es in reinlichen, gut gehaltenen Spitälern dahin, daß von 100 Kranken nur 15 bis 20 und selbst etwas weniger sterben; aber überall, wo die Kranken zu sehr aufeinander gehäuft sind, steigt die Sterblichkeit auf die Hälfte, wohl gar (wie im Jahre 1802 bei der französischen Armee auf San Domingo) auf drei Vierteile der Kranken.
Ich fand die Breite von Guayra 10° 36' 19", die Länge 69° 26' 13". Die Inklination der Magnetnadel war am 24. Januar 1800 42,20°, die Deklination nach Nordost 4° 30' 35"; die Intensität der magnetischen Kraft = 237 Schwingungen.
Geht man an der aus Granit gebauten Küste von Guayra gegen West, so kommt man zwischen diesem Hafen, der nur eine schlecht geschützte Reede ist, und dem Hafen von Porto Cabello an mehrere Einbuchtungen des Landes, wo die Schiffe vortrefflich ankern können. Es sind die kleinen Buchten Catia, Los Arecifes, Puerto la Cruz, Choroni, Sienega de Ocumare, Turiamo, Burburata und Patanebo. Alle diese Häfen, mit Ausnahme des von Burburata, aus dem man Maultiere nach Jamaika ausführt, werden gegenwärtig nur von kleinen Küsten- fahrzeugen besucht, die Lebensmittel und Kakao von den be- nachbarten Pflanzungen laden. Die Einwohner von Caracas, wenigstens die weiter blickenden, legen einen großen Wert auf den Ankerplatz Catia, westlich von Cabo Blanco. Diesen Küstenpunkt untersuchten Bonpland und ich während unseres zweiten Aufenthaltes in Guayra. Eine Schlucht, unter dem Namen Quebreda de Tipe bekannt, von der weiterhin die Rede sein wird, zieht sich von der Hochebene von Caracas gegen Catia herunter. Längst geht man mit dem Plane um, durch diese Schlucht einen Fahrweg anzulegen und die alte Straße von Guayra, die beinahe dem Uebergang über den St. Gotthard gleicht, aufzugeben. Nach diesem Plane könnte der Hafen von Catia, der so geräumig als sicher ist, an die Stelle des von Guayra treten. Leider ist dieser ganze Küsten- strich unter dem Winde von Cabo Blanco mit Wurzelbäumen bewachsen und höchst ungesund.
Fast nirgends auf der Küste ist es so heiß als in der Nähe von Cabo Blanco. Wir litten sehr durch die Hitze, die durch die Reverberation des dürren, staubigen Bodens noch gesteigert wurde; die übermäßige Einwirkung des Sonnen- lichtes hatte indessen keine nachteiligen Folgen für uns. In Guayra fürchtet man die Insolation und ihren Einfluß auf
es in reinlichen, gut gehaltenen Spitälern dahin, daß von 100 Kranken nur 15 bis 20 und ſelbſt etwas weniger ſterben; aber überall, wo die Kranken zu ſehr aufeinander gehäuft ſind, ſteigt die Sterblichkeit auf die Hälfte, wohl gar (wie im Jahre 1802 bei der franzöſiſchen Armee auf San Domingo) auf drei Vierteile der Kranken.
Ich fand die Breite von Guayra 10° 36′ 19″, die Länge 69° 26′ 13″. Die Inklination der Magnetnadel war am 24. Januar 1800 42,20°, die Deklination nach Nordoſt 4° 30′ 35″; die Intenſität der magnetiſchen Kraft = 237 Schwingungen.
Geht man an der aus Granit gebauten Küſte von Guayra gegen Weſt, ſo kommt man zwiſchen dieſem Hafen, der nur eine ſchlecht geſchützte Reede iſt, und dem Hafen von Porto Cabello an mehrere Einbuchtungen des Landes, wo die Schiffe vortrefflich ankern können. Es ſind die kleinen Buchten Catia, Los Arecifes, Puerto la Cruz, Choroni, Sienega de Ocumare, Turiamo, Burburata und Patanebo. Alle dieſe Häfen, mit Ausnahme des von Burburata, aus dem man Maultiere nach Jamaika ausführt, werden gegenwärtig nur von kleinen Küſten- fahrzeugen beſucht, die Lebensmittel und Kakao von den be- nachbarten Pflanzungen laden. Die Einwohner von Caracas, wenigſtens die weiter blickenden, legen einen großen Wert auf den Ankerplatz Catia, weſtlich von Cabo Blanco. Dieſen Küſtenpunkt unterſuchten Bonpland und ich während unſeres zweiten Aufenthaltes in Guayra. Eine Schlucht, unter dem Namen Quebreda de Tipe bekannt, von der weiterhin die Rede ſein wird, zieht ſich von der Hochebene von Caracas gegen Catia herunter. Längſt geht man mit dem Plane um, durch dieſe Schlucht einen Fahrweg anzulegen und die alte Straße von Guayra, die beinahe dem Uebergang über den St. Gotthard gleicht, aufzugeben. Nach dieſem Plane könnte der Hafen von Catia, der ſo geräumig als ſicher iſt, an die Stelle des von Guayra treten. Leider iſt dieſer ganze Küſten- ſtrich unter dem Winde von Cabo Blanco mit Wurzelbäumen bewachſen und höchſt ungeſund.
