr des Jndigo's aus Oſtindien der
Exportation von San Salvador geſchadet. Sie war zwiſchen
1815 und 1820 jaͤhrlich nicht 3000 tercios oder 450,000 Pfund.
Jetzt aber, da die Jndigo-Preiſe wieder im Steigen ſind, ſchreibt
mir ein ſehr gebildeter und erfahrner Kaufmann von Guatemala,
Herr Garcia de Granados, daß die Jndigo-Kultur in ſeinem Va-
terlande in dem ſchoͤnſten Flor iſt. Man rechnet die jaͤhrliche Aus-
fuhr zu 1,800,000 Pfunden ſpaniſches Gewichts; denn man fuͤhrt
uͤber 12,000 tercios, (jedes zu 150 Pfunden oder 6 arrobas), und
ein Pfund Jndigo koſtet gegenwaͤrtig im Durchſchnitt 9 reales de
plata oder 1⅛ Piaſter, ſo daß die Jndigo-Ausfuhr an 2,025,000
Piaſter betraͤgt. Jn einem neuerlichſt erſchienenen Aufſatze, **)
den man Herrn Joſe del Valle zuſchreibt, wird, mit dem Schleich-
handel, die Jndigo-Ausfuhr jetzt gar zu 3 Millionen Piaſter ange-
ſchlagen.
Die Pflege des Kochenille-Jnſektes iſt ganz neu in dem Frei-
ſtaate von Guatemala. Erſt ſeit 1812 hat man angefangen Nopal-
*) Ausfuhr des Jndigo's (anil) von Guatemala:
1794 592,262 Pfund 641,393 Piaſter.
1795 1.108,789 — 1.066,786 —
1796 1.134,201 — 1.369,881 —
1797 159,665 — 211,650 —
1798 151,317 — 141,859 —
1799 533,637 — 469,592 —
1800 450,606 — 398,096 —
1801 331,897 — 332,063 —
1802 1.479,641 — 1.921,356 —
**) Ocios de los Eſpañoles emignados 1826, p. 2.
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