Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Jahre 1529 vor. Durch die Expeditionen des Orellana (1540) Ralegh brachte auf verschiedenen Fahrten, die er selbst Im Jahre 1639 machten die Jesuiten Christoval de Acunda Jahre 1529 vor. Durch die Expeditionen des Orellana (1540) Ralegh brachte auf verſchiedenen Fahrten, die er ſelbſt Im Jahre 1639 machten die Jeſuiten Chriſtoval de Acuña <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="41"/> Jahre 1529 vor. Durch die Expeditionen des Orellana (1540)<lb/> und des Lope de Aguirre (1560) erfuhr man nichts über die<lb/> Gabelteilung des Orinoko; da aber Aguirre ſo auffallend ſchnell<lb/> die Inſel Margarita erreicht hatte, glaubte man lange, derſelbe<lb/> ſei nicht durch eine der großen Mündungen des Amazonen-<lb/> ſtromes, ſondern durch eine Flußverbindung im Inneren auf<lb/> die See gelangt. Der Jeſuit Acuña hat ſolches als Be-<lb/> hauptung aufgeſtellt; aber das Ergebnis meiner Nachforſchungen<lb/> in den Schriften der früheſten Geſchichtſchreiber der Eroberung<lb/> ſpricht nicht dafür. „Wie kann man glauben,“ ſagt dieſer<lb/> Miſſionär, „daß Gott es zugelaſſen, daß ein Tyrann es<lb/> hinausführe und die ſchöne Entdeckung der Mündung des<lb/> Marañon mache!“ Acuña ſetzt voraus, Aguirre ſei durch den<lb/> Rio Felipe an die See gelangt, und dieſer Fluß „ſei nur<lb/> wenige Meilen von Cabo del Norte entfernt.“</p><lb/> <p>Ralegh brachte auf verſchiedenen Fahrten, die er ſelbſt<lb/> gemacht oder die auf ſeine Koſten unternommen worden, nichts<lb/> über eine hydrauliſche Verbindung zwiſchen Orinoko und Ama-<lb/> zonenſtrom in Erfahrung; aber ſein Unterbefehlshaber Keymis,<lb/> der aus Schmeichelei (beſonders aber wegen des Vorganges,<lb/> daß der Marañon nach Orellana benannt worden) dem Ori-<lb/> noko den Namen <hi rendition="#g">Raleana</hi> beigelegt, bekam zuerſt eine un-<lb/> beſtimmte Vorſtellung von den Trageplätzen zwiſchen dem<lb/> Eſſequibo, dem Carony und dem Rio Branco oder Parime.<lb/> Aus dieſen Trageplätzen machte er einen großen Salzſee, und<lb/> in dieſer Geſtalt erſchienen ſie auf der Karte, die 1599 nach<lb/> Raleghs Berichten entworfen wurde. Zwiſchen Orinoko und<lb/> Amazonenſtrom zeichnet man eine Kordillere ein, und ſtatt<lb/> der wirklichen Gabelung gibt Hondius eine andere, völlig ein-<lb/> gebildete an: er läßt den Amazonenſtrom (mittels des Rio<lb/> Tocantins) mit dem Parana und dem San Francisco in<lb/> Verbindung treten. Dieſe Verbindung blieb über ein Jahr-<lb/> hundert auf den Karten ſtehen, wie auch eine angebliche Gabel-<lb/> teilung des Magdalenenſtromes, von dem ein Arm zum Golf<lb/> von Maracaybo laufen ſollte.</p><lb/> <p>Im Jahre 1639 machten die Jeſuiten Chriſtoval de Acuña<lb/> und Andres de Artedia, im Gefolge des Kapitäns Texeira,<lb/> die Fahrt von Quito nach Gran-Para. Am Einfluſſe des Rio<lb/> Negro in den Amazonenſtrom erfuhren ſie, „erſterer Fluß,<lb/> von den Eingeborenen wegen der braunen Farbe ſeines Waſſers<lb/><hi rendition="#g">Curiguacura</hi> oder <hi rendition="#g">Uruna</hi> genannt, gebe einen Arm an<lb/> den <hi rendition="#g">Rio Grande</hi> ab, der ſich in die nördliche See ergießt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0049]
Jahre 1529 vor. Durch die Expeditionen des Orellana (1540)
und des Lope de Aguirre (1560) erfuhr man nichts über die
Gabelteilung des Orinoko; da aber Aguirre ſo auffallend ſchnell
die Inſel Margarita erreicht hatte, glaubte man lange, derſelbe
ſei nicht durch eine der großen Mündungen des Amazonen-
ſtromes, ſondern durch eine Flußverbindung im Inneren auf
die See gelangt. Der Jeſuit Acuña hat ſolches als Be-
hauptung aufgeſtellt; aber das Ergebnis meiner Nachforſchungen
in den Schriften der früheſten Geſchichtſchreiber der Eroberung
ſpricht nicht dafür. „Wie kann man glauben,“ ſagt dieſer
Miſſionär, „daß Gott es zugelaſſen, daß ein Tyrann es
hinausführe und die ſchöne Entdeckung der Mündung des
Marañon mache!“ Acuña ſetzt voraus, Aguirre ſei durch den
Rio Felipe an die See gelangt, und dieſer Fluß „ſei nur
wenige Meilen von Cabo del Norte entfernt.“
Ralegh brachte auf verſchiedenen Fahrten, die er ſelbſt
gemacht oder die auf ſeine Koſten unternommen worden, nichts
über eine hydrauliſche Verbindung zwiſchen Orinoko und Ama-
zonenſtrom in Erfahrung; aber ſein Unterbefehlshaber Keymis,
der aus Schmeichelei (beſonders aber wegen des Vorganges,
daß der Marañon nach Orellana benannt worden) dem Ori-
noko den Namen Raleana beigelegt, bekam zuerſt eine un-
beſtimmte Vorſtellung von den Trageplätzen zwiſchen dem
Eſſequibo, dem Carony und dem Rio Branco oder Parime.
Aus dieſen Trageplätzen machte er einen großen Salzſee, und
in dieſer Geſtalt erſchienen ſie auf der Karte, die 1599 nach
Raleghs Berichten entworfen wurde. Zwiſchen Orinoko und
Amazonenſtrom zeichnet man eine Kordillere ein, und ſtatt
der wirklichen Gabelung gibt Hondius eine andere, völlig ein-
gebildete an: er läßt den Amazonenſtrom (mittels des Rio
Tocantins) mit dem Parana und dem San Francisco in
Verbindung treten. Dieſe Verbindung blieb über ein Jahr-
hundert auf den Karten ſtehen, wie auch eine angebliche Gabel-
teilung des Magdalenenſtromes, von dem ein Arm zum Golf
von Maracaybo laufen ſollte.
Im Jahre 1639 machten die Jeſuiten Chriſtoval de Acuña
und Andres de Artedia, im Gefolge des Kapitäns Texeira,
die Fahrt von Quito nach Gran-Para. Am Einfluſſe des Rio
Negro in den Amazonenſtrom erfuhren ſie, „erſterer Fluß,
von den Eingeborenen wegen der braunen Farbe ſeines Waſſers
Curiguacura oder Uruna genannt, gebe einen Arm an
den Rio Grande ab, der ſich in die nördliche See ergießt,
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