Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.ein; wir konnten die nächsten Gegenstände nicht mehr er- Es wäre unvorsichtig gewesen, in diesem dichten Nebel 1 Aegopogon cenchroides.
ein; wir konnten die nächſten Gegenſtände nicht mehr er- Es wäre unvorſichtig geweſen, in dieſem dichten Nebel 1 Aegopogon cenchroides.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0152" n="144"/> ein; wir konnten die nächſten Gegenſtände nicht mehr er-<lb/> kennen und ſahen mit Erſtaunen, daß das Inſtrument fort-<lb/> während dem Trockenpunkte zuging, bis 47° (84° Sauſſure).<lb/> Die Lufttemperatur war dabei 12 bis 13°. Obgleich beim<lb/> Fiſchbeinhygrometer der Sättigungspunkt in der Luft nicht<lb/> bei 100° iſt, ſondern bei 84,5° (99° S.), ſo ſchien mir doch<lb/> dieſer Einfluß einer Wolke auf den Gang des Inſtrumentes<lb/> im höchſten Grade auffallend. Der Nebel dauerte lange ge-<lb/> nug, daß der Fiſchbeinſtreifen durch Anziehung der Waſſer-<lb/> teilchen ſich hätte verlängern können. Unſere Kleider wurden<lb/> nicht feucht. Ein in dergleichen Beobachtungen geübter Rei-<lb/> ſender verſicherte mich kürzlich, er habe auf der <hi rendition="#aq">Montagne<lb/> pelée</hi> auf Martinique eine Wolke ähnlich auf den Haarhygro-<lb/> meter wirken ſehen. Der Phyſiker hat die Verpflichtung,<lb/> die Erſcheinungen zu berichten, wie die Natur ſie bietet, zu-<lb/> mal wenn er nichts verſäumt hat, um Fehler in der Be-<lb/> obachtung zu vermeiden. Sauſſure ſah während eines heftigen<lb/> Regenguſſes, wobei ſein Hygrometer nicht naß wurde, den-<lb/> ſelben (faſt wie auf der Silla in der Wolke) auf 84,7°<lb/> (48,6° Deluc) ſtehen bleiben; man begreift aber leichter, daß<lb/> die Luft zwiſchen den Regentropfen nicht vollſtändig geſättigt<lb/> wird, als daß der Waſſerdunſt, der den hygroſkopiſchen Körper<lb/> unmittelbar berührt, denſelben nicht dem Sättigungspunkte<lb/> zutreibt. In welchem Zuſtande befindet ſich Waſſerdunſt, der<lb/> nicht naß macht und doch ſichtbar iſt? Man muß, glaube ich,<lb/> annehmen, daß ſich eine trockenere Luft mit der, in der ſich<lb/> die Wolke gebildet, gemiſcht hat, und daß die Dunſtbläschen,<lb/> die ein weit geringeres Volumen haben als die dazwiſchen<lb/> befindliche Luft, die glatte Fläche des Fiſchbeinſtreifens nicht<lb/> naß gemacht haben. Die durchſichtige Luft vor einer Wolke<lb/> kann zuweilen feuchter ſein als der Luftſtrom, der mit der<lb/> Wolke zu uns gelangt.</p><lb/> <p>Es wäre unvorſichtig geweſen, in dieſem dichten Nebel<lb/> am Rande eines 2270 bis 2600 <hi rendition="#aq">m</hi> hohen Abhanges länger<lb/> zu verweilen. Wir gingen wieder vom Oſtgipfel der Silla<lb/> herunter und nahmen dabei eine Grasart auf, die nicht nur<lb/> eine neue, ſehr intereſſante Gattung bildet, ſondern die wir<lb/> auch, zu unſerer großen Ueberraſchung, ſpäter auf dem Gipfel<lb/> des Vulkanes Pichincha in der ſüdlichen Halbkugel, 1800 <hi rendition="#aq">km</hi><lb/> von der Silla, wieder fanden.<note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Aegopogon cenchroides.</hi></note> <hi rendition="#aq">Lichen floridus,</hi> der im<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0152]
ein; wir konnten die nächſten Gegenſtände nicht mehr er-
kennen und ſahen mit Erſtaunen, daß das Inſtrument fort-
während dem Trockenpunkte zuging, bis 47° (84° Sauſſure).
Die Lufttemperatur war dabei 12 bis 13°. Obgleich beim
Fiſchbeinhygrometer der Sättigungspunkt in der Luft nicht
bei 100° iſt, ſondern bei 84,5° (99° S.), ſo ſchien mir doch
dieſer Einfluß einer Wolke auf den Gang des Inſtrumentes
im höchſten Grade auffallend. Der Nebel dauerte lange ge-
nug, daß der Fiſchbeinſtreifen durch Anziehung der Waſſer-
teilchen ſich hätte verlängern können. Unſere Kleider wurden
nicht feucht. Ein in dergleichen Beobachtungen geübter Rei-
ſender verſicherte mich kürzlich, er habe auf der Montagne
pelée auf Martinique eine Wolke ähnlich auf den Haarhygro-
meter wirken ſehen. Der Phyſiker hat die Verpflichtung,
die Erſcheinungen zu berichten, wie die Natur ſie bietet, zu-
mal wenn er nichts verſäumt hat, um Fehler in der Be-
obachtung zu vermeiden. Sauſſure ſah während eines heftigen
Regenguſſes, wobei ſein Hygrometer nicht naß wurde, den-
ſelben (faſt wie auf der Silla in der Wolke) auf 84,7°
(48,6° Deluc) ſtehen bleiben; man begreift aber leichter, daß
die Luft zwiſchen den Regentropfen nicht vollſtändig geſättigt
wird, als daß der Waſſerdunſt, der den hygroſkopiſchen Körper
unmittelbar berührt, denſelben nicht dem Sättigungspunkte
zutreibt. In welchem Zuſtande befindet ſich Waſſerdunſt, der
nicht naß macht und doch ſichtbar iſt? Man muß, glaube ich,
annehmen, daß ſich eine trockenere Luft mit der, in der ſich
die Wolke gebildet, gemiſcht hat, und daß die Dunſtbläschen,
die ein weit geringeres Volumen haben als die dazwiſchen
befindliche Luft, die glatte Fläche des Fiſchbeinſtreifens nicht
naß gemacht haben. Die durchſichtige Luft vor einer Wolke
kann zuweilen feuchter ſein als der Luftſtrom, der mit der
Wolke zu uns gelangt.
Es wäre unvorſichtig geweſen, in dieſem dichten Nebel
am Rande eines 2270 bis 2600 m hohen Abhanges länger
zu verweilen. Wir gingen wieder vom Oſtgipfel der Silla
herunter und nahmen dabei eine Grasart auf, die nicht nur
eine neue, ſehr intereſſante Gattung bildet, ſondern die wir
auch, zu unſerer großen Ueberraſchung, ſpäter auf dem Gipfel
des Vulkanes Pichincha in der ſüdlichen Halbkugel, 1800 km
von der Silla, wieder fanden. 1 Lichen floridus, der im
1 Aegopogon cenchroides.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |