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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.

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den Strich, wo auf dem Meeresboden aus dem Glimmer-
schiefer Quellen von Bergöl brechen, die man sehr weit
riecht. Bedenkt man, daß weiter nach Ost; bei Cariaco,
warme unterseeische Quellen so stark sind, daß sie die Tem-
peratur des Meerbusens an der Oberfläche erhöhen, so läßt
sich wohl nicht bezweifeln, daß das Bergöl aus ungeheuren
Tiefen wie herauf destilliert wird, daß es aus den Urgebirgs-
bildungen kommt, unter denen der Herd aller vulkanischen
Erschütterungen liegt.

Die Laguna chica ist eine von steil abfallenden Bergen
umgebene Bucht, die mit dem Meerbusen von Cariaco nur
durch einen engen, 45 m tiefen Kanal zusammenhängt. Es
sieht aus, als wäre sie, wie auch der schöne Hafen von Aca-
pulco, durch ein Erdbeben gebildet. Ein kleiner flacher Ufer-
strich scheint darauf hinzudeuten, daß die See sich hier vom
Lande zurückzieht wie an der gegenüberliegenden Küste von
Cumana. Die Halbinsel Araya verengert sich zwischen den
Vorgebirgen Mero und Las Minas auf 2730 m und ist bei
der Laguna chica von einem Seestrich zum anderen etwas
über 7800 m breit. Diese unbedeutende Strecke hatten wir
zurückzulegen, um zum natürlichen Alaun und zum Vorgebirge,
genannt Punta de Chuparuparu, zu gelangen. Der Gang
ist nur darum beschwerlich, weil gar kein Weg gebahnt ist
und man zwischen ziemlich tiefen Abgründen über völlig kahle
Felsgräten mit stark fallenden Schichten gehen muß. Der
höchste Punkt liegt gegen 428 m hoch, aber die Berge zeigen,
wie so häufig auf felsigen Landengen, die seltsamsten Bil-
dungen. Die Tetas de Chacopata und de Cariaco, halbwegs
zwischen der Laguna chica und der Stadt Cariaco, sind
wahre Spitzberge, die von der Plattform des Schlosses in
Cumana aus ganz frei zu stehen scheinen. Dammerde findet
sich in diesem Landstrich nur bis zur Höhe von 58 m über
dem Meer. Oft regnet es 15 Monate lang gar nicht; fallen
aber auch nur ein paar Tropfen Wasser unmittelbar nach der
Blüte der Melonen, der Wassermelonen und Kürbisse, so
tragen dieselben, trotz der anscheinenden Trockenheit der Luft,
Früchte von 30 bis 35 kg. Ich sage die anscheinende Trocken-
heit der Luft, denn aus meinen hygrometrischen Beobachtungen
geht hervor, daß in Cumana und Araya die Luft fast zu
neun Zehnteilen mit Wasserdunst gesättigt ist. Diese zugleich
heiße und feuchte Luft speist die vegetabilischen Quellen,
die kürbisartigen Gewächse, die Agaven und Melokaktus, die

den Strich, wo auf dem Meeresboden aus dem Glimmer-
ſchiefer Quellen von Bergöl brechen, die man ſehr weit
riecht. Bedenkt man, daß weiter nach Oſt; bei Cariaco,
warme unterſeeiſche Quellen ſo ſtark ſind, daß ſie die Tem-
peratur des Meerbuſens an der Oberfläche erhöhen, ſo läßt
ſich wohl nicht bezweifeln, daß das Bergöl aus ungeheuren
Tiefen wie herauf deſtilliert wird, daß es aus den Urgebirgs-
bildungen kommt, unter denen der Herd aller vulkaniſchen
Erſchütterungen liegt.