Faſt nirgends auf der Küſte iſt es ſo heiß als in der Nähe von Cabo Blanco. Wir litten ſehr durch die Hitze, die durch die Reverberation des dürren, ſtaubigen Bodens noch geſteigert wurde; die übermäßige Einwirkung des Sonnen- lichtes hatte indeſſen keine nachteiligen Folgen für uns. In Guayra fürchtet man die Inſolation und ihren Einfluß auf
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[87/0095]
es in reinlichen, gut gehaltenen Spitälern dahin, daß von
100 Kranken nur 15 bis 20 und ſelbſt etwas weniger ſterben;
aber überall, wo die Kranken zu ſehr aufeinander gehäuft
ſind, ſteigt die Sterblichkeit auf die Hälfte, wohl gar (wie
im Jahre 1802 bei der franzöſiſchen Armee auf San Domingo)
auf drei Vierteile der Kranken.
Ich fand die Breite von Guayra 10° 36′ 19″, die
Länge 69° 26′ 13″. Die Inklination der Magnetnadel war
am 24. Januar 1800 42,20°, die Deklination nach Nordoſt
4° 30′ 35″; die Intenſität der magnetiſchen Kraft = 237
Schwingungen.
Geht man an der aus Granit gebauten Küſte von Guayra
gegen Weſt, ſo kommt man zwiſchen dieſem Hafen, der nur
eine ſchlecht geſchützte Reede iſt, und dem Hafen von Porto
Cabello an mehrere Einbuchtungen des Landes, wo die Schiffe
vortrefflich ankern können. Es ſind die kleinen Buchten Catia,
Los Arecifes, Puerto la Cruz, Choroni, Sienega de Ocumare,
Turiamo, Burburata und Patanebo. Alle dieſe Häfen, mit
Ausnahme des von Burburata, aus dem man Maultiere nach
Jamaika ausführt, werden gegenwärtig nur von kleinen Küſten-
fahrzeugen beſucht, die Lebensmittel und Kakao von den be-
nachbarten Pflanzungen laden. Die Einwohner von Caracas,
wenigſtens die weiter blickenden, legen einen großen Wert auf
den Ankerplatz Catia, weſtlich von Cabo Blanco. Dieſen
Küſtenpunkt unterſuchten Bonpland und ich während unſeres
zweiten Aufenthaltes in Guayra. Eine Schlucht, unter dem
Namen Quebreda de Tipe bekannt, von der weiterhin die
Rede ſein wird, zieht ſich von der Hochebene von Caracas
gegen Catia herunter. Längſt geht man mit dem Plane um,
durch dieſe Schlucht einen Fahrweg anzulegen und die alte
Straße von Guayra, die beinahe dem Uebergang über den
St. Gotthard gleicht, aufzugeben. Nach dieſem Plane könnte
der Hafen von Catia, der ſo geräumig als ſicher iſt, an die
Stelle des von Guayra treten. Leider iſt dieſer ganze Küſten-
ſtrich unter dem Winde von Cabo Blanco mit Wurzelbäumen
bewachſen und höchſt ungeſund.
Faſt nirgends auf der Küſte iſt es ſo heiß als in der
Nähe von Cabo Blanco. Wir litten ſehr durch die Hitze,
die durch die Reverberation des dürren, ſtaubigen Bodens noch
geſteigert wurde; die übermäßige Einwirkung des Sonnen-
lichtes hatte indeſſen keine nachteiligen Folgen für uns. In
Guayra fürchtet man die Inſolation und ihren Einfluß auf
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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/95>, abgerufen am 15.08.2024.
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