Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Gegen neun Uhr morgens befanden wir uns vor dem Meer- Wir eilten, uns dem Statthalter Don Vicente Emparan 1 Casa de Don Pasqual Martinez, nordwestlich vom großen
Platz, an dem ich vom 28. Juli bis 17. November 1799 beobachtet hatte. Alle astronomischen Beobachtungen, sowie die über die Luft- spiegelung, nach dem 29. August 1800 sind im Hause Martinez angestellt. Ich erwähne dieses Umstandes, da er von Interesse sein mag, wenn einmal einer die Genauigkeit meiner Beobachtungen prüfen will. Gegen neun Uhr morgens befanden wir uns vor dem Meer- Wir eilten, uns dem Statthalter Don Vicente Emparan 1 Casa de Don Pasqual Martinez, nordweſtlich vom großen
Platz, an dem ich vom 28. Juli bis 17. November 1799 beobachtet hatte. Alle aſtronomiſchen Beobachtungen, ſowie die über die Luft- ſpiegelung, nach dem 29. Auguſt 1800 ſind im Hauſe Martinez angeſtellt. Ich erwähne dieſes Umſtandes, da er von Intereſſe ſein mag, wenn einmal einer die Genauigkeit meiner Beobachtungen prüfen will. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0282" n="274"/> Gegen neun Uhr morgens befanden wir uns vor dem Meer-<lb/> buſen von Cariaco, welcher der Stadt Cumana als Reede<lb/> dient. Der Hügel, auf dem das Schloß San Antonio liegt,<lb/> hob ſich weiß von der dunkeln Bergwand im Inneren ab.<lb/> Mit lebhafter Empfindung ſahen wir das Ufer wieder, wo<lb/> wir die erſten Pflanzen in Amerika gepflückt und wo ein paar<lb/> Monate darauf Bonpland in ſo großer Gefahr geſchwebt<lb/> hatte. Zwiſchen den Kaktus, die 6,5 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch in Säulen- oder<lb/> Kandelaberform daſtehen, kamen die Hütten der Guaykeri<lb/> zum Vorſchein. Die ganze Landſchaft war uns ſo wohl be-<lb/> kannt, der Kaktuswald, und die zerſtreuten Hütten, und der<lb/> gewaltige Ceibabaum, unter dem wir bei Einbruch der Nacht<lb/> ſo gerne gebadet. Unſere Freunde kamen uns aus Cumana<lb/> entgegen; Menſchen aller Stände, die auf unſeren vielen<lb/> botaniſchen Exkurſionen mit uns in Berührung gekommen<lb/> waren, äußerten ihre Freude um ſo lebhafter, da ſich ſeit<lb/> mehreren Monaten das Gerücht verbreitet hatte, wir haben<lb/> an den Ufern des Orinoko den Tod gefunden. Anlaß dazu<lb/> mochte Bonplands ſchwere Krankheit gegeben haben, oder auch<lb/> der Umſtand, daß unſer Kanoe durch einen Windſtoß ober-<lb/> halb der Miſſion Uruana beinahe umgeſchlagen wäre.</p><lb/> <p>Wir eilten, uns dem Statthalter Don Vicente Emparan<lb/> vorzuſtellen, deſſen Empfehlungen und beſtändige Vorſorge<lb/> uns auf der langen, nunmehr vollendeten Reiſe ſo ungemein<lb/> förderlich geweſen waren. Er verſchaffte uns mitten in der<lb/> Stadt ein Haus, <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Casa de Don Pasqual Martinez,</hi> nordweſtlich vom großen<lb/> Platz, an dem ich vom 28. Juli bis 17. November 1799 beobachtet<lb/> hatte. Alle aſtronomiſchen Beobachtungen, ſowie die über die Luft-<lb/> ſpiegelung, nach dem 29. Auguſt 1800 ſind im Hauſe Martinez<lb/> angeſtellt. Ich erwähne dieſes Umſtandes, da er von Intereſſe ſein<lb/> mag, wenn einmal einer die Genauigkeit meiner Beobachtungen<lb/> prüfen will.</note> das für ein Land, das ſtarken Erdbeben<lb/> ausgeſetzt iſt, vielleicht zu hoch, aber für unſere Inſtrumente<lb/> ungemein bequem war. Es hatte Terraſſen (<hi rendition="#aq">Azoteas</hi>), auf<lb/> denen man einer herrlichen Ausſicht auf die See, auf die<lb/> Landenge Araya und auf den Archipel der Caracas-, Picuita-<lb/> und Borrachainſeln genoß. Der Hafen von Cumana wurde<lb/> täglich ſtrenger blockiert und durch das Ausbleiben der ſpani-<lb/> ſchen Poſtſchiffe wurden wir noch drittehalb Monate feſtge-<lb/> halten. Oft fühlten wir uns verſucht, auf die däniſchen<lb/> Inſeln überzuſetzen, die einer glücklichen Neutralität genoſſen;<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0282]
Gegen neun Uhr morgens befanden wir uns vor dem Meer-
buſen von Cariaco, welcher der Stadt Cumana als Reede
dient. Der Hügel, auf dem das Schloß San Antonio liegt,
hob ſich weiß von der dunkeln Bergwand im Inneren ab.