Die Laguna chica iſt eine von ſteil abfallenden Bergen
umgebene Bucht, die mit dem Meerbuſen von Cariaco nur
durch einen engen, 45 m tiefen Kanal zuſammenhängt. Es
ſieht aus, als wäre ſie, wie auch der ſchöne Hafen von Aca-
pulco, durch ein Erdbeben gebildet. Ein kleiner flacher Ufer-
ſtrich ſcheint darauf hinzudeuten, daß die See ſich hier vom
Lande zurückzieht wie an der gegenüberliegenden Küſte von
Cumana. Die Halbinſel Araya verengert ſich zwiſchen den
Vorgebirgen Mero und Las Minas auf 2730 m und iſt bei
der Laguna chica von einem Seeſtrich zum anderen etwas
über 7800 m breit. Dieſe unbedeutende Strecke hatten wir
zurückzulegen, um zum natürlichen Alaun und zum Vorgebirge,
genannt Punta de Chuparuparu, zu gelangen. Der Gang
iſt nur darum beſchwerlich, weil gar kein Weg gebahnt iſt
und man zwiſchen ziemlich tiefen Abgründen über völlig kahle
Felsgräten mit ſtark fallenden Schichten gehen muß. Der
höchſte Punkt liegt gegen 428 m hoch, aber die Berge zeigen,
wie ſo häufig auf felſigen Landengen, die ſeltſamſten Bil-
dungen. Die Tetas de Chacopata und de Cariaco, halbwegs
zwiſchen der Laguna chica und der Stadt Cariaco, ſind
wahre Spitzberge, die von der Plattform des Schloſſes in
Cumana aus ganz frei zu ſtehen ſcheinen. Dammerde findet
ſich in dieſem Landſtrich nur bis zur Höhe von 58 m über
dem Meer. Oft regnet es 15 Monate lang gar nicht; fallen
aber auch nur ein paar Tropfen Waſſer unmittelbar nach der
Blüte der Melonen, der Waſſermelonen und Kürbiſſe, ſo
tragen dieſelben, trotz der anſcheinenden Trockenheit der Luft,
Früchte von 30 bis 35 kg. Ich ſage die anſcheinende Trocken-
heit der Luft, denn aus meinen hygrometriſchen Beobachtungen
geht hervor, daß in Cumana und Araya die Luft faſt zu
neun Zehnteilen mit Waſſerdunſt geſättigt iſt. Dieſe zugleich
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[279/0287] den Strich, wo auf dem Meeresboden aus dem Glimmer- ſchiefer Quellen von Bergöl brechen, die man ſehr weit riecht. Bedenkt man, daß weiter nach Oſt; bei Cariaco, warme unterſeeiſche Quellen ſo ſtark ſind, daß ſie die Tem- peratur des Meerbuſens an der Oberfläche erhöhen, ſo läßt ſich wohl nicht bezweifeln, daß das Bergöl aus ungeheuren Tiefen wie herauf deſtilliert wird, daß es aus den Urgebirgs- bildungen kommt, unter denen der Herd aller vulkaniſchen Erſchütterungen liegt. Die Laguna chica iſt eine von ſteil abfallenden Bergen umgebene Bucht, die mit dem Meerbuſen von Cariaco nur durch einen engen, 45 m tiefen Kanal zuſammenhängt. Es ſieht aus, als wäre ſie, wie auch der ſchöne Hafen von Aca- pulco, durch ein Erdbeben gebildet. Ein kleiner flacher Ufer- ſtrich ſcheint darauf hinzudeuten, daß die See ſich hier vom Lande zurückzieht wie an der gegenüberliegenden Küſte von Cumana. Die Halbinſel Araya verengert ſich zwiſchen den Vorgebirgen Mero und Las Minas auf 2730 m und iſt bei der Laguna chica von einem Seeſtrich zum anderen etwas über 7800 m breit. Dieſe unbedeutende Strecke hatten wir zurückzulegen, um zum natürlichen Alaun und zum Vorgebirge, genannt Punta de Chuparuparu, zu gelangen. Der Gang iſt nur darum beſchwerlich, weil gar kein Weg gebahnt iſt und man zwiſchen ziemlich tiefen Abgründen über völlig kahle Felsgräten mit ſtark fallenden Schichten gehen muß. Der höchſte Punkt liegt gegen 428 m hoch, aber die Berge zeigen, wie ſo häufig auf felſigen Landengen, die ſeltſamſten Bil- dungen. Die Tetas de Chacopata und de Cariaco, halbwegs zwiſchen der Laguna chica und der Stadt Cariaco, ſind wahre Spitzberge, die von der Plattform des Schloſſes in Cumana aus ganz frei zu ſtehen ſcheinen. Dammerde findet ſich in dieſem Landſtrich nur bis zur Höhe von 58 m über dem Meer. Oft regnet es 15 Monate lang gar nicht; fallen aber auch nur ein paar Tropfen Waſſer unmittelbar nach der Blüte der Melonen, der Waſſermelonen und Kürbiſſe, ſo tragen dieſelben, trotz der anſcheinenden Trockenheit der Luft, Früchte von 30 bis 35 kg. Ich ſage die anſcheinende Trocken- heit der Luft, denn aus meinen hygrometriſchen Beobachtungen geht hervor, daß in Cumana und Araya die Luft faſt zu neun Zehnteilen mit Waſſerdunſt geſättigt iſt. Dieſe zugleich heiße und feuchte Luft ſpeiſt die vegetabiliſchen Quellen, die kürbisartigen Gewächſe, die Agaven und Melokaktus, die

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/287>, abgerufen am 22.11.2024.