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Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.

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des Freistaats Guatemala.
Pflanzungen in der schönen temperirten Ebene um die Stadt Anti-
gua Guatemala anzulegen, und die kleinen Thiere aus der mexika-
nischen Provinz Oaxaka herüberzubringen. Das Klima dieses Hoch-
landes ist dem neuen Zweige der Jndustrie überaus günstig gewe-
sen. Die Nopal-Pflanzungen nahmen seit 1822 mit solcher
Schnelligkeit zu, daß im Jahre 1824 bereits 50 tercios (zu 150
Pfunden), im Jahr 1825 gar 600 tercios geärntet wurden.
Man hofft bald bis 300,000 Pfund zu erlangen. Ein Pfund wird
zu 3 Piaster verkauft, so daß die Ausfuhr der Kochenille von Gua-
temala, welche noch 1812 ganz unbekannt war, jetzt schon 400,000
Piaster beträgt. Jn einem Jahr hat man zwei Aernten und in der
Regenzeit braucht man hier nicht mit der jungen Jnsekten-Brut die
beschwerlichen Reisen vorzunehmen, die ich in meinem Werke über
Neu-Spanien beschrieben habe. Oaxaka ärntete in den letzten Jah-
ren 4000 zurrones oder 800,000 Pfund Kochenille.

Der Kakao von Soconusco, Suchiltepeque und Gualan (bei
Omoa) hat den Vorzug vor allen Sorten, welche man kennt, selbst
vor den von Esmuraldes in der Provinz Quito und vor dem von
Uritucu und Capixiqual in Venezuela. Aber der treffliche Kakao von
Soconusco wird fast allein in Guatemala verzehrt. Er ist kein eigent-
licher Handelsartikel und nur kleine Quantitäten davon wurden (wie
von der China-Rinde in Lora) an den spanischen Hof gesandt. --

Der Tabak von Guatemala steht an Vortrefflichkeit dem Jn-
digo, der Kochenille und dem Kakao nicht nach. Die berühmtesten
Arten von Tabak sind die, welche um Jztepeque (im Staat von
San Salvador) und bei Copan, im Staat von Honduras (unfern
Omoa) gebaut werden. Rothe Farbe-Hölzer, Palo bresil und hre-
silette
sind ebenfalls wichtige Handels-Artikel in dem Staate von
Nicaragua. Tannen-Wälder schmücken die Höhen von Guatemala
und die Mexiko's; gegen Osten zu steigen sie sogar an den Meerbusen
von Jzaval bis in die Ebene herab, eine sonderbare Erscheinung
der Tropen-Vegetation, die sich in dem südlichen Theile der Jnsel
Cuba und auf niedrigen Hügeln der Jsla de Pinot wiederfindet.
Diese Tannen (wahrscheinlich Pinus occidentalis) geben im Frei-
staat von Guatemala viel Theer und Pech, (brea und alquitran)
zwei Produkte, welche aus dem Hafen von Sonzonate, durch das
stille Meer, zum Schiffbau nach Guayaguil ausgeführt werden.

Das Land ist wegen seiner Lage zwischen zwei Meeren, wegen

des Freiſtaats Guatemala.
Pflanzungen in der ſchoͤnen temperirten Ebene um die Stadt Anti-
gua Guatemala anzulegen, und die kleinen Thiere aus der mexika-
niſchen Provinz Oaxaka heruͤberzubringen. Das Klima dieſes Hoch-
landes iſt dem neuen Zweige der Jnduſtrie uͤberaus guͤnſtig gewe-
ſen. Die Nopal-Pflanzungen nahmen ſeit 1822 mit ſolcher
Schnelligkeit zu, daß im Jahre 1824 bereits 50 tercios (zu 150
Pfunden), im Jahr 1825 gar 600 tercios geaͤrntet wurden.
Man hofft bald bis 300,000 Pfund zu erlangen. Ein Pfund wird
zu 3 Piaſter verkauft, ſo daß die Ausfuhr der Kochenille von Gua-
temala, welche noch 1812 ganz unbekannt war, jetzt ſchon 400,000
Piaſter betraͤgt. Jn einem Jahr hat man zwei Aernten und in der
Regenzeit braucht man hier nicht mit der jungen Jnſekten-Brut die
beſchwerlichen Reiſen vorzunehmen, die ich in meinem Werke uͤber
Neu-Spanien beſchrieben habe. Oaxaka aͤrntete in den letzten Jah-
ren 4000 zurrones oder 800,000 Pfund Kochenille.

