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Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206.

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Besteigung des Chimborazo.
vierten und letzten Bande meiner Reise nach den
Aequinoctialgegenden vorbehalten. Da aber mein
vieljähriger Freund, Herr Boussingault, jetzt Profes-
sor der Chemie in Lyon, einer der talentvollsten und
gelehrtesten Reisenden neuerer Zeit, vor Kurzem auf
meine Bitte, sein dem meinen sehr ähnlichen Unter-
nehmen in den Annales de Chimie et de Physique*
beschrieben hat, und da unsere Beobachtungen sich
gegenseitig ergänzen, so wird dies einfache Fragment
eines Tagebuchs, das ich hier bekannt mache, sich
wohl einer nachsichtsvollen Aufnahme zu erfreuen
haben. Allen umständlicheren geognostischen und
physikalischen Discussionen werde ich mich vorläufig
enthalten.

Den 22. Junius 1799 war ich im Crater des Pic
von Teneriffa gewesen, 3 Jahre darauf, fast an dem-
selben Tage (den 23. Junius 1802), gelangte ich
6700 Fuss höher bis nahe an den Gipfel des Chimbo-
razo. Nach einem langen Aufenthalte in dem Hoch-
lande von Quito, einer der wundervollsten und male-
rischsten Gegenden der Erde, unternahmen wir die
Reise nach den Chinawäldern von Loxa, dem oberen
Laufe des Amazonenflusses, westlich von der berühm-
ten Stromenge (Pongo de Manseriche) und durch die
sandige Wüste längst dem peruanischen Ufer der
Südsee nach Lima, wo der Durchgang des Merkur
durch die Sonnenscheibe (am 9. November 1802) be-
obachtet werden sollte. Wir genossen mehrere Tage
lang, auf der mit Bimstein bedeckten Ebene, in der
man (nach dem furchtbaren Erdbeben vom 4. Februar
1797) die neue Stadt Riobamba zu gründen anfing,

* S. auch Poggendorffs Ann. d. Physik, B. XXXIV. S. 193-220.

Besteigung des Chimborazo.
vierten und letzten Bande meiner Reise nach den
Aequinoctialgegenden vorbehalten. Da aber mein
vieljähriger Freund, Herr Boussingault, jetzt Profes-
sor der Chemie in Lyon, einer der talentvollsten und
gelehrtesten Reisenden neuerer Zeit, vor Kurzem auf
meine Bitte, sein dem meinen sehr ähnlichen Unter-
nehmen in den Annales de Chimie et de Physique*
beschrieben hat, und da unsere Beobachtungen sich
gegenseitig ergänzen, so wird dies einfache Fragment
eines Tagebuchs, das ich hier bekannt mache, sich
wohl einer nachsichtsvollen Aufnahme zu erfreuen
haben. Allen umständlicheren geognostischen und
physikalischen Discussionen werde ich mich vorläufig
enthalten.

Den 22. Junius 1799 war ich im Crater des Pic
von Teneriffa gewesen, 3 Jahre darauf, fast an dem-
selben Tage (den 23. Junius 1802), gelangte ich
6700 Fuss höher bis nahe an den Gipfel des Chimbo-
razo. Nach einem langen Aufenthalte in dem Hoch-
lande von Quito, einer der wundervollsten und male-
rischsten Gegenden der Erde, unternahmen wir die
Reise nach den Chinawäldern von Loxa, dem oberen
Laufe des Amazonenflusses, westlich von der berühm-
ten Stromenge (Pongo de Manseriche) und durch die
sandige Wüste längst dem peruanischen Ufer der
Südsee nach Lima, wo der Durchgang des Merkur
durch die Sonnenscheibe (am 9. November 1802) be-
obachtet werden sollte. Wir genossen mehrere Tage
lang, auf der mit Bimstein bedeckten Ebene, in der
man (nach dem furchtbaren Erdbeben vom 4. Februar
1797) die neue Stadt Riobamba zu gründen anfing,

* S. auch Poggendorffs Ann. d. Physik, B. XXXIV. S. 193–220.
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[179/0006] Besteigung des Chimborazo. vierten und letzten Bande meiner Reise nach den Aequinoctialgegenden vorbehalten. Da aber mein vieljähriger Freund, Herr Boussingault, jetzt Profes- sor der Chemie in Lyon, einer der talentvollsten und gelehrtesten Reisenden neuerer Zeit, vor Kurzem auf meine Bitte, sein dem meinen sehr ähnlichen Unter- nehmen in den Annales de Chimie et de Physique * beschrieben hat, und da unsere Beobachtungen sich gegenseitig ergänzen, so wird dies einfache Fragment eines Tagebuchs, das ich hier bekannt mache, sich wohl einer nachsichtsvollen Aufnahme zu erfreuen haben. Allen umständlicheren geognostischen und physikalischen Discussionen werde ich mich vorläufig enthalten. Den 22. Junius 1799 war ich im Crater des Pic von Teneriffa gewesen, 3 Jahre darauf, fast an dem- selben Tage (den 23. Junius 1802), gelangte ich 6700 Fuss höher bis nahe an den Gipfel des Chimbo- razo. Nach einem langen Aufenthalte in dem Hoch- lande von Quito, einer der wundervollsten und male- rischsten Gegenden der Erde, unternahmen wir die Reise nach den Chinawäldern von Loxa, dem oberen Laufe des Amazonenflusses, westlich von der berühm- ten Stromenge (Pongo de Manseriche) und durch die sandige Wüste längst dem peruanischen Ufer der Südsee nach Lima, wo der Durchgang des Merkur durch die Sonnenscheibe (am 9. November 1802) be- obachtet werden sollte. Wir genossen mehrere Tage lang, auf der mit Bimstein bedeckten Ebene, in der man (nach dem furchtbaren Erdbeben vom 4. Februar 1797) die neue Stadt Riobamba zu gründen anfing, * S. auch Poggendorffs Ann. d. Physik, B. XXXIV. S. 193–220.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206, hier S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_versuche_1837/6>, abgerufen am 28.11.2024.