Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.Gay-Lussac die Beobachtung gemacht, daß am Abhange des Nachdem die Leute, die zu uns an Bord gekommen waren, Als wir die Straßen von Santa Cruz betraten, kam es Santa Cruz de Tenerifa, das Annaza der Guanchen, ist Gay-Luſſac die Beobachtung gemacht, daß am Abhange des Nachdem die Leute, die zu uns an Bord gekommen waren, Als wir die Straßen von Santa Cruz betraten, kam es Santa Cruz de Tenerifa, das Añaza der Guanchen, iſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0075" n="59"/> Gay-Luſſac die Beobachtung gemacht, daß am Abhange des<lb/> Veſuvs und im Inneren des Kraters die Intenſität der magne-<lb/> tiſchen Kraft durch die Nähe der Laven modifiziert wird.</p><lb/> <p>Nachdem die Leute, die zu uns an Bord gekommen waren,<lb/> um ſich nach politiſchen Neuigkeiten zu erkundigen, uns mit<lb/> ihren vielerlei Fragen geplagt hatten, ſtiegen wir endlich ans<lb/> Land. Das Boot wurde ſogleich zur Korvette zurückgeſchickt,<lb/> weil die auf der Reede ſehr gefährliche Brandung es leicht<lb/> hätte am Hafendamm zertrümmern können. Das erſte, was<lb/> uns zu Geſicht kam, war ein hochgewachſenes, ſehr gebräuntes,<lb/> ſchlecht gekleidetes Frauenzimmer, das die <hi rendition="#g">Capitana</hi> hieß.<lb/> Hinter ihr kamen einige andere in nicht anſtändigerem Auf-<lb/> zug; ſie beſtürmten uns mit der Bitte, an Bord des Pizarro<lb/> gehen zu dürfen, was ihnen natürlich nicht bewilligt wurde.<lb/> In dieſem von Europäern ſo ſtark beſuchten Hafen iſt die<lb/> Ausſchweifung diszipliniert. Die Capitana iſt von ihresgleichen<lb/> als Anführerin gewählt, und ſie hat große Gewalt über ſie.<lb/> Sie läßt nichts geſchehen, was ſich mit dem Dienſt auf den<lb/> Schiffen nicht verträgt, ſie fordert die Matroſen auf, zur<lb/> rechten Zeit an Bord zurückzukehren, und die Offiziere wenden<lb/> ſich an ſie, wenn man fürchtet, daß ſich einer von der Mann-<lb/> ſchaft verſteckt habe, um auszureißen.</p><lb/> <p>Als wir die Straßen von Santa Cruz betraten, kam es<lb/> uns zum Erſticken heiß vor, und doch ſtand der Thermometer<lb/> nur auf 25°. Wenn man lange Seeluft geatmet hat, fühlt<lb/> man ſich unbehaglich, ſo oft man ans Land geht, nicht weil<lb/> jene Luft mehr Sauerſtoff enthält als die Luft am Lande, wie<lb/> man irrtümlich behauptet hat, ſondern weil ſie weniger mit<lb/> den Gasgemiſchen geſchwängert iſt, welche die tieriſchen und<lb/> Pflanzenſtoffe und die Dammerde, die ſich aus ihrer Zerſetzung<lb/> bildet, fortwährend in den Luftkreis entbinden. Miasmen,<lb/> welche ſich der chemiſchen Analyſe entziehen, wirken gewaltig<lb/> auf unſere Organe, zumal wenn ſie nicht ſchon ſeit längerer<lb/> Zeit denſelben Reizen ausgeſetzt geweſen ſind.</p><lb/> <p>Santa Cruz de Tenerifa, das Añaza der Guanchen, iſt<lb/> eine ziemlich hübſche Stadt mit 8000 Einwohnern. Mir<lb/> iſt die Menge von Mönchen und Weltgeiſtlichen, welche die<lb/> Reiſenden in allen Ländern unter ſpaniſchem Zepter ſehen zu<lb/> müſſen glauben, gar nicht aufgefallen. Ich halte mich auch<lb/> nicht damit auf, die Kirchen zu beſchreiben, die Bibliothek der<lb/> Dominikaner, die kaum ein paar hundert Bände zählt, den<lb/> Hafendamm, wo die Einwohnerſchaft abends zuſammenkommt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0075]
Gay-Luſſac die Beobachtung gemacht, daß am Abhange des
Veſuvs und im Inneren des Kraters die Intenſität der magne-
tiſchen Kraft durch die Nähe der Laven modifiziert wird.
Nachdem die Leute, die zu uns an Bord gekommen waren,
um ſich nach politiſchen Neuigkeiten zu erkundigen, uns mit
ihren vielerlei Fragen geplagt hatten, ſtiegen wir endlich ans
Land. Das Boot wurde ſogleich zur Korvette zurückgeſchickt,
weil die auf der Reede ſehr gefährliche Brandung es leicht
hätte am Hafendamm zertrümmern können. Das erſte, was
uns zu Geſicht kam, war ein hochgewachſenes, ſehr gebräuntes,
ſchlecht gekleidetes Frauenzimmer, das die Capitana hieß.
Hinter ihr kamen einige andere in nicht anſtändigerem Auf-
zug; ſie beſtürmten uns mit der Bitte, an Bord des Pizarro
gehen zu dürfen, was ihnen natürlich nicht bewilligt wurde.
In dieſem von Europäern ſo ſtark beſuchten Hafen iſt die
Ausſchweifung diszipliniert. Die Capitana iſt von ihresgleichen
als Anführerin gewählt, und ſie hat große Gewalt über ſie.
Sie läßt nichts geſchehen, was ſich mit dem Dienſt auf den
Schiffen nicht verträgt, ſie fordert die Matroſen auf, zur
rechten Zeit an Bord zurückzukehren, und die Offiziere wenden
ſich an ſie, wenn man fürchtet, daß ſich einer von der Mann-
ſchaft verſteckt habe, um auszureißen.
Als wir die Straßen von Santa Cruz betraten, kam es
uns zum Erſticken heiß vor, und doch ſtand der Thermometer
nur auf 25°. Wenn man lange Seeluft geatmet hat, fühlt
man ſich unbehaglich, ſo oft man ans Land geht, nicht weil
jene Luft mehr Sauerſtoff enthält als die Luft am Lande, wie
man irrtümlich behauptet hat, ſondern weil ſie weniger mit
den Gasgemiſchen geſchwängert iſt, welche die tieriſchen und
Pflanzenſtoffe und die Dammerde, die ſich aus ihrer Zerſetzung
bildet, fortwährend in den Luftkreis entbinden. Miasmen,
welche ſich der chemiſchen Analyſe entziehen, wirken gewaltig
auf unſere Organe, zumal wenn ſie nicht ſchon ſeit längerer
Zeit denſelben Reizen ausgeſetzt geweſen ſind.
Santa Cruz de Tenerifa, das Añaza der Guanchen, iſt
eine ziemlich hübſche Stadt mit 8000 Einwohnern. Mir
iſt die Menge von Mönchen und Weltgeiſtlichen, welche die
Reiſenden in allen Ländern unter ſpaniſchem Zepter ſehen zu
müſſen glauben, gar nicht aufgefallen. Ich halte mich auch
nicht damit auf, die Kirchen zu beſchreiben, die Bibliothek der
Dominikaner, die kaum ein paar hundert Bände zählt, den
Hafendamm, wo die Einwohnerſchaft abends zuſammenkommt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |