Zeiten. Wozu? Damit alle Familien der hl. Familie durch Leiden ähnlicher werde.
Deshalb durchgehet nur alle Jahrhunderte, nirgends findet ihr eine wahrhaft fromme Familie, welche nicht auf dem Becher der Leiden getrunken und heute noch trinkt. Jene Familien, deren Mütter in der Kirche als Heilige verehrt werden, will ich nicht erwähnen, aber aus dem Leben der hl. M. Anna von Jesu, die Lilie von Quito genannt, ein rührendes Beispiel anführen. M. Anna, von Pius IX. heilig gesprochen, hatte eine junge Nichte Johanna Caso, welche ihr zur Erziehung übergeben wurde. Diese machte in der Tugend so herrliche Fortschritte, daß sie das Gelübde ewiger Jungfräulichkeit ablegen wollte. Ihre Tante hielt sie davon ab mit der Versicherung, sie sei für den Ehestand berufen. Wirklich verehelichte sie sich mit einem durch Adel wie durch Frömmigkeit gleich ausgezeichneten Mann. Gott schenkte ihnen fünf Kinder, welche in Unschuld und Frömmigkeit aufwuchsen. Wie ein Engel wachte Johanna über ihre Familie; sie war immer durch Gebet mit Gott vereinigt, züchtigte ihren Leib durch Fasten, Bußgürtel, Geiselstreiche. Gegen Arme und Kranke hatte sie die wunderbarste Liebe. Hörte sie, daß Reisende von Räubern erschlagen worden, wurde sie zur Heldin, suchte die Leichen mit Lebensgefahr auf, sie zu beerdigen.
Habet ihr da nicht jenes heilige, starke Weib, von welchem der hl. Geist redet? Nicht eine Familie als Abbild der hl. Familie? konnte je eine Haushaltung würdiger sein, vor zeitlichem Unglücke bewahrt zu bleiben? Und doch verliert ihr Vater bei Ausübung seines Amtes sein Vermögen und befindet sich zuletzt im Kerker. Sie leidet mit ihrer Familie große Verluste, und mitten in allem Unglücke verliert sie ihre einzige Trösterin; denn die Lilie von Quito wird in dem Himmel verpflanzt.
Zeiten. Wozu? Damit alle Familien der hl. Familie durch Leiden ähnlicher werde.
Deshalb durchgehet nur alle Jahrhunderte, nirgends findet ihr eine wahrhaft fromme Familie, welche nicht auf dem Becher der Leiden getrunken und heute noch trinkt. Jene Familien, deren Mütter in der Kirche als Heilige verehrt werden, will ich nicht erwähnen, aber aus dem Leben der hl. M. Anna von Jesu, die Lilie von Quito genannt, ein rührendes Beispiel anführen. M. Anna, von Pius IX. heilig gesprochen, hatte eine junge Nichte Johanna Caso, welche ihr zur Erziehung übergeben wurde. Diese machte in der Tugend so herrliche Fortschritte, daß sie das Gelübde ewiger Jungfräulichkeit ablegen wollte. Ihre Tante hielt sie davon ab mit der Versicherung, sie sei für den Ehestand berufen. Wirklich verehelichte sie sich mit einem durch Adel wie durch Frömmigkeit gleich ausgezeichneten Mann. Gott schenkte ihnen fünf Kinder, welche in Unschuld und Frömmigkeit aufwuchsen. Wie ein Engel wachte Johanna über ihre Familie; sie war immer durch Gebet mit Gott vereinigt, züchtigte ihren Leib durch Fasten, Bußgürtel, Geiselstreiche. Gegen Arme und Kranke hatte sie die wunderbarste Liebe. Hörte sie, daß Reisende von Räubern erschlagen worden, wurde sie zur Heldin, suchte die Leichen mit Lebensgefahr auf, sie zu beerdigen.
Habet ihr da nicht jenes heilige, starke Weib, von welchem der hl. Geist redet? Nicht eine Familie als Abbild der hl. Familie? konnte je eine Haushaltung würdiger sein, vor zeitlichem Unglücke bewahrt zu bleiben? Und doch verliert ihr Vater bei Ausübung seines Amtes sein Vermögen und befindet sich zuletzt im Kerker. Sie leidet mit ihrer Familie große Verluste, und mitten in allem Unglücke verliert sie ihre einzige Trösterin; denn die Lilie von Quito wird in dem Himmel verpflanzt.
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Zeiten. Wozu? Damit alle Familien der hl. Familie
durch Leiden ähnlicher werde.
Deshalb durchgehet nur alle Jahrhunderte, nirgends
findet ihr eine wahrhaft fromme Familie, welche nicht
auf dem Becher der Leiden getrunken und heute noch
trinkt. Jene Familien, deren Mütter in der Kirche als
Heilige verehrt werden, will ich nicht erwähnen, aber aus
dem Leben der hl. M. Anna von Jesu, die Lilie von
Quito genannt, ein rührendes Beispiel anführen. M. Anna,
von Pius IX. heilig gesprochen, hatte eine junge Nichte
Johanna Caso, welche ihr zur Erziehung übergeben wurde.
Diese machte in der Tugend so herrliche Fortschritte, daß
sie das Gelübde ewiger Jungfräulichkeit ablegen wollte.
Ihre Tante hielt sie davon ab mit der Versicherung, sie
sei für den Ehestand berufen. Wirklich verehelichte sie
sich mit einem durch Adel wie durch Frömmigkeit gleich
ausgezeichneten Mann. Gott schenkte ihnen fünf Kinder,
welche in Unschuld und Frömmigkeit aufwuchsen. Wie
ein Engel wachte Johanna über ihre Familie; sie war
immer durch Gebet mit Gott vereinigt, züchtigte ihren
Leib durch Fasten, Bußgürtel, Geiselstreiche. Gegen Arme
und Kranke hatte sie die wunderbarste Liebe. Hörte sie,
daß Reisende von Räubern erschlagen worden, wurde sie
zur Heldin, suchte die Leichen mit Lebensgefahr auf, sie
zu beerdigen.
Habet ihr da nicht jenes heilige, starke Weib, von
welchem der hl. Geist redet? Nicht eine Familie als
Abbild der hl. Familie? konnte je eine Haushaltung
würdiger sein, vor zeitlichem Unglücke bewahrt zu bleiben?
Und doch verliert ihr Vater bei Ausübung seines Amtes
sein Vermögen und befindet sich zuletzt im Kerker. Sie
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allem Unglücke verliert sie ihre einzige Trösterin; denn
die Lilie von Quito wird in dem Himmel verpflanzt.
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/307>, abgerufen am 23.11.2024.
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