Mit lebhafter Empfindung ſahen wir das Ufer wieder, wo
wir die erſten Pflanzen in Amerika gepflückt und wo ein paar
Monate darauf Bonpland in ſo großer Gefahr geſchwebt
hatte. Zwiſchen den Kaktus, die 6,5 m hoch in Säulen- oder
Kandelaberform daſtehen, kamen die Hütten der Guaykeri
zum Vorſchein. Die ganze Landſchaft war uns ſo wohl be-
kannt, der Kaktuswald, und die zerſtreuten Hütten, und der
gewaltige Ceibabaum, unter dem wir bei Einbruch der Nacht
ſo gerne gebadet. Unſere Freunde kamen uns aus Cumana
entgegen; Menſchen aller Stände, die auf unſeren vielen
botaniſchen Exkurſionen mit uns in Berührung gekommen
waren, äußerten ihre Freude um ſo lebhafter, da ſich ſeit
mehreren Monaten das Gerücht verbreitet hatte, wir haben
an den Ufern des Orinoko den Tod gefunden. Anlaß dazu
mochte Bonplands ſchwere Krankheit gegeben haben, oder auch
der Umſtand, daß unſer Kanoe durch einen Windſtoß ober-
halb der Miſſion Uruana beinahe umgeſchlagen wäre.
Wir eilten, uns dem Statthalter Don Vicente Emparan
vorzuſtellen, deſſen Empfehlungen und beſtändige Vorſorge
uns auf der langen, nunmehr vollendeten Reiſe ſo ungemein
förderlich geweſen waren. Er verſchaffte uns mitten in der
Stadt ein Haus, 1 das für ein Land, das ſtarken Erdbeben
ausgeſetzt iſt, vielleicht zu hoch, aber für unſere Inſtrumente
ungemein bequem war. Es hatte Terraſſen (Azoteas), auf
denen man einer herrlichen Ausſicht auf die See, auf die
Landenge Araya und auf den Archipel der Caracas-, Picuita-
und Borrachainſeln genoß. Der Hafen von Cumana wurde
täglich ſtrenger blockiert und durch das Ausbleiben der ſpani-
ſchen Poſtſchiffe wurden wir noch drittehalb Monate feſtge-
halten. Oft fühlten wir uns verſucht, auf die däniſchen
Inſeln überzuſetzen, die einer glücklichen Neutralität genoſſen;
1 Casa de Don Pasqual Martinez, nordweſtlich vom großen
Platz, an dem ich vom 28. Juli bis 17. November 1799 beobachtet
hatte. Alle aſtronomiſchen Beobachtungen, ſowie die über die Luft-
ſpiegelung, nach dem 29. Auguſt 1800 ſind im Hauſe Martinez
angeſtellt. Ich erwähne dieſes Umſtandes, da er von Intereſſe ſein
mag, wenn einmal einer die Genauigkeit meiner Beobachtungen
prüfen will.
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