Der Kakao von Soconusco, Suchiltepeque und Gualan (bei
Omoa) hat den Vorzug vor allen Sorten, welche man kennt, ſelbſt
vor den von Esmuraldes in der Provinz Quito und vor dem von
Uritucu und Capixiqual in Venezuela. Aber der treffliche Kakao von
Soconusco wird faſt allein in Guatemala verzehrt. Er iſt kein eigent-
licher Handelsartikel und nur kleine Quantitaͤten davon wurden (wie
von der China-Rinde in Lora) an den ſpaniſchen Hof geſandt. —

Der Tabak von Guatemala ſteht an Vortrefflichkeit dem Jn-
digo, der Kochenille und dem Kakao nicht nach. Die beruͤhmteſten
Arten von Tabak ſind die, welche um Jztepeque (im Staat von
San Salvador) und bei Copan, im Staat von Honduras (unfern
Omoa) gebaut werden. Rothe Farbe-Hoͤlzer, Palo bresil und hre-
silette
ſind ebenfalls wichtige Handels-Artikel in dem Staate von
Nicaragua. Tannen-Waͤlder ſchmuͤcken die Hoͤhen von Guatemala
und die Mexiko's; gegen Oſten zu ſteigen ſie ſogar an den Meerbuſen
von Jzaval bis in die Ebene herab, eine ſonderbare Erſcheinung
der Tropen-Vegetation, die ſich in dem ſuͤdlichen Theile der Jnſel
Cuba und auf niedrigen Huͤgeln der Jsla de Pinot wiederfindet.
Dieſe Tannen (wahrſcheinlich Pinus occidentalis) geben im Frei-
ſtaat von Guatemala viel Theer und Pech, (brea und alquitran)
zwei Produkte, welche aus dem Hafen von Sonzonate, durch das
ſtille Meer, zum Schiffbau nach Guayaguil ausgefuͤhrt werden.

Das Land iſt wegen ſeiner Lage zwiſchen zwei Meeren, wegen

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[153/0025] des Freiſtaats Guatemala. Pflanzungen in der ſchoͤnen temperirten Ebene um die Stadt Anti- gua Guatemala anzulegen, und die kleinen Thiere aus der mexika- niſchen Provinz Oaxaka heruͤberzubringen. Das Klima dieſes Hoch- landes iſt dem neuen Zweige der Jnduſtrie uͤberaus guͤnſtig gewe- ſen. Die Nopal-Pflanzungen nahmen ſeit 1822 mit ſolcher Schnelligkeit zu, daß im Jahre 1824 bereits 50 tercios (zu 150 Pfunden), im Jahr 1825 gar 600 tercios geaͤrntet wurden. Man hofft bald bis 300,000 Pfund zu erlangen. Ein Pfund wird zu 3 Piaſter verkauft, ſo daß die Ausfuhr der Kochenille von Gua- temala, welche noch 1812 ganz unbekannt war, jetzt ſchon 400,000 Piaſter betraͤgt. Jn einem Jahr hat man zwei Aernten und in der Regenzeit braucht man hier nicht mit der jungen Jnſekten-Brut die beſchwerlichen Reiſen vorzunehmen, die ich in meinem Werke uͤber Neu-Spanien beſchrieben habe. Oaxaka aͤrntete in den letzten Jah- ren 4000 zurrones oder 800,000 Pfund Kochenille. Der Kakao von Soconusco, Suchiltepeque und Gualan (bei Omoa) hat den Vorzug vor allen Sorten, welche man kennt, ſelbſt vor den von Esmuraldes in der Provinz Quito und vor dem von Uritucu und Capixiqual in Venezuela. Aber der treffliche Kakao von Soconusco wird faſt allein in Guatemala verzehrt. Er iſt kein eigent- licher Handelsartikel und nur kleine Quantitaͤten davon wurden (wie von der China-Rinde in Lora) an den ſpaniſchen Hof geſandt. — Der Tabak von Guatemala ſteht an Vortrefflichkeit dem Jn- digo, der Kochenille und dem Kakao nicht nach. Die beruͤhmteſten Arten von Tabak ſind die, welche um Jztepeque (im Staat von San Salvador) und bei Copan, im Staat von Honduras (unfern Omoa) gebaut werden. Rothe Farbe-Hoͤlzer, Palo bresil und hre- silette ſind ebenfalls wichtige Handels-Artikel in dem Staate von Nicaragua. Tannen-Waͤlder ſchmuͤcken die Hoͤhen von Guatemala und die Mexiko's; gegen Oſten zu ſteigen ſie ſogar an den Meerbuſen von Jzaval bis in die Ebene herab, eine ſonderbare Erſcheinung der Tropen-Vegetation, die ſich in dem ſuͤdlichen Theile der Jnſel Cuba und auf niedrigen Huͤgeln der Jsla de Pinot wiederfindet. Dieſe Tannen (wahrſcheinlich Pinus occidentalis) geben im Frei- ſtaat von Guatemala viel Theer und Pech, (brea und alquitran) zwei Produkte, welche aus dem Hafen von Sonzonate, durch das ſtille Meer, zum Schiffbau nach Guayaguil ausgefuͤhrt werden. Das Land iſt wegen ſeiner Lage zwiſchen zwei Meeren, wegen

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161, hier S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826/25>, abgerufen am 25.11.2024.