möglich ist. Kleine Kinder können nicht gehen, ebenso Kranke, Schwache, Arme, denen die nothwendigen Kleider fehlen, solche, die gar zu weit von der Kirche entfernt sind. Endlich muß in den meisten Familien jemand zu Hause bleiben; aber diese sollen, wenn es möglich ist, einem Frühgottesdienste beiwohnen.
Was nun wollen die andern vorbringen, um zu Hause zu bleiben? Um dem Beispiele der hl. Familie nicht nachzufolgen? "Es ist mir unbequem. Ich muß früh aufstehen, bin am Samstag abend müde, am Sonntag morgen hab ich alle Hände voll Arbeit." Gut, es ist also unbequem. Aber betrachtet nur die hl. Familie. Für die Reise braucht sie acht Tage; eine Woche bleibt sie in Jerusalem, um das ganze Osterfest zu feiern. War das bequem für die Mutter Gottes und das göttliche Kind? Bequem für den hl. Joseph, der auf der weiten Reise für beide zu sorgen hatte? "Ich habe euch ein Beispiel gegeben." 15 Tage nicht bloß nicht arbeiten, sondern die Kosten der Reise tragen, - war das bequem? Hätte nicht die Mutter Gottes sagen können: "Ich will das Haus bewachen, euch bei der Heimkehr für die nothwendige Erfrischung sorgen; ich bin ja ohnehin nicht verpflichtet am Feste theilzunehmen." Warum sprach und handelte die makellose Jungfrau nicht so? Wie, christliche Mütter, wollet ihr euch dies Beispiel zurecht legen?
Dürfet ihr euch am Sonntag von der Familie trennen, ohne wichtigen Grund zu Hause bleiben? "Aber ich schicke die Kinder?" Der Knabe Jesus ging mit dem hl. Joseph auch nach Jerusalem, blieb deßhalb seine Mutter zurück? "Aber ich wollte schon gehen, wenn nur der Mann oder die größern Kinder mir am Sonntag morgen behilflich wären." Aber wenn dies vernachlässiget wird, wenn der Vater oder die größern Kinder zu bequem oder zu leichtsinnig geworden, wenn die größern Kinder
möglich ist. Kleine Kinder können nicht gehen, ebenso Kranke, Schwache, Arme, denen die nothwendigen Kleider fehlen, solche, die gar zu weit von der Kirche entfernt sind. Endlich muß in den meisten Familien jemand zu Hause bleiben; aber diese sollen, wenn es möglich ist, einem Frühgottesdienste beiwohnen.
Was nun wollen die andern vorbringen, um zu Hause zu bleiben? Um dem Beispiele der hl. Familie nicht nachzufolgen? „Es ist mir unbequem. Ich muß früh aufstehen, bin am Samstag abend müde, am Sonntag morgen hab ich alle Hände voll Arbeit.“ Gut, es ist also unbequem. Aber betrachtet nur die hl. Familie. Für die Reise braucht sie acht Tage; eine Woche bleibt sie in Jerusalem, um das ganze Osterfest zu feiern. War das bequem für die Mutter Gottes und das göttliche Kind? Bequem für den hl. Joseph, der auf der weiten Reise für beide zu sorgen hatte? „Ich habe euch ein Beispiel gegeben.“ 15 Tage nicht bloß nicht arbeiten, sondern die Kosten der Reise tragen, – war das bequem? Hätte nicht die Mutter Gottes sagen können: „Ich will das Haus bewachen, euch bei der Heimkehr für die nothwendige Erfrischung sorgen; ich bin ja ohnehin nicht verpflichtet am Feste theilzunehmen.“ Warum sprach und handelte die makellose Jungfrau nicht so? Wie, christliche Mütter, wollet ihr euch dies Beispiel zurecht legen?
Dürfet ihr euch am Sonntag von der Familie trennen, ohne wichtigen Grund zu Hause bleiben? „Aber ich schicke die Kinder?“ Der Knabe Jesus ging mit dem hl. Joseph auch nach Jerusalem, blieb deßhalb seine Mutter zurück? „Aber ich wollte schon gehen, wenn nur der Mann oder die größern Kinder mir am Sonntag morgen behilflich wären.“ Aber wenn dies vernachlässiget wird, wenn der Vater oder die größern Kinder zu bequem oder zu leichtsinnig geworden, wenn die größern Kinder
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möglich ist. Kleine Kinder können nicht gehen, ebenso
Kranke, Schwache, Arme, denen die nothwendigen Kleider
fehlen, solche, die gar zu weit von der Kirche entfernt
sind. Endlich muß in den meisten Familien jemand zu
Hause bleiben; aber diese sollen, wenn es möglich ist,
einem Frühgottesdienste beiwohnen.
Was nun wollen die andern vorbringen, um zu Hause
zu bleiben? Um dem Beispiele der hl. Familie nicht
nachzufolgen? „Es ist mir unbequem. Ich muß früh
aufstehen, bin am Samstag abend müde, am Sonntag
morgen hab ich alle Hände voll Arbeit.“ Gut, es ist
also unbequem. Aber betrachtet nur die hl. Familie. Für
die Reise braucht sie acht Tage; eine Woche bleibt sie
in Jerusalem, um das ganze Osterfest zu feiern. War
das bequem für die Mutter Gottes und das göttliche Kind?
Bequem für den hl. Joseph, der auf der weiten Reise
für beide zu sorgen hatte? „Ich habe euch ein Beispiel
gegeben.“ 15 Tage nicht bloß nicht arbeiten, sondern die
Kosten der Reise tragen, – war das bequem? Hätte
nicht die Mutter Gottes sagen können: „Ich will das
Haus bewachen, euch bei der Heimkehr für die nothwendige
Erfrischung sorgen; ich bin ja ohnehin nicht verpflichtet
am Feste theilzunehmen.“ Warum sprach und handelte die
makellose Jungfrau nicht so? Wie, christliche Mütter,
wollet ihr euch dies Beispiel zurecht legen?
Dürfet ihr euch am Sonntag von der Familie trennen,
ohne wichtigen Grund zu Hause bleiben? „Aber ich
schicke die Kinder?“ Der Knabe Jesus ging mit dem
hl. Joseph auch nach Jerusalem, blieb deßhalb seine
Mutter zurück? „Aber ich wollte schon gehen, wenn nur
der Mann oder die größern Kinder mir am Sonntag
morgen behilflich wären.“ Aber wenn dies vernachlässiget
wird, wenn der Vater oder die größern Kinder zu bequem
oder zu leichtsinnig geworden, wenn die größern Kinder
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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