Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.und sehr gut. Konferven, die den Kohlenwasserstoff zersetzen Als wir über die kahlen Hügel am Vorgebirge Cirial Wir trafen in Maniquarez Kreolen, die von einer Jagd- und ſehr gut. Konferven, die den Kohlenwaſſerſtoff zerſetzen Als wir über die kahlen Hügel am Vorgebirge Cirial Wir trafen in Maniquarez Kreolen, die von einer Jagd- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="204"/> und ſehr gut. Konferven, die den Kohlenwaſſerſtoff zerſetzen<lb/> und zugleich Würmern und Inſekten zum Aufenthalt dienen,<lb/> bilden ſich nicht darin. Jahrhundertelang hatte man geglaubt,<lb/> die Halbinſel Araya habe gar keine Quellen ſüßen Waſſers,<lb/> aber im Jahre 1797 haben die Einwohner von Maniquarez<lb/> nach langem vergeblichen Suchen doch ſolches gefunden.</p><lb/> <p>Als wir über die kahlen Hügel am Vorgebirge Cirial<lb/> gingen, ſpürten wir einen ſtarken Bergölgeruch. Der Wind<lb/> kam vom Orte her, wo die Bergölquellen liegen, deren ſchon<lb/> die erſten Beſchreibungen dieſer Länder erwähnen. — Das<lb/> Töpfergeſchirr von Maniquarez iſt ſeit unvordenklicher Zeit<lb/> berühmt, und dieſer Induſtriezweig iſt ganz in den Händen<lb/> der Indianerweiber. Es wird noch gerade ſo fabriziert wie<lb/> vor der Eroberung. Dieſes Verfahren iſt einerſeits eine Probe<lb/> vom Zuſtand der Künſte in ihrer Kindheit, und andererſeits<lb/> von der Starrheit der Sitten, die allen eingeborenen Völkern<lb/> Amerikas als ein Charakterzug eigen iſt. In 300 Jahren<lb/> konnte die Töpferſcheibe keinen Eingang auf einer Küſte finden,<lb/> die von Spanien nur 30 bis 40 Tagereiſen zur See entfernt<lb/> iſt. Die Eingeborenen haben eine dunkle Vorſtellung davon,<lb/> daß es ein ſolches Werkzeug gibt, und ſie würden ſich des-<lb/> ſelben bedienen, wenn man ihnen das Muſter in die Hand<lb/> gäbe. Die Thongruben ſind 2,75 <hi rendition="#aq">km</hi> öſtlich von Maniquarez.<lb/> Dieſer Thon iſt das Zerſetzungsprodukt eines durch Eiſenoxyd<lb/> rot gefärbten Glimmerſchiefers. Die Indianerinnen nehmen<lb/> vorzugsweiſe ſolchen, der viel Glimmer enthält. Sie formen<lb/> mit großem Geſchick Gefäße von 60 <hi rendition="#aq">cm</hi> bis 1 <hi rendition="#aq">m</hi> Durchmeſſer<lb/> mit ſehr regelmäßiger Krümmung. Da ſie den Brennofen<lb/> nicht kennen, ſo ſchichten ſie Strauchwerk von Desmanthus,<lb/> Caſſia und baumartiger Capparis um die Töpfe und brennen<lb/> ſie in freier Luft. Weiter weſtwärts von der Thongrube liegt<lb/> die Schlucht der <hi rendition="#g">Mina</hi> (Bergwerk). Nicht lange nach der<lb/> Eroberung ſollen venezianiſche Goldſchürfer dort Gold aus<lb/> dem Glimmerſchiefer gewonnen haben. Dieſes Metall ſcheint<lb/> hier nicht auf Quarzgängen vorzukommen, ſondern im Geſtein<lb/> eingeſprengt zu ſein, wie zuweilen im Granit und Gneis.</p><lb/> <p>Wir trafen in Maniquarez Kreolen, die von einer Jagd-<lb/> partie auf Cubagua kamen. Die Hirſche von der kleinen Art<lb/> ſind auf dieſem unbewohnten Eilande ſo häufig, daß man<lb/> täglich drei und vier ſchießen kann. Ich weiß nicht, wie die<lb/> Tiere hinübergekommen ſind; denn Laet und andere Chroniſten<lb/> des Landes, die von der Gründung von Neucadiz berichten,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0220]
und ſehr gut. Konferven, die den Kohlenwaſſerſtoff zerſetzen
und zugleich Würmern und Inſekten zum Aufenthalt dienen,
bilden ſich nicht darin. Jahrhundertelang hatte man geglaubt,
die Halbinſel Araya habe gar keine Quellen ſüßen Waſſers,
aber im Jahre 1797 haben die Einwohner von Maniquarez
nach langem vergeblichen Suchen doch ſolches gefunden.
Als wir über die kahlen Hügel am Vorgebirge Cirial
gingen, ſpürten wir einen ſtarken Bergölgeruch. Der Wind
kam vom Orte her, wo die Bergölquellen liegen, deren ſchon
die erſten Beſchreibungen dieſer Länder erwähnen. — Das
Töpfergeſchirr von Maniquarez iſt ſeit unvordenklicher Zeit
berühmt, und dieſer Induſtriezweig iſt ganz in den Händen
der Indianerweiber. Es wird noch gerade ſo fabriziert wie
vor der Eroberung. Dieſes Verfahren iſt einerſeits eine Probe
vom Zuſtand der Künſte in ihrer Kindheit, und andererſeits
von der Starrheit der Sitten, die allen eingeborenen Völkern
Amerikas als ein Charakterzug eigen iſt. In 300 Jahren
konnte die Töpferſcheibe keinen Eingang auf einer Küſte finden,
die von Spanien nur 30 bis 40 Tagereiſen zur See entfernt
iſt. Die Eingeborenen haben eine dunkle Vorſtellung davon,
daß es ein ſolches Werkzeug gibt, und ſie würden ſich des-
ſelben bedienen, wenn man ihnen das Muſter in die Hand
gäbe. Die Thongruben ſind 2,75 km öſtlich von Maniquarez.
Dieſer Thon iſt das Zerſetzungsprodukt eines durch Eiſenoxyd
rot gefärbten Glimmerſchiefers. Die Indianerinnen nehmen
vorzugsweiſe ſolchen, der viel Glimmer enthält. Sie formen
mit großem Geſchick Gefäße von 60 cm bis 1 m Durchmeſſer
mit ſehr regelmäßiger Krümmung. Da ſie den Brennofen
nicht kennen, ſo ſchichten ſie Strauchwerk von Desmanthus,
Caſſia und baumartiger Capparis um die Töpfe und brennen
ſie in freier Luft. Weiter weſtwärts von der Thongrube liegt
die Schlucht der Mina (Bergwerk). Nicht lange nach der
Eroberung ſollen venezianiſche Goldſchürfer dort Gold aus
dem Glimmerſchiefer gewonnen haben. Dieſes Metall ſcheint
hier nicht auf Quarzgängen vorzukommen, ſondern im Geſtein
eingeſprengt zu ſein, wie zuweilen im Granit und Gneis.
Wir trafen in Maniquarez Kreolen, die von einer Jagd-
partie auf Cubagua kamen. Die Hirſche von der kleinen Art
ſind auf dieſem unbewohnten Eilande ſo häufig, daß man
täglich drei und vier ſchießen kann. Ich weiß nicht, wie die
Tiere hinübergekommen ſind; denn Laet und andere Chroniſten
des Landes, die von der Gründung von Neucadiz berichten,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |