Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.davon haben, wie nahe sie bei den Missionären von Mocoa, Sobald man das Bett des Atabapo betritt, ist alles Daß die schwarzen Wasser ungemein rein sein müssen, davon haben, wie nahe ſie bei den Miſſionären von Mocoa, Sobald man das Bett des Atabapo betritt, iſt alles Daß die ſchwarzen Waſſer ungemein rein ſein müſſen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="208"/> davon haben, wie nahe ſie bei den Miſſionären von Mocoa,<lb/> am Rio Fragua und Caguan leben. In dieſen öden Land-<lb/> ſtrichen kann man nur durch Längenbeobachtungen die wahren<lb/> Entfernungen kennen lernen, und nur nach aſtronomiſchen Er-<lb/> mittelungen und den Erkundigungen, die ich in den Klöſtern<lb/> zu Popayan und Paſto weſtwärts von den Kordilleren der<lb/> Anden eingezogen, erhielt ich einen richtigen Begriff von der<lb/> gegenſeitigen Lage der chriſtlichen Niederlaſſungen am Atabapo,<lb/> Guayavero und Caqueta.</p><lb/> <p>Sobald man das Bett des Atabapo betritt, iſt alles<lb/> anders, die Beſchaffenheit der Luft, die Farbe des Waſſers,<lb/> die Geſtalt der Bäume am Ufer. Bei Tage hat man von<lb/> den Moskiten nicht mehr zu leiden; die Schnaken mit langen<lb/> Füßen (Zancudos) werden bei Nacht ſehr ſelten, ja oberhalb<lb/> der Miſſion San Fernando verſchwinden dieſe Nachtinſekten<lb/> ganz. Das Waſſer des Orinoko iſt trübe, voll erdiger Stoffe,<lb/> und in den Buchten hat es wegen der vielen toten Krokodile<lb/> und anderer faulender Körper einen biſamartigen, ſüßlichen<lb/> Geruch. Um dieſes Waſſer trinken zu können, mußten wir<lb/> es nicht ſelten durch ein Tuch ſeihen. Das Waſſer des Ata-<lb/> bapo dagegen iſt rein, von angenehmem Geſchmack, ohne eine<lb/> Spur von Geruch, bei reflektiertem Lichte bräunlich, bei durch-<lb/> gehendem gelblich. Das Volk nennt dasſelbe „leicht“, im<lb/> Gegenſatze zum trüben, ſchweren Orinokowaſſer. Es iſt meiſt<lb/> um 2°, der Einmündung des Rio Temi zu um 3° kühler<lb/> als der obere Orinoko. Wenn man ein ganzes Jahr lang<lb/> Waſſer von 27 bis 28° trinken muß, hat man ſchon bei ein<lb/> paar Graden weniger ein äußerſt angenehmes Gefühl. Dieſe<lb/> geringere Temperatur rührt wohl daher, daß der Fluß nicht<lb/> ſo breit iſt, daß er keine ſandigen Ufer hat, die ſich am<lb/> Orinoko bei Tag auf 50° erhitzen, und daß der Atabapo,<lb/> Temi, Tuamini und der Rio Negro von dichten Wäldern<lb/> beſchattet ſind.</p><lb/> <p>Daß die ſchwarzen Waſſer ungemein rein ſein müſſen,<lb/> das zeigt ihre Klarheit und Durchſichtigkeit und die Deutlich-<lb/> keit, mit der ſich die umgebenden Gegenſtände nach Umriß<lb/> und Färbung darin ſpiegeln. Auf 7 bis 10 <hi rendition="#aq">m</hi> tief ſieht man<lb/> die kleinſten Fiſche darin und meiſt blickt man bis auf den<lb/> Grund des Fluſſes hinunter. Und dieſer iſt nicht etwa Schlamm<lb/> von der Farbe des Fluſſes, gelblich oder bräunlich, ſondern<lb/> blendend weißer Quarz- und Granitſand. Nichts geht über<lb/> die Schönheit der Ufer des Atabapo; ihr üppiger Pflanzen-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0216]
davon haben, wie nahe ſie bei den Miſſionären von Mocoa,
am Rio Fragua und Caguan leben. In dieſen öden Land-
ſtrichen kann man nur durch Längenbeobachtungen die wahren
Entfernungen kennen lernen, und nur nach aſtronomiſchen Er-
mittelungen und den Erkundigungen, die ich in den Klöſtern
zu Popayan und Paſto weſtwärts von den Kordilleren der
Anden eingezogen, erhielt ich einen richtigen Begriff von der
gegenſeitigen Lage der chriſtlichen Niederlaſſungen am Atabapo,
Guayavero und Caqueta.
Sobald man das Bett des Atabapo betritt, iſt alles
anders, die Beſchaffenheit der Luft, die Farbe des Waſſers,
die Geſtalt der Bäume am Ufer. Bei Tage hat man von
den Moskiten nicht mehr zu leiden; die Schnaken mit langen
Füßen (Zancudos) werden bei Nacht ſehr ſelten, ja oberhalb
der Miſſion San Fernando verſchwinden dieſe Nachtinſekten
ganz. Das Waſſer des Orinoko iſt trübe, voll erdiger Stoffe,
und in den Buchten hat es wegen der vielen toten Krokodile
und anderer faulender Körper einen biſamartigen, ſüßlichen
Geruch. Um dieſes Waſſer trinken zu können, mußten wir
es nicht ſelten durch ein Tuch ſeihen. Das Waſſer des Ata-
bapo dagegen iſt rein, von angenehmem Geſchmack, ohne eine
Spur von Geruch, bei reflektiertem Lichte bräunlich, bei durch-
gehendem gelblich. Das Volk nennt dasſelbe „leicht“, im
Gegenſatze zum trüben, ſchweren Orinokowaſſer. Es iſt meiſt
um 2°, der Einmündung des Rio Temi zu um 3° kühler
als der obere Orinoko. Wenn man ein ganzes Jahr lang
Waſſer von 27 bis 28° trinken muß, hat man ſchon bei ein
paar Graden weniger ein äußerſt angenehmes Gefühl. Dieſe
geringere Temperatur rührt wohl daher, daß der Fluß nicht
ſo breit iſt, daß er keine ſandigen Ufer hat, die ſich am
Orinoko bei Tag auf 50° erhitzen, und daß der Atabapo,
Temi, Tuamini und der Rio Negro von dichten Wäldern
beſchattet ſind.
Daß die ſchwarzen Waſſer ungemein rein ſein müſſen,
das zeigt ihre Klarheit und Durchſichtigkeit und die Deutlich-
keit, mit der ſich die umgebenden Gegenſtände nach Umriß
und Färbung darin ſpiegeln. Auf 7 bis 10 m tief ſieht man
die kleinſten Fiſche darin und meiſt blickt man bis auf den
Grund des Fluſſes hinunter. Und dieſer iſt nicht etwa Schlamm
von der Farbe des Fluſſes, gelblich oder bräunlich, ſondern
blendend weißer Quarz- und Granitſand. Nichts geht über
die Schönheit der Ufer des Atabapo; ihr üppiger Pflanzen-